Das Buch Von Ascalon: Historischer Roman
Worte im Hals stecken bleiben. Seine Augen weiteten sich, als hätte er etwas erblickt, das ihn entsetzte. Verblüfft stellte Conn fest, dass es die Kreuze waren, die auf den Schulterpartien ihrer Umhänge prangten. »Ihr … seid Krieger des Kreuzes?«, erkundigte sich der Alte ängstlich.
» Streiter des Herrn«, drückte Baldric es anders aus. »Mein Name ist Baldric. Dies ist Conwulf, mein Diener und Knappe. Dürfen wir auch erfahren, wen wir mit Gottes Hilfe aus der Gewalt der Wegelagerer befreit haben?«
Der Alte zögerte kurz. »Den Kaufmann Isaac von Köln und seinen Diener Ilan«, entgegnete er dann leise. Das ängstliche Beben in seiner Stimme war unüberhörbar.
»Juden demnach?«, erkundigte sich Baldric.
»Ja, Herr«, antwortete der Weißhaarige und senkte das Haupt, anders als sein Diener. Zwar war die Kapuze seines Mantels hochgeschlagen, sodass nur die untere Gesichtshälfte zu sehen war, aber Conn glaubte trotzdem, eine Spur von Trotz darin zu erkennen.
»Seid unbesorgt, alter Mann«, sagte Baldric, während er das Schwert zurück in die Scheide fahren ließ. »Dies Zeichen macht uns nicht zu Feinden. Ihr habt nichts zu befürchten.«
»W ie das, Herr? Habt Ihr nicht feierlich geschworen, alle Heiden zu töten? Und sind wir nicht Heiden in Euren Augen?« Nicht der Kaufmann hatte gesprochen, sondern sein Diener, mit ebenjenem Trotz, der sich in seinen Zügen bereits angekündigt hatte.
Baldric wandte sich dem jungen Mann zu, dessen Französisch mit dem gleichen Akzent behaftet war wie das des Alten, jedoch gut verständlich. War schon der Herr von nicht gerade wohlgenährter Statur, war der Diener geradezu abgemagert. In seinem Gesicht spross noch kein Bart, sodass Conn sein Alter auf höchstens fünfzehn Winter schätzte. Sein Gewand schlotterte um dürre Beine, die Hände waren zart und fraglos nicht an harte Arbeit gewohnt. An Mut jedoch schien es ihm nicht zu fehlen, denn der Blick seiner dunklen Augen stach so herausfordernd unter der Kapuze hervor, dass Conn sich unwillkürlich darüber ärgerte.
»Ihr tätet gut daran, an Euch zu halten, Freund«, beschied er ihm im besten Französisch, zu dem er in der Lage war. »Schließlich hat Herr Baldric auch Euch gerade das Leben gerettet.«
» Bitte verzeiht meinem Diener seine unbedachten Worte«, sagte Isaac schnell und bedachte den Jungen mit einem strafenden Seitenblick. »Bisweilen ist seine Zunge schneller als sein Verstand.«
»Seine Frage war dennoch berechtigt«, erwiderte Baldric mit überraschender Ruhe. »Für andere Kämpfer Christi vermag ich nicht zu sprechen, aber ich für meinen Teil sehe meine Aufgabe nicht darin, Krieg und Zwist in christliche Länder zu tragen und jene zu Feinden zu erklären, die uns weder schaden noch uns bedrohen. Mein Kampf, junger Freund«, wandte er sich direkt an Ilan, »gilt allein den Ungläubigen, die die heiligen Stätten besetzen und das Leben unserer Pilger bedrohen. In Euch vermag ich weder das eine noch das andere zu erkennen.«
Der Diener blieb eine Antwort schuldig, aber Conn konnte sehen, dass sich die Gesichtszüge unter der Kapuze entspannten.
In diesem Moment kehrte der Schmerz zurück. Infolge der Aufregung war er für einige Augenblicke in den Hintergrund getreten. Nun jedoch brachte er sich wieder in Erinnerung, und das so heftig, dass Conn die Kontrolle über seine Gesichtszüge verlor und sich ihm eine leise Verwünschung entrang.
»W as habt Ihr da?«, fragte Isaac in seinem harten Akzent, auf die Schlinge deutend.
»Nichts weiter«, knurrte Conn zähneknirschend. »Nur eine alte Wunde, die mir hin und wieder zusetzt.«
»Soll mein Diener sich die Wunde ansehen?«, schlug der Alte vor. »Er besitzt einige Kenntnisse in der Heilkunst.«
Conn sah, wie Ilan seinem Herrn einen erschrockenen Blick zuwarf. Die beiden wechselten einige Worte in ihrer fremden Sprache und waren sich dabei offenbar uneins. Schließlich schien der alte Isaac sich jedoch durchzusetzen, und Ilan senkte das Haupt – wohl weniger in Unterwürfigkeit als vielmehr in wütender Enttäuschung.
» W enn Ihr es wünscht«, wiederholte der Kaufmann, »wird Ilan Eure Wunde inspizieren. Vielleicht können wir Euch helfen und uns auf diese Weise für unsere Rettung bedanken.«
»Eine solche Hilfe wäre mehr als willkommen«, sagte Baldric. »Nicht wahr?«
Conn antwortete nicht. Natürlich bereitete ihm sein Arm Höllenqualen, und natürlich wäre er für jede Linderung dankbar gewesen. Aber die anmaßende Art
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