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Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies

Titel: Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gesehen. «
    » Und vielleicht hast du damit gar nicht so falsch gelegen. «
    » Um ehrlich zu sein, so weiß ich nun nicht mehr recht, was ich über Euch denken soll. «
    » Wie langweilig wäre die Welt, wenn wir einander immer gleich durchschauen würden, meinst du nicht auch? «
    » Aber das Leben wäre auch einfacher, denke ich. «
    Albertus zuckte die Achseln. » Das ist keine Frage für einen Winterabend auf der Donau. Eher für die Debattierstube eines Philosophen. «
    » Wie Ihr zweifellos einer seid. «
    » Nicht heute Nacht. « Er blickte wieder hinaus auf den nächtlichen Flusslauf. Das einzelne Segel des Schiffs flatterte leise im Wind. Nicht weit von ihnen erlosch eine der Lampen an der Reling. » Ich bin nicht nur an Deck gekommen, um dir das alles zu erzählen, Aelvin. «
    » Wenn es wegen Favola ist «, beeilte sich Aelvin zu sagen, brach aber ab, als Albertus den Kopf schüttelte.
    » Ich will dir danken «, sagte der Magister. » Dafür, dass du mich daran erinnerst, dass es manchmal falsch sein kann, das Richtige zu tun. «
    » Das verstehe ich nicht. «
    » Beim Abschied von Saphilius, als du mir widersprochen und den kleinen Mann gewarnt hast vor unseren Verfolgern – nun, das war eine ehrenwerte Entscheidung, die du da getroffen hast. «
    » Aber ich habe gar nicht darüber nachgedacht. Ich habe einfach nur gesagt, was mir in den Sinn kam. «
    » Und genau das ist es, was mir selbst manchmal schwe r f ällt. Ich habe den Verstand immer über das Herz gestellt, das Abwägen stets über den spontanen Gedanken. Darum bin ich froh, dass ich dich an meiner Seite weiß. Du sollst mein Gewissen sein, Aelvin. Der Engel, der über meine Schulter schaut, wenn ich einmal mehr dem Kalkül folge, nicht dem Ruf der Seele. «
    Aelvin lachte leise. » Ganz gewiss bin ich kein Engel. «
    » Vielleicht aber so etwas wie der gute Geist unseres Auftrags. «
    Aelvin hätte nie für möglich gehalten, dass ausgerechnet ihn irgendjemand so nennen könnte.
    » Bewahre dir dein Herz, mein Junge. Wir mögen es noch viele Male nötig haben auf dem Weg, der vor uns liegt. « Albertus nickte ihm zu, dann drehte er sich um und ging zurück unter Deck.
    Aelvin starrte ihm nach, eine schattenhafte Gestalt im Flackerschein der Bootslampen. Das Herz, das er sich bewahren sollte, hämmerte so heftig in seiner Brust, dass es ihm fast den Atem raubte.
    Eine weitere Flamme erlosch.
    Das Boot glitt tiefer in die Nacht.
    Am Ufer heulten wieder die Wölfe.

DIE LETZTE DER NIZARIS
    D unkelheit.
    So viele Tage Dunkelheit. Aber als schließlich fremde Hände die Binde von ihren Augen lösten, brach kein Licht über sie herein, sondern nur eine andere, nicht weniger irritierende Finsternis.
    Inmitten der Schatten schwebte ein Gesicht wie eine Erscheinung.
    » Doquz «, sagte Sinaida leise und erschrak, als sie ihre eigene Stimme hörte. Sie klang rau und erschöpft. Seit Tagen hatte sie kein Wort gesprochen. » Was willst du? «
    » Ich bin deine Schwester «, sagte Doquz, als sei das Erklärung genug.
    » Und das ist dir heute Nacht wieder eingefallen? «
    » Hulagu hat mir verboten, zu dir zu gehen. «
    » Und natürlich hast du ihm gehorcht. «
    Doquz ’ Züge erstarrten. » Er ist der Il-Khan der Großen Horde und unser aller Gebieter. «
    Sinaida spuckte vor ihrer Schwester auf den Boden der Jurte, in der man sie seit einer Woche mit verbundenen Augen gefangen hielt. » Gebieter «, knurrte sie abfällig. » Natürlich. «
    Einen Augenblick lang sah Doquz aus, als wollte sie auffahren, doch dann schüttelte sie niedergeschlagen den Kopf.
    » Es tut mir so Leid, was geschehen ist. «
    Sinaida lag eine weitere bissige Bemerkung auf der Zunge, aber sie schluckte sie hinunter. Sie hatte zu viel gelitten in diesen letzten Tagen, um sich jetzt noch auf einen Streit mit ihrer Schwester einzulassen, vielleicht dem einzigen Menschen auf der Welt, der ihr geblieben war.
    » Habt ihr Nachricht von ihm bekommen? «, fragte sie.
    Doquz zog einen schmalen Dolch aus dem Gürtel ihres schwarzen Kleides. Ohne zu antworten, trat sie um den Pfahl herum, hinter dem Sinaidas Hände mit Lederbändern gefesselt waren. Einen Atemzug später konnte Sinaida ihre Arme wieder bewegen. Sie fühlten sich taub und nutzlos an.
    Doquz reichte ihr den Dolch. » Für die Fesseln an deinen Füßen. «
    Sinaida bückte sich nicht, um die Bänder zu zerschneiden. Aufrecht blieb sie stehen und starrte Doquz durchdringend an. » Was ist mit Khur Shah? «
    Ihre Schwester

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