Das Buch von Eden - Die Suche nach dem verlorenen Paradies
Vielleicht. «
» Aber vorher wird der Mann verraten, dass du hier gewesen bist. «
» Das ist mir egal. Ich habe nur eine Schwester. « Doquz sah jetzt unendlich traurig aus. » Begreifst du das denn nicht? Ich würde das Leben jeden Mannes in diesem Lager opfern, wenn ich damit deines retten kann. «
» Auch das Leben Hulagus? «
Doquz senkte den Blick und trat einen Schritt zurück.
» Ich habe deine Grausamkeit nicht verdient, Sinaida. Hulagu wird mich bestrafen, wenn er erfährt, dass ich dir geholfen habe. Er wird mich nicht töten, aber er wird mich bestrafen. «
» Dann komm mit mir! «
» Ich liebe Hulagu. Ganz gleich, was er getan hat oder noch tun wird. Ich könnte ihn niemals verlassen. «
» Obwohl er dich verachten wird? «
Doquz ’ Lächeln war melancholisch und stolz zugleich.
» Deshalb bin ich nicht sicher, ob du weißt, was wahre Liebe bedeutet. Hulagu wird mich nicht verachten. Seine Wut wird verfliegen. Ich kenne ihn viel zu gut. «
Sinaida schob den Dolch unter ihren Gürtel und nahm ihre Schwester in den Arm. » Ich flehe dich an, geh mit mir fort von hier. «
» Niemals «, flüsterte Doquz an ihrem Ohr. » Wohin willst du gehen? «
» Erst einmal muss ich so viele Nizaris wie möglich dazu bewegen, mir zu folgen. «
Doquz erstarrte in ihrer Umarmung, dann löste sie sich von Sinaida. » Ich hätte es dir gleich sagen sollen. «
Sinaida sah sie an und spürte, wie sich das Zelt um sie drehte. » Das hat er nicht – «
» Ich habe versucht, ihn umzustimmen. Du musst mir glauben. Das habe ich wirklich. «
» Sag es. «
» Ich – «
» Sprich es aus! «
Doquz wandte sich ab und schlug die Hände vors Gesicht. Sinaida sprang auf, riss ihr die Arme herunter und blickte in die tränenroten Augen ihrer Schwester. » Alle? «, fragte sie.
Doquz nickte.
» Die Frauen? Und die Kinder? «
» Jeden Einzelnen. Sie … sie wurden im Schlaf überrascht, vor drei Nächten. « Doquz schluckte und musste die Worte durch ihre Kehle heraufwürgen. » Die Krieger haben sie alle im großen Hof von Alamut zusammengetrieben und von den Zinnen aus mit Öl übergo ssen. «
Sinaida taumelte zurück und stützte sich mit einer Hand an dem Pfahl ab, an den sie sieben Tage gefesselt gewesen war.
» Shadhan «, wisperte sie.
» Er hat Hulagu gesagt, dass die Horde nie sicher sein werde, solange ein einziger Nizari am Leben bleibt. Beim Kampf um Bagdad könne er es sich nicht leisten, dass die Nizaris ihm in den Rücken fallen. «
» Warum bin ich dann noch am Leben? «
» Du bist eine von uns. Herrgott, Sinaida, du bliebest auch meine Schwester, wenn du den Teufel persönlich geheiratet hättest. «
Sinaida blickte durch einen Tränenschleier auf ihre Schwester. » Nein, Doquz, das hast du getan. «
Sie gab sich einen Ruck, stieß sich von dem Pfahl ab und zückte den Dolch. Doquz wich erschrocken zurück bis zum Ausgang der Jurte, aber Sinaida war viel schneller als sie. Die Fähigkeiten, die Kasim sie gelehrt hatte, wehten sie leicht wie einen Schatten auf ihre Schwester zu.
» Nicht «, flüsterte Doquz, aber es klang ergeben, als hätte sie sich in diesem einen Augenblick mit ihrem Schicksal abgefunden.
Doch Sinaida richtete den Dolch nicht gegen ihre Schwester. Stattdessen stieß sie die Klinge mit aller Kraft durch das Fell vor dem Eingang. Ein Flattern. Ein Keuchen. Sie spürte, wie die scharfe Spitze außen in den Körper des Wächters drang.
Doquz starrte sie an. » Er hätte dich gehen lassen. «
» Und dich verraten. « Sinaida zog das Lederstück beiseite. Sie war selbst erstaunt, wie gut sie den Stoß bemessen hatte. Die Klinge war genau ins Genick des Mannes gefahren. Er war auf der Stelle tot gewesen. Ihre steifen Gelenke erholten sich rascher, als sie befürchtet hatte.
» Sinaida! «
Sie drehte sich um.
Doquz ergriff ihre Hand und bemühte sich, keinen Blick auf den Toten zu werfen. » Reite so schnell und so weit fort, wie du kannst. Shadhan wird dich verfolgen lassen. «
» Das braucht er nicht. Er und ich … wir werden uns wiedersehen. «
» Was hast du vor? «
Sinaida streichelte in einer traumwandlerischen Geste die Wange ihrer Schwester. » Alle hier werden sterben, Doquz. Verlasse die Horde, solange du noch kannst. «
» Du bist nur eine einzelne Frau. Was willst du – « Begreifen erhellte ihre Züge, als alles Blut aus ihrem Gesicht floss.
» Das kannst du nicht tun! «
» Ich gehe nach Bagdad. Der Kalif wird mich anhören. «
Doquz legte die Hand
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