Das Camp (Sartos) (German Edition)
sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Ich hoffe, es ist nicht mehr allzu weit. Im Dunkeln finden wir sie nie.“ Rory blickte besorgt an den Himmel. Die Sonne stand schon tief und Regenwolken zogen auf.
„Nun, Regen wäre ein Geschenk des Himmels. So ein richtig satter Wolkenbruch würde die Hunde vermutlich ebenso überfordern, wie die Willenskraft der Securitatis“ , mutmaßte Francis.
Sein Wunsch wurde erhört. Nach einer Viertelstunde weiteren Marschs Öffneten sich die Schleusen des Himmels und ein gewaltiges Gewitter brach los. Trotzdem sie sich unter dicht belaubten Bäumen befanden, waren sie nach wenigen Minuten durchweicht. Der Boden verwandelte sich in Morast und sie mussten sich jedes weitere Vorwärtskommen erkämpfen.
Die Höhle
„Da! Wir habens geschafft! Hier ist der kleine Trampelpfad!“ Troy zeigte auf eine wassergefüllte Rinne zu ihren Füßen. Die Dunkelheit brach bereits herein, als sie endlich die Höhle gefunden hatten. Sie kauerten eine Weile im Gebüsch und beobachteten die Szenerie, um sicher zu sein, nicht in eine Falle zu tappen. Als sich nichts rührte, führten Troy und Rory sie zu dem, hinter dichtem Farnbewuchs versteckten Felsspalt. Es war mittlerweile so dunkel, dass sie nur noch Umrisse erkennen konnten. Sie tasteten den Boden ab, in der Hoffnung Streichhölzer oder ein Feuerzeug zu finden.
„Ich hab was!“ rief Rory und ratschte über das Zündrad eines Feuerzeugs. Eine helle Flamme erschien.
„Hier steht noch die Öl-Lampe!“ Troy reichte sie ihm und bald erstrahlte die Höhle in einem behaglichen Licht. Sie verstopften die Lichtspalten der Höh le vorsichtshalber mit Moos. Der Farn des Eingangs war blickdicht. Erschöpft ließen sich alle auf den Boden sinken.
„Erst mal raus aus den nassen Klamotten !, sagte Heather und begann sich zu entkleiden. Rory und Francis blickten verlegen zur Seite und Troy verschränkte unbehaglich die Arme auf der Brust. Jenna verdrehte die Augen.
„Hört mal! Wir können uns keine sittliche n Empfindlichkeiten leisten. Wenn ihr keine Lungenentzündung bekommen wollt, dann stellt euch nicht so an. Ihr beide habe sicher schon einmal eine nackte Frau gesehen und falls du noch keinen unbekleideten Man gesehen hast, wird es jetzt eben Premiere sein.“
Zögerlich entkleideten sie sich. Zu Troys großer Erleichterung fanden sich noch einige Kleidungsstücke von Octavian und Reeve in irgendeiner Ecke, die sie sich untereinander aufteilten. Troy zog eine von Reeves Pullis über, an den sie sich gut erinnerte. Sie bildete sich ein, noch einen entfernten Geruch nach ihr wahr zu nehmen und ihr Herz krampfte sich zusammen. Reeve! Wie es ihr wohl ergangen war. Auch an sie hatte sie sich untersagt zu denken. Sie streichelte die Ärmel der Bluse und Tränen traten ihr in die Augen. Rory schien ihre Gedanken lesen zu können. Er legte tröstend einen Arm um sie.
„Wenn wir diese verdammte Insel verlassen haben, werden wir alles auf den Kopf stellen, um sie zu finden und wenn wir sämtliche Inseln abklappern müssen!“ Troy legte den Kopf an seine Schulter und nickte.
„Um wen geht’s denn?“, fragte Heather.
Sie erzählten ihr die ganze Geschichte.
„Es gibt eventuell eine Möglichkeit herauszufinden, wo sie sie hingebracht haben.“ Troy und Rory waren ganz Ohr.
„Wir haben unsere Leute mittlerweile in einigen Regierungsabteilungen untergebracht. Nur, damit sich da jemand für euch bemüht, müsst ihr euch erst eure Sporen verdienen. Das Risiko wird niemand eingehen, versuchen an derartige Informationen zu kommen, für jemanden, der sich noch nicht engagiert hat bei den Rebellen.“
„Das verstehen wir und wir werden unseren Teil beitragen. Nach dem, was wir die letzten Monaten hier ertragen mussten, ist jeder Feind der Regierung mein bester Freund.“ Rory verzog angewidert das Gesicht, als er die Zeit im Camp Revue passieren ließ.
Zu ihrer großen Freude fanden sie unter den Sachen, die Reeve und Octavian zurück gelassen hatten, den kleinen Camping-Kocher von Rory und daneben ein Feuerzeug. Sie öffneten zwei Dosen mit Eintopf und leerten sie in den Kochtopf, der ebenfalls noch da war. Mit dem Brot, das sie aufschnitten, hatten sie das beste Mahl, in einer langen Zeit.
„Wer geht freiwillig Wasser holen?“, fragte Heather nach dem Essen träge.
„Ich gehe schon. Bis ich erklärt habe, wo die Quelle ist,
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