Das Chamäleon-Korps
Hinweis während der Therapiesitzung gegeben habe. Dich herzulocken hat mir die Mühe erspart, dich herschleppen zu müssen, verstehst du?“
„Für wen arbeitest du – für Sonnenblume?“
„Nicht direkt für Sonnenblume, nein“, antwortete der Androide.
„Ich werde dir behilflich sein, CK-Agent. Ich werde dir sagen, daß ich für einen Kontaktmann im Estruma-Territorium Gelegenheitsaufträge erledige. Weißt du, wo das liegt? Da du nicht von diesem Planeten stammst, hast du dich vielleicht nicht ausreichend vorbereitet. Hast du dir die Mühe gemacht, dich darüber zu informieren, was eigentlich auf diesem Planeten los ist, auf dem du dich einmischen willst?“
„Estruma befindet sich ungefähr zweihundert Meilen westlich von uns“, sagte Jolson und legte die Handflächen auf den Metallfußboden. „Es ist eines von diesen Themen-Gebieten, wo die Bürger darüber abstimmen, was für eine Umgebung sie haben wollen. Heutzutage besteht der größte Teil von Estruma aus Cowboys und Indianern, in Anlehnung an den Wilden Westen auf der Erde.“
„Sehr gut heruntergespult, Fleischie“, sagte der Androide. „Ja, sie tun alle so, als befände sich das Estruma-Territorium irgendwo im Erdsystem, im neunzehnten Jahrhundert. Fleischies müssen immer so viele Spiele spielen, um am Leben zu bleiben, das ist wirklich ein Riesenwitz. Ich bin zweihundert Jahre alt, wußtest du das? Hab’ mich noch nie gelangweilt. Ich brauche keine Spiele.“
„Ist das hier denn keins?“
„Das hier ist Geschäft. Ich werde dafür bezahlt, daß ich ein Spion und Agent bin. Selbst Androiden haben so ihre Unkosten. Tja, wenn du jemals nach Estruma kommen solltest, dann besuch mal Tim Hootman, der ist dort Professor für Erdliteratur am Junior College. Tim wird dir gefallen. Weißt du, warum ich dir das alles erzähle?“
„Weil du vorhast, mich umzubringen.“
„Nicht ganz, Fleischie“, sagte 26X. Er legte eine legierte Hand an die Hüfte. „Nein, ich lasse dich bloß in dieser Zelle. Sie funktioniert noch ein wenig, wenn auch nicht perfekt. Es ist eine alte Maschine, die man sehr vernachlässigt hat. Sie ist immer noch intakt genug, um dich hierzubehalten, bis du verhungerst oder so was. Schalldicht, beruhigend, therapeutisch. Du wirst eine schöne Zeit hier verbringen.“
Jolson sprang plötzlich hoch und stürzte sich auf den Androiden. 26X fiel rücklings gegen eine Wand voller Schalter.
„Nana!“ sagte die Zelle mit einer beruhigenden, aber schnarrenden Stimme. „Kein Grund, gewalttätig zu werden. Beruhige dich. Immer entspannt bleiben!“ Plötzlich ertönte ein Streichquartett.
Jolson bedeckte das Gesicht des Androiden mit dessen Händen und rammte den Kopf in die leuchtenden Schalter und Meßskalen.
„Ist es wirklich so schlimm?“ fragte die beruhigende Stimme der Zelle. „Nicht so rumprügeln! Setz dich bequem hin und amüsier dich. Was du da gerade hörst, ist Fermans Murdstonischer Tanz, Opus 56.“
Die dicke Tür der Zelle machte ein malmendes Geräusch, dann schwang sie nach innen. Eine schlanke, blonde junge Frau stürzte ins Zimmer und rutschte beinahe auf dem glatten Boden aus. „Warten Sie, Mr. Mainey.“ Es war die hübsche Daisy Anne Currier, und in ihrer rechten Hand hielt sie eine tragbare Säge mit Diamantenblatt.
„Warum reden wir denn mit so vielen verschiedenen Stimmen?“ fragte die alte Zelle. „Vielleicht eine Identitätskrise. Setz dich doch bitte ruhig hin und entspann dich, ja?“
26X kam auf die Knie. Jolson wich ihm aus und entriß der Frau die Säge. „Lassen Sie mich das machen“, sagte er.
„Ich stand draußen herum und habe Mut dafür gesammelt, Sie um ein Interview zu bitten“, erklärte die hübsche Journalistin. „Als Sie dann gar nicht mehr herauskamen, habe ich mich dazu entschlossen, Sie zu suchen. Ich hatte eine schreckliche Ahnung, daß es Ärger geben könnte. Also habe ich die hier aus meinem Bodenwagen geholt.“
26X stürzte drauflos, doch bevor er Jolson packen konnte, schwebte ein Liegestuhl empor und schlug ihm mit seiner Rückenlehne voll unters Kinn.
„Versuch’s doch mal mit diesem bequemen Stuhl hier“, meinte das Zimmer, „während ich einen Walzer spiele.“
Jolson hechtete über den dicken Stuhl hinweg, ergriff den taumelnden Androiden und wirbelte ihn herum. 26X stieß gegen die harte Wand, und als er wieder davon abprallte, ging Jolson mit seiner surrenden Diamantsäge auf seinen Kontrollkasten los. Es dauerte keine zwei Minuten, bis er
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