Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Chamäleon-Korps

Das Chamäleon-Korps

Titel: Das Chamäleon-Korps Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ron Goulart
Vom Netzwerk:
viel langsamere Pistole aus der Hand, wobei er auch noch der ausgestopften Eule über der Kasse das halbe Gefieder wegbriet. Jolson hatte am Vortag Schlafinstruktionen über Pistolenduelle erhalten. „Was für ’n Job?“ fragte er und steckte seinen Blaster zurück ins Halfter, während er auf den Bürgermeister zuschritt.
    „Setzen Sie sich“, sagte Morphy. „Sie halten sich ja ganz gut, Will.“ Er hielt ein zweiseitiges Telegramm in der Hand. „Hier steht, daß Sie vor drei Jahren den Vorort Nr. 414 auf Murdstone gesäubert haben. Und vor zwei Jahren Wester Village auf Barnum. Aber letztes Jahr klafft eine Lücke, in der Sie nichts gesäubert haben. Wieso das?“
    „Bin ein Jahr herumgereist.“ Jolson rückte seinen schwarzen Hut zurecht und setzte sich auf den einzigen freien Stuhl am Tisch. „Hab’ gehört, daß Sie nun wohl doch keinen neuen Sheriff brauchen?“
    „Wirklich komisch!“ gab der Bürgermeister zu. Er zeigte mit einem Daumen auf den fetten, lockenköpfigen Mann, der neben ihm saß. „Das ist unser alter Sheriff, Breezy Balmer. Breezy, das hier ist Will Mendoza.“
    „Howdy“, sagte Breezy. „Mendoza, eh? Na ja, sehen ja ziemlich zäh aus. Kein Halbblut, wie?“
    „Bitte?“
    „Mischling“, sagte Breezy. „Haben doch einen Mexennamen, nicht?“
    „Venusisch-Irisch“, sagte Jolson.
    „Hab mal ’n feinen Mexen kennengelernt, als ich auf der Erde mal Sheriff war. In ’ner Stadt namens Rom, in Italien.“
    „Schön für Sie“, sagte Jolson. „Und jetzt hören wir mal mit dem Gequatsche auf, und einer von euch beiden sagt mir jetzt, ob ihr nun einen Job für mich habt oder nicht.“
    „Ziemlich scharf, das Mexenessen“, sagte Breezy. „Sehr würzig, aber wenn man sich erst mal dran gewöhnt hat, ist es ganz okay.“
    „Klappe, jetzt!“ sagte der Bürgermeister. „Wir haben wirklich eine Stellung für Sie, Will. Ist ein bißchen härter als bloß Sheriff zu sein, deswegen haben wir auch gerade den Test mit Ihnen gemacht. Ich hoffe, Sie hatten nichts dagegen.“
    „Nope. Hab’ nichts dagegen, ab und an jemanden umzupusten, und auch nichts gegen ein bißchen Prügelei. Solange wir früher oder später zum Thema Geld kommen.“
    „Fein, fein“, sagte der große, glattrasierte Bürgermeister von Stonyville. „Also, Will. Was wir vorhaben, das ist, Sie zum Präsidenten des Estruma College zu machen.“
    Jolson zog eine Schnute und verengte seine Augenschlitze. „Bin nich’ den ganzen Weg hierhergereist, um mich an einen Schreibtisch zu setzen.“
    Breezy Balmer lachte und schlug sich mit seinen Wabbelhänden auf die Knie. „Keine Angst. Hat überhaupt nichts mit einem Schreibtisch zu tun.“
    „Breezy will damit sagen“, sagte der Bürgermeister, „daß sich einige Studenten drüben im Estruma College den Spaß erlaubt haben, das Büro des vorigen Präsidenten niederzubrennen.“
    „Während er darin war!“ brüllte Breezy und schlug sich mit Tränen in den Augen auf die Knie.
    „Hör auf, Breezy, sonst bekommt Will einen falschen Eindruck.“ Der Bürgermeister winkte der glitzernden Bardame. „Will, wir haben beim letztenmal einen Fehler gemacht, als wir den Präsidenten des College eingestellt haben. Wir haben uns so ’n Akademiker geholt.“
    „Sie meinen, ein Kanonenschwinger wäre besser?“
    „Sie wissen doch, wie die jungen Leute heutzutage sind“, sagte der Bürgermeister. „Natürlich haben wir hier nichts, was man auch nur annähernd mit den Selbstmordkindern vergleichen könnte, die den Städten das Leben schwermachen.“ Er hieb mit seinen Fingerknöcheln auf die Tischplatte. „Toi, toi, toi! Aber wir haben ein paar kleinere Unstimmigkeiten.“
    Jolson sagte: „Unstimmigkeiten sind eine Sache. Aber ich sehne mich nicht danach, in Brand gesteckt zu werden.“
    Der Bürgermeister versicherte ihm: „Ein Bursche mit solchen Fähigkeiten, wie Sie sie uns gerade vorgeführt haben, Will, kommt auch mit dieser kleinen Universität klar. Mein Gott, wir haben doch schließlich bloß zweitausend Studenten, nicht wahr, Breezy?“
    „Eher tausendneunhundert“, sagte der dicke Sheriff, „nach der letzten Schießerei.“ Er verhakte seine fetten Daumen in seinen Westentaschen.
    „Tote?“ fragte Jolson.
    Die Bardame, eine blaßrosa Blondine, brachte drei Gläser Bier. Der Bürgermeister knallte drei Goldstücke auf die Tischplatte. „Gott segne Sie“, sagte die Bardame und schob die Münzen seitlich auf ihr Messingtablett.
    „War mal Nonne“,

Weitere Kostenlose Bücher