Das Chamäleon-Korps
Laubsägenpuzzle.“ Er wandte sich um und grinste Jolson mit einem dünnen, geraden Grinsen an. „Ja, wir haben Despojo hier in einer Haftstation im Ordern-Territorium. Wir haben einem Austausch mit der Regierung des Zombada-Territoriums zugestimmt. Wenn ich ‚wir’ sage, Leutnant, dann meine ich die Regierung von Ordern. Da ich für die Regierung von Barnum arbeite, bin ich lediglich in beratender Funktion hier auf Tarragon.“ Er grinste erneut. „Ich nehme an, daß die Arbeit im Chamäelonkorps schrecklich aufregend und anregend sein muß.“
„Dann ist Despojo einer der sechs Männer, die gegen den gekidnappten Propagandaminister von Ordern ausgetauscht werden sollen?“
„Haben Sie auf unserem Heimatplaneten Barnum auch von diesem Kidnapping gehört? Ich habe manchmal das Gefühl, daß dieser Planet Tarragon fürchterlich ist.“ Der schwarze APS-Agent nahm eine Farbvergrößerung einer Faust von dem Stapel, der auf dem Stuhl aufgebaut war. „Despojo arbeitet eigentlich schrecklich gut für einen Sonntagsmaler.“
„Was macht er den Rest der Zeit?“
„Er ist ein Terrorist“, erklärte der Mann von der Politischen Spionage. „Deswegen ist er überhaupt festgenommen und eingesperrt worden. Despojo ist fürchterlich aktiv in einer Gruppe von Zombada, die sich die Grenzkiller-Phalanx nennt. Seine Spezialität ist Erwürgen. Darüber werden Sie aber auch Schlafinstruktionen erhalten.“
„Wann wurde Despojo gefangengenommen?“
„Die Armee des Ordern-Territoriums hat ihn vor drei Monaten eingebuchtet.“
Jolson fragte: „Wenn ich erst einmal Despojo und nach Zombada zurückgekehrt bin, was erwartet dann das Amt für Politische Spionage von mir?“
Mit dem ersten Gemälde unterm Arm eingeklemmt, ging der schwarze Spionagemann zurück an seinen Kupferschreibtisch und setzte sich auf dessen Kante. Das Fragment des Wandgemäldes legte er auf die Schreibtischplatte. „Das ist ein schrecklich gutes Foto für eine versteckte Kamera.“
„Welcher Auftrag?“
McCrystal lächelte. „Ich kann mich nie richtig an den Gedanken gewöhnen, den ich übrigens irrsinnig anregend finde, daß ihr Agenten vom Chamäleonkorps wirklich eure Erscheinung verändern könnt, wie ihr wollt. Wenn man sich vorstellt, daß ein magerer, geschmeidiger und aufregend gutaussehender Bursche wie Sie sich in diesen großen, zottigen Bär von einem Wandmaler Despojo verwandeln soll …“
„Wenn ich das getan habe“, fragte Jolson, „was soll ich dann für das APS drüben in Zombada erledigen?“
„Ja, wir sollten wieder zur Sache kommen, nicht wahr?“ McCrystals Grinsen verschwand von seinem Gesicht. „Despojo ist gerade dabei, ein weiteres entsetzlich gigantisches Wandgemälde in Zombada zu produzieren. Durch seine Gefangennahme wurde er dabei unterbrochen. Der Titel lautet … wo ist denn dieser Notizzettel geblieben? … Ach ja, Die Nymphe der Staatsräson führt den Geist des Freien Bürgers aus dem Morast radikaler Tendenzen heraus.“
„Haben Sie davon auch Bilder?“
„Nein, das ist zu schwierig. Aber klingt es nicht aufregend interessant?“ fragte McCrystal. „Ich kann mir vorstellen, daß Sie gerne einen Vorabblick darauf werfen möchten, weil Sie es ja schließlich auch zu Ende führen werden. Na ja, das APS kann Ihnen ja Schlafinstruktionen über die Maltechnik und so weiter geben; danach müssen Sie eben improvisieren.“
„Wo befindet sich das unfertige Werk?“
„Ah, jetzt kommen wir dem Kern des Auftrags schon näher – und auch dem Grund dafür, daß wir uns dieses besondere Wandgemälde nicht anschauen können“, sagte der APS-Agent grinsend. „Despojo malt sein Gemälde im Staatlichen Zentrum für Psychiatrie in der Hauptstadt. Wir sind sehr darauf erpicht, jemanden dort hinein zu schmuggeln.“
„Warum?“
„Weil sich im Psychiatriezentrum auch die Abteilung für die Erforschung Unkonventioneller Waffen befindet.“
„Und die arbeitet an etwas, worüber das Ordern-Territorium Informationen haben will.“
„Nicht nur Ordern, auch Barnum“, erklärte der Schwarze. „Sehen Sie, wenn unser Planet Barnum auch unauffällig alte Planeten im System überwacht, ist es doch nicht so, daß wir die Initiatoren sämtlicher Neuentwicklungen wären. Das Amt für Politische Spionage hat herausbekommen, daß ein gewisser Dr. Reisberson vom Stab der Abteilung für Unkonventionelle Waffen an etwas arbeitet, das entsetzlich wichtig ist.“
„Und zwar woran?“
„Das wissen wir nicht genau“,
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