Das Cottage im Wald
sich wirklich nicht zu schämen. Und wenn Sie sich an meine Anweisungen halten und sich schonen, wird es Ihnen bald wieder gut gehen”, fügte er lächelnd hinzu.
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, kam die Krankenschwester wieder herein. “Sie sollten jetzt versuchen, ein bisschen zu schlafen”, bestimmte sie. “Ich werde Ihren Mann nach Hause schicken und ihm sagen, er soll später wiederkommen.”
Carin widersprach nicht. Sie wollte Sean jetzt nicht sehen. Sie war viel zu schwach, um sich mit ihm auseinanderzusetzen. Vor allem musste sie erst einmal selbst mit der neuen Situation fertig werden.
Als Carin zum zweiten Mal aufwachte, saß Stephanie an ihrem Bett und blickte sie besorgt an. “Ach, Carin”, sagte sie und nahm deren Hand. “Du machst vielleicht Sachen. Geht’s dir wieder besser?”
Carin nickte und versuchte vergeblich, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Sie hatte von ihrem Baby geträumt. Es war ein schrecklicher Traum gewesen. Das Baby schien immer weiter von ihr fortzuschweben. Sean rannte verzweifelt hinterher und versuchte es zu ergreifen, aber er schaffte es nicht.
“Wenn ich gewusst hätte, dass du schwanger bist, hätte ich niemals zugelassen, dass du so hart arbeitest”, warf sich Stephanie vor.
“Dann hätte ich es schon von mir aus nicht getan.” Ein gequälter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. “Sean ist furchtbar wütend auf mich. Er will keine Kinder”, schluchzte sie, “er …”
“Was sagst du da?”, wandte Stephanie verwundert ein. “Wie kommst du denn darauf? Sean liebt Kinder über alles.”
“Er hat einmal so eine Andeutung gemacht”.
“Ach, da hatte er sicher nur schlechte Laune. Er meinte es bestimmt nicht ernst.”
Carin war sich dessen nicht so sicher. “Er will sogar von dem Cottage nichts mehr wissen”, sagte sie resigniert.
“Oh nein!”, rief Stephanie entsetzt. “Du hast doch schon so viel Arbeit hineingesteckt. Hast du ihm gesagt, um welches Cottage es sich handelt?”
“Nein, du?”
Stephanie schüttelte den Kopf.
“Ich werde das Cottage nicht aufgeben”, erklärte Carin entschlossen. “Ganz egal, was Sean sagt. Ich stelle einfach jemanden ein, der die Arbeit fertig macht. Wenn Sean es dann sieht, wird er hoffentlich seine Meinung ändern.”
“Ganz bestimmt”, meinte Stephanie zuversichtlich. “Er wird gar nicht anders können.”
Sean kam erst wieder am frühen Abend. Carin hatte schon befürchtet, er könnte immer noch verärgert sein, doch zu ihrer Erleichterung lächelte er sie zärtlich an und nahm ihre Hände in seine.
“Wie geht es dir, Liebling?”
Sie lächelte schwach. “Gut. Hat der Arzt dir schon gesagt, wann ich nach Hause darf?”
“Morgen früh nach der Visite, wenn alles in Ordnung ist. Aber du brauchst auch dann noch völlige Ruhe.”
Carin nickte schwach. Sie war viel zu müde, um zu widersprechen.
Sean schwieg eine Weile und sah Carin nachdenklich an. “Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Baby erwartest?”, fragte er schließlich sanft.
“Weil ich es selbst nicht wusste. Glaubst du denn, sonst hätte ich so hart gearbeitet? Stephanie hatte ich wegen ihres Zustands ja auch verboten, mir zu helfen.”
“Ich dachte, du hättest möglicherweise absichtlich …, ich meine, vielleicht wolltest du das Baby nicht, weil …”
“Weil was, Sean?”
“Wegen der …, na ja, unsere Ehe kann man ja nicht gerade als normal bezeichnen.”
Carin sah Sean fest in die Augen. “Ganz gleich, wie unsere Beziehung ist, Sean, so etwas würde ich niemals tun. Das musst du mir glauben.” Für den Bruchteil einer Sekunde war sie versucht, ihm ihre Liebe zu gestehen und dass sie sein Baby genauso sehr lieben würde wie ihn. Doch etwas in Seans Blick hielt sie davon ab. Sie war davon überzeugt, dass er das Kind nicht wollte. Der Gedanke, dass er nun durch das Kind an sie gebunden war, war ihm offensichtlich zuwider.
Am nächsten Morgen holte Sean Carin vom Krankenhaus ab. Obwohl er sehr aufmerksam und zuvorkommend war, wusste sie jedoch, dass sein Verhalten nur gespielt war, um das Krankenhauspersonal nicht zu schockieren. Da war immer noch diese Mauer zwischen ihm und ihr. Er wollte sie an seinen Gedanken und Gefühlen nicht teilhaben lassen.
Die Fahrt nach Hause verlief schweigsam, und als Sean Carin schließlich aus dem Wagen half, war sie den Tränen nahe. Sie trug sein Kind unter ihrem Herzen, aber er hatte es nicht nötig, die Barriere zwischen ihnen endlich einzureißen. Wenn er dieses
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