Das Cottage im Wald
Kind nicht will, hätte er auch nicht mit mir schlafen dürfen, dachte sie schmerzerfüllt.
Mrs. Blake hingegen war sehr erfreut über die Neuigkeit. Sie bemutterte und verwöhnte Carin, wo es nur ging, und bestand darauf, dass sie keinen Finger rührte. “Ein Baby ist genau das, was in diesem Hause fehlt”, pflegte sie ständig zu sagen.
Nach dem Mittagessen verkündete Sean, dass er wieder ins Büro gehen müsse. “Mrs. Blake wird sich um dich kümmern”, erklärte er Carin kühl.
Sie war tief verletzt. Sean hatte einfach kein Interesse an ihr und dem Kind. Wenn er sich während ihrer gesamten Schwangerschaft so verhalten würde, wusste sie nicht, wie sie diese Zeit durchstehen sollte.
Am Abend erkundigte er sich zwar danach, wie es ihr gehe, doch Carin kam es vor, als habe er nur aus Höflichkeit gefragt. Als sie schließlich zusammen im Bett lagen, machte Sean keine Anstalten, sie in den Arm zu nehmen. Sie hatte ja auch nicht erwartet, dass er mit ihr schlafen würde. Sie musste sich erst noch von dem Sturz erholen. Aber zumindest hätte er den Arm um sie legen und sie streicheln oder ihr auf irgendeine andere Weise zeigen können, dass sie ihm etwas bedeutete.
“Gibst du mir die Schuld, dass wir ein Baby bekommen?”, fragte sie verbittert. “Du willst es nicht, oder?”
“Natürlich will ich es”, antwortete Sean knapp.
“Du denkst, es sei zu früh für ein Baby. Zuerst wolltest du abwarten, ob unsere Ehe überhaupt funktioniert.” Carin musste Klarheit haben. Sonst würde die Kluft zwischen ihr und Sean unüberwindbar werden. “Aber nun ist es einmal passiert”, fuhr sie fort, “und wir können es nicht ungeschehen machen. Trotzdem finde ich es nicht richtig, dass du mich dafür strafst.”
“Aber Carin, das tue ich doch überhaupt nicht.”
“Was ist dann mit dir los? Warum bist du so gemein zu mir?”
“Wieso gemein? Ich wüsste nicht, dass ich irgendwie anders zu dir wäre als bisher. Außer, dass ich im Moment nicht mit dir schlafe. Aber das wäre in deinem augenblicklichen Zustand nicht gerade angebracht, meinst du nicht auch?”
“Wenn du mit mir schläfst, schadet das dem Baby bestimmt nicht.”
“Das ist wohl das Einzige, was dich an unserer Ehe interessiert”, entgegnete Sean gereizt. “Aber keine Sorge, in ein oder zwei Tagen werden wir uns wieder unseren intimen Vergnügungen widmen.”
Carin schloss die Augen und versuchte krampfhaft, die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken. Wie konnte Sean nur so schlecht von ihr denken? Aber er hatte recht. Nichts hatte sich geändert. Er war immer noch derselbe Eisblock wie vorher. Carin war bitter enttäuscht. Das Kind sollte sie einander eigentlich näher bringen. Stattdessen aber entfernte sich Sean nur noch mehr von ihr.
Am nächsten Morgen, Carin hatte bis elf Uhr geschlafen, brachte Mrs. Blake ihr das Frühstück ans Bett. Auf dem Tablett standen Toast mit Butter, Rühreier und eine Tasse heißer Kamillentee. “Der ist viel besser für Sie als gewöhnlicher Tee”, meinte sie fürsorglich.
Nach dem Frühstück nahm Carin das Telefon zur Hand und beauftragte eine Firma mit den letzten Tapezierarbeiten in Columbine Cottage. Um den Garten hatten sich bereits die freundlichen Nachbarn gekümmert, die die Familie Savage noch gut in Erinnerung hatten und sich freuten, dass Sean wieder dort einziehen würde.
Sobald alle Arbeiten erledigt waren, wollte Carin dafür sorgen, dass die Möbel, die sie mit Stephanie sorgfältig ausgesucht hatte, ins Haus kamen. Und dann würde sie es Sean zeigen. Carins Herz begann bei dem Gedanken wild zu klopfen, und sie hoffte, dass er nicht mehr auf das Thema Verkauf zu sprechen kam, bevor alles fertig war.
Die nächsten Tage wurden für Carin zur Qual. Sean sorgte zwar stets dafür, dass es ihr an nichts fehlte, doch sie hatte den Eindruck, als würde er dies nur aus Pflichtgefühl, nicht aber aus Liebe tun. Auch im Bett änderte sich nichts. Carin sehnte sich entsetzlich nach etwas Geborgenheit in seinen Armen. Wie schön wäre es gewesen, könnte er die Freude auf das Baby mit ihr teilen. Carins ganze Hoffnung hing nun an dem Cottage.
Dann war es schließlich so weit. Der große Tag war da. Alles war fertig, und heute würde sie Sean nach Columbine Cottage führen. Sie war sehr früh aufgestanden, um Sean noch darauf ansprechen zu können, bevor er zur Arbeit ging.
“Hör mal, wegen des Cottages …”, begann sie aufgeregt.
Sean wurde sofort wütend. “Ich will nichts mehr davon
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