Das Crusenriff
Brücke Wache. Dafür können alle anderen beruhigt mit dir gehen.«
»Gut. Wir werden zuerst nach den beiden Rohnen suchen.«
»Du scheinst wirklich der Sohn des Kometen zu sein, wenn dir das Leben deiner Mitstreiter wichtiger ist als der Zauberkristall«, stellte Ioban fest.
*
»Dort unten sind Shrouks!«
Ioban sagte es so bestimmt, daß Mythor den Befehl zum Beidrehen gab, ohne auch nur einen einzigen Blick in die Tiefe geworfen zu haben.
Mit mehreren Booten waren sie von Carlumen aufgebrochen, um in die Seitenschlucht mit der Königscruse vorzudringen. Sie waren eine schlagkräftige Streitmacht, die es wohl mit jedem Gegner aufnehmen konnte. Die Fliegende Stadt lag bereits gut vierhundert Mannslängen über ihnen und war kaum noch auszumachen. Hier unten wehte eine stete, gleichbleibende Strömung, die nur hin und wieder heftig auffrischte.
»Wie viele mögen es sein?«
»Sechs oder sieben«, sagte der Ay. »Genau kann ich es nicht erkennen.«
»Mit denen brauchen wir uns nicht zu befassen«, meinte Tertish leichthin. »Selbst um uns in den Rücken zu fallen, sind sie zu wenige.«
»Trotzdem interessiert mich, was sie vorhaben.«
»Wieso?«
»Es sieht so aus, als würden sie eine der Hütten umstellen.«
Mythor sah Ioban forschend an, aber der alte Mann schüttelte den Kopf.
»Da ist gewiß keiner mehr von uns.«
»Mag sein, daß die Rohnen dort Zuflucht gesucht haben«, gab Mokkuf zu bedenken.
Tertish wirkte keineswegs überrascht.
»Einem guten Kampf bin ich nie abgeneigt«, sagte sie. »Worauf warten wir noch?«
Die Boote sanken tiefer. Bis jetzt waren die Shrouks nicht auf sie aufmerksam geworden, was sich allerdings rasch ändern konnte.
Die ersten Dämonenkrieger begannen, sich gewaltsam Zutritt zur Hütte zu verschaffen. Ein angsterfüllter Aufschrei vermischte sich mit dem berstenden Splittern von Holz. Mythors Boot stand etwa dreißig Mannslängen über der Cruse.
»Egal, wen die Shrouks gestellt haben, wir müssen ihm beistehen.«
Der »Fisch« sank rasch ab und setzte auf, als die ersten Dämonenkrieger in die Hütte stürmten.
Mokkuf schwang sich über die Bordwand, unmittelbar gefolgt von Tertish und Mythor. Jetzt erst wurden die Shrouks aufmerksam. Der erste, der sich ihnen entgegenwarf, brach von einem Pfeil durchbohrt zusammen.
Seinen Bidenhänder schwingend, rannte Mokkuf weiter. Tertish war zu seiner Linken. Ihre Leichtfüßigkeit und ihre geschmeidige Art zu kämpfen, verliehen ihr einen leichten Vorsprung.
Ein Shrouk griff sie mit einem kurzen Dreizack an. Sie sprang, als er zustieß, und ihre Klinge brachte ihn zu Fall.
Aus der Hütte erklang ein Aufschrei. Die geborstene Tür war aus den Angeln gerissen. Tertish sah zwei Schatten vor sich. Den ersten streckte sie nieder, der zweite entging ihrem Hieb, weil er sich blitzschnell herumwarf.
Ein Streitkolben zuckte hoch. Die Amazone unterlief zwar die stachelbewehrte eiserne Kugel, konnte aber nicht verhindern, daß die Kette sich um ihr Schwert wickelte und die Waffe ihr aus der Hand gerissen wurde. Der Shrouk stieß ein gräßliches Lachen aus.
Zwei Schritte weit konnte Tertish zurückweichen, bevor sie die Wand in ihrem Rücken spürte.
Aber Mythor schlug mit seinem Gläsernen Schwert Alton zu, und die leuchtende Klinge durchtrennte die Kette schon beim ersten Hieb. Mit bloßen Händen stürzte der Shrouk vorwärts, wollte dem Sohn des Kometen an die Kehle gehen, doch er war zu langsam. Vielleicht, weil ein Dolch zwischen seinen Schulterblättern stak. Der Rohne hatte ihn geworfen, der sich jetzt mit seiner Begleiterin von der gegenüberliegenden Wand löste.
»Danke«, sagte er. »Aber eigentlich sollten wir dem Zufall danken, der euch zur rechten Zeit hierher geführt hat.«
»Es war kein Zufall«, bemerkte Tertish trocken. »Mythor hat sogar die Suche nach einem weiteren DRAGOMAE-Baustein verschoben, um euch zu finden.«
Die junge Rohnin warf ihr einen ungläubigen, beinahe überraschten Blick zu, schwieg allerdings.
»Am besten«, sagte der Sohn des Kometen, »kehrt ihr mit einem ›Fisch‹ nach Carlumen zurück.«
»Und ihr?«
»Auf uns warten einige Dutzend rauflustiger Shrouks«, lachte Tertish. »Das ist nichts für euch.«
»Wir stehen in eurer Schuld, also begleiten wir euch.«
»Ihr würdet uns nur behindern«, erwiderte die Amazone heftig.
»Mit dem Messer kann er jedenfalls umgehen«, bemerkte Mythor.
»… und mit einem Schwert auch so leidlich«, sagte Hermon.
Mokkuf schlug sich auf die
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