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Das Crusenriff

Das Crusenriff

Titel: Das Crusenriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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sprang der Zottige hoch; ein bislang verborgenes Kurzschwert in seiner Rechten zuckte herum.
    Der Ibserer parierte den Schlag mit Leichtigkeit und wirbelte dem Fremden die Waffe aus der Hand. Dann zuckte seine eigene Klinge vor und piekte dessen feisten Wanst, der sich zugleich auf erschreckende Weise veränderte.
    Das dichte Fell wirkte plötzlich wie von Motten zerfressen. Mokkuf mußte ein zweites Mal hinsehen, um glauben zu können, daß nur mehr Büschel borstiger, verfilzter Haare auf purpurner, gelblich gesprenkelter Haut blieben. Und aus den beiden gedrehten Hörnern wurden am Kopf herabhängende Knickohren.
    »Hör auf!« kreischte Gerrek entsetzt.
    Überrascht ließ der Ibserer seinen Bidenhänder sinken.
    »Du…?« brachte er mühsam hervor.
    »Wer sonst?« keifte der Beuteldrache. »Hast du vielleicht geglaubt, irgendein Ungeheuer vor dir zu haben?«
    »Genau das«, bestätigte Mokkuf, und etwas in seiner Stimme ließ den Beuteldrachen zusammenzucken.
    »Das also hat dieses tückische Biest gemeint. Nicht sie kann mir gefährlich werden, sondern meine eigenen Freunde.«
    »Von wem sprichst du?« wollte Mythor wissen.
    »Von Yhr.« Gerrek stieß es wie einen Fluch hervor. Von da an schwieg er und war durch nichts zu einer weiteren Antwort zu bewegen. Nur um seine Nüstern zuckte es.

6.
    Eng an den Felsen angelehnt, lag die erste der Hütten vor ihnen. Sie war groß genug, um vier oder fünf Menschen ausreichend Platz zu gewähren. Zwei Fensteröffnungen wurden von durchscheinenden, lederartigen Häuten verschlossen.
    »Wir brauchen uns nicht vorzusehen«, sagte Hermon. »Wenn da jemand wäre, hätte man uns längst entdeckt.«
    Xyrana nickte zögernd. Immer wieder blieb sie stehen und blickte suchend in die Höhe, aber Carlumen war längst hinter den mächtigen Muscheln verschwunden. Vielleicht konnte sie sich gerade deshalb eines unguten Gefühls nicht erwehren.
    Die Hütte war stabiler gebaut als die Behausungen der Rohnen auf den Rücken der Yarls. An manchen Stellen schien sie regelrecht mit der Crusenschale verbunden zu sein. Die Tür bestand ebenfalls nicht, wie gewohnt, aus einem vorgehängten Fell, sondern aus Brettern, die mit zwei eisernen Bändern an der Wand befestigt waren. Hermon stieß sie vorsichtig auf.
    Im Innern herrschte gedämpftes, düsteres Zwielicht. Es roch nach kaltem Rauch, und in der von Steinen eingefaßten Feuerstelle inmitten des einzigen Raumes schwelte noch Glut. Knapp sieben Fuß hoch lag die Decke mit der geschwärzten Rauchabzugsöffnung. Dicht daneben hingen etliche Streifen Dörrfleisch, denen Xyrana nicht widerstehen konnte.
    »Es hat einen eigenartigen Geschmack«, stellte sie kauend fest.
    Hermon sah sich mittlerweile weiter um. Unter den Fellen eines Nachtlagers verborgen, entdeckte er einen stählernen Dolch. Die Waffe lag gut in seiner Hand. Wenigstens fühlte er sich nun nicht mehr völlig hilflos.
    Xyrana machte ihn auf die leisen Stimmen aufmerksam, die mit dem Wind herüberwehten. Durch die dünnen Häute sahen sie seltsame Gestalten näherkommen. Unwillkürlich verkrampften sich Hermons Finger um den Griff des Dolches.
    Menschen waren es, aber auch fremdartig anmutende Wesen, halb Tier, halb Mensch, bei deren Anblick Xyrana zusammenzuckte. Ihnen jetzt noch zu entkommen, schien unmöglich.
    »Dämonen?« fragte die Rohnin mit zitternder Stimme.
    Hermon zuckte mit den Schultern.
    »Bevor wir ihnen in die Hände fallen, töte ich uns.«
    In Tuchfetzen eingehüllt, trugen die Fremden einen der Ihrigen zwischen sich. Als sie keine zwanzig Schritte an der Hütte vorbeigingen, war zu erkennen, daß ein Schwertstreich ihn getötet hatte. Ihr Ziel war die nächste Cruse, und als sie dort anlangten, verharrten sie eine Weile.
    Kurz darauf öffneten sich die Schalen des gut zweihundert Schritte messenden Tieres.
    »Was machen sie?« fragte Xyrana überrascht. »Opfern sie ihre Toten den Crusen?«
    »Wie wir unsere den reinigenden Kräften des Feuers übergeben haben…«
    Die Fremden hielten inne, als ein schauriges Heulen von den Felsen in vielfachem Echo zurückgeworfen wurde. Dann, innerhalb weniger erschreckter Herzschläge, verschwanden sie.
    Xyrana war bleich geworden. Zum erstenmal gestand sie sich offen ein, daß sie sich nach der Geborgenheit auf Carlumen zurücksehnte.
    Alles verschlingend, krochen düstere Nebelschwaden heran. In ihrem Schutz kamen raubtierhafte, gehörnte Gestalten.
    Niemand stellte sich ihnen noch entgegen, als sie zur Fliegenden Stadt

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