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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Holz.
Dann tauchte ein Schatten vor ihnen auf. Es war König Osriks
Schiff, die riesige Drakkar, beinahe doppelt so groß wie die Fenrir, die ihnen vor wenigen Augenblicken noch schier
unbesiegbar vorgekommen war. Jetzt, und obwohl noch immer
halb vom Nebel verborgen, bot sie einen Anblick der Verheerung. Der Bug mit dem gewaltigen Drachenkopf war
verschwunden, und das gesamte vordere Drittel des Schiffes ein
einziges Durcheinander aus zerborstenem Holz und Splittern
und verrenkten Körpern. Der Mast war gebrochen, und das
gesamte Schiff lag so schräg im Wasser, dass die Ruder halb in
den Himmel zu deuten schienen; als versuche irgendetwas auf
der anderen Seite, das Schiff unter Wasser zu ziehen. Von dem
unheimlichen Angreifer war nichts zu sehen, aber Andrej
gewahrte aufgeregte Bewegung an Deck und hörte immer noch
Schreie und Waffenlärm. Dort drüben wurde gekämpft.
Andrej konnte nicht erkennen, was im Einzelnen an Deck des
Schiffes geschah, sondern hatte nur einen vagen Eindruck von
hin und her tanzenden Schatten, aber er spürte die Panik, die
unter den Männern an Bord des größeren Schiffes ausgebrochen
war, und hörte das helle Klingen aufeinanderprallender Waffen
und den dumpfen, ungleich schrecklicheren Laut, wenn sie ihr
Ziel fanden und auf Leder, Fleisch und Knochen trafen. Die Fenrir glitt weiter auf das größere Schiff zu, und weitere Ruder
zersplitterten, doch diesmal waren die Männer so klug, früh
genug loszulassen oder beiseite zu springen, sodass es keine
neuen Verletzten gab. Andrej und Abu Dun sprangen gleichzeitig auf und nutzten die schräg aufwärts deutenden Ruder der
Drakkar, um das Schiff zu entern, und links und rechts von
ihnen folgten die anderen Männer ihrem Beispiel. Der Nebel
schien dichter zu werden, als sie das Deck betraten, und im
allerersten Moment musste Andrej angestrengt um sein Gleichgewicht kämpfen, weil er die Schräglage trotz allem unterschätzt
hatte.
Nicht alle Männer hatten so viel Glück wie Abu Dun und er.
Zwei oder drei stürzten und verschwanden schreiend und hilflos
nach Halt um sich greifend in der grauen Wand. Schatten
bewegten sich darin, und Andrej hatte einen vagen Eindruck von
etwas Großem, Unförmigem, das gierig nach allem griff, was
unvorsichtig genug war, sich ihm zu nähern. Die Kälte, die
früher seine Seele gestreift hatte, war wieder da, schlimmer als
je zuvor, und drohte ihn zu lähmen. Alles in ihm schrie danach,
sein Schwert fallen zu lassen und herumzufahren, um einfach
davonzulaufen,, fort von diesem schrecklichen Ding. Hinter ihm
schleuderten tatsächlich zwei Männer ihre Waffen von sich und
versuchten, sich mit einem verzweifelten Sprung auf das Deck
der Fenrir hinab in Sicherheit zu bringen. Nur einem von ihnen
gelang es, der andere sprang zu kurz und verschwand mit einem
gewaltigen Aufplatschen im Wasser, um nicht wieder aufzutauchen.
»Dort!« Abu Dun deutete mit seinem Säbel nach vorne und
rannte im gleichen Augenblick los. Andrej wusste nicht, was er
entdeckt hatte, aber er folgte ihm. Die Schreie und das Geräusch
klirrender Waffen wurden lauter, und ein blutüberströmter
Krieger taumelte ihnen entgegen und brach zusammen. Abu
Dun setzte mit einem gewaltigen Sprung über ihn hinweg und
verschwand in den grauen Wogen, und Andrej hörte den
dumpfen Laut, mit dem sein Krummsäbel auf ein Ziel traf und
es zerschmetterte, dann tauchte auch er in den Nebel ein, und die
Wirklichkeit geriet vollends zu einem Albtraum. Um ihn herum
war reine Bewegung, kämpfende Männer, bei denen nicht nur er
weder Freund noch Feind auseinanderhalten konnte, denn alle
schienen ziellos aufeinander einzuschlagen. Metall mit einer
rasiermesserscharfen Schneide zuckte nach seinem Gesicht.
Andrej wich der Waffe mit einer hektischen Bewegung aus,
stieß gleichzeitig mit seinem Schwert in den Nebel und spürte,
dass er etwas traf, aber er wusste nicht, was, noch, ob es einer
der Angreifer gewesen war oder einer ihrer eigenen Männer.
Der Nebel stank nach Blut und Tod, und die Kälte am Grunde
seiner Seele nahm immer mehr zu. Ein weiterer Krieger (er
kannte den Mann! Es war einer von denen, die gerade noch mit
König Osrik zusammen gewesen waren!) tauchte aus den alles
verschlingenden Schwaden auf, brach mit einem gurgelnden
Schrei unmittelbar neben ihm zusammen und stolperte dann
über das schräge Deck hilflos zurück in den Nebel. Seine
gesamte rechte Seite war aufgerissen und zerfetzt, als

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