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Das Daemonenschiff

Das Daemonenschiff

Titel: Das Daemonenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihn aus der gleichen Bewegung heraus enthauptete, mit der er die Waffe wieder herausriss,
und fegte einem zweiten mit einem kraftvollen Tritt die Beine
unter dem Leibe weg. Noch bevor er wieder in die Höhe
kommen konnte und während Abu Dun sich des dritten Angreifers mit einem gewaltigen Hieb seines Säbels entledigte, der ihn
nahezu in zwei Hälften spaltete, enthauptete Andrej auch diesen
Gegner und richtete sich schwer atmend neben Abu Dun auf.
»Seit wann brauchst du Hilfe gegen drei Männer?«, keuchte
er.
»Seit es so etwas gibt«, antwortete Abu Dun grimmig und
deutete mit seinem Säbel in den Nebel hinein. Andrejs Blick
folgte der Geste, und sein Herz setzte für zwei komplette
Schläge aus.
Sie waren nicht auf einem Schiff. Der Nebel verwischte alle
Konturen und ließ die Dinge unheimlicher und noch bizarrer
erscheinen, als sie es ohnehin waren, doch schon das Wenige,
was er wirklich erkennen konnte, war beinahe mehr, als er
ertrug. Andrej hatte einen flüchtigen Eindruck gewaltiger Zähne
und Krallen, die sich in den Rumpf der Drakkar gegraben
hatten, glotzender pupillenloser Augen und borstiger Panzerplatten und dünner, peitschender Fäden, die gierig nach allem
griffen, was in ihre Reichweite geriet. Über ihren Köpfen
flatterte etwas Schwarzes, Schleimiges, wie ein Segel aus
faulender, menschlicher Haut, und was er in einem ersten,
verschwommenen Eindruck für Ruder gehalten hatte, das waren
plötzlich riesige, mehrgliedrige Beine, drahtig beharrt, mit
denen das groteske Ding über das Wasser lief, wie eine Spinne
über einen Tautropfen. Dieses ganze verdammte Ding lebt!, dachte er entsetzt. Es war kein Schiff!
Etwas Schwarzes, Dünnes züngelte nach seinem Gesicht und
berührte es auf eine Art, die kaum zu ertragen war. Andrej riss
sein Schwert in die Höhe und wurde mit einem leisen Prasseln
wie von Regentropfen belohnt, mit dem ein Dutzend oder mehr
der haardünnen Fäden rings um ihn herum auf das Deck fielen.
Kurz und heftig durchfuhr ihn Schmerz, der nicht sein eigener
war.
Nicht alle Männer hatten so viel Glück. Hinter ihm erscholl
ein gellender Schrei, und als Andrej herumfuhr, sah er, wie einer
von Osriks Kriegern von Dutzenden der dünnen, peitschenden
Tentakeln gepackt und mit brutaler Kraft zu Boden gezerrt
wurde. Einen schrecklichen, endlosen Moment lang versuchte er
noch, sich zu wehren, dann lag er plötzlich still … aber nur kurz,
denn das schwarze Geflecht zog sich so rasch zurück, wie es ihn
gepackt hatte, und der Krieger griff nach seinem Schwert und
richtete sich mit einer ungelenk anmutenden Bewegung wieder
auf.
Abu Dun musste im gleichen Moment wie er begriffen haben,
was diese unheimliche Beobachtung bedeutete, vielleicht sogar
etwas eher, denn er war über dem Mann, noch bevor der ganz
auf die Füße gekommen war, und schickte ihn mit einem
wuchtigen Schwerthieb wieder zu Boden. In seinem Gesicht
stand pures Entsetzen geschrieben, als er sich zu Andrej wandte.
In seinen Augen erschien eine Frage, deren Antwort er ebenso
gut kannte wie Andrej, die er aber einfach nicht wahrhaben
wollte. Noch bevor er etwas sagen konnte, spie der Nebel rings
um ihn herum ein Gewirr schwarzer, nass glänzender dünner
Fäden und Tentakel aus, die aus allen Richtungen heraus
gleichzeitig nach ihm zu greifen versuchten.
Abu Dun trennte die Hälfte davon mit einem einzigen, gewaltigen Schwerthieb ab und zerriss die, die sich um seine Glieder
schlingen wollten, mit der bloßen Kraft seiner riesigen Pranken,
und Andrej sprang an seine Seite und schnitt ganze Büschel des
dämonischen Haares mit wuchtigen Schwerthieben ab. Abermals verspürte er ein Aufflackern von rasendem Schmerz und
auch Zorn, und ein lautloser, wütender Schrei gellte hinter seiner
Stirn.
Mit einem letzten, wuchtigen Hieb verschaffte er sich Luft,
sprang einen halben Schritt zurück und packte das Schwert mit
beiden Händen, um es wuchtig in das schwarze Deck unter
seinen Füßen zu rammen. Ein Splittern wie von berstendem
Metall oder Eis erklang, und aus dem Schrei hinter seinen
Schläfen wurde ein zorniges, schmerzerfülltes Geheul.
» Dieses Ding lebt! « , schrie er. » Tötet es! «
Etwas schlug nach ihm, kein peitschender Nesselfaden, sondern etwas Großes, Hartes aus Horn oder Knochen, das
möglicherweise einmal menschlich gewesen war und ihn mit
einem einzigen, mächtigen Hieb von den Füßen schleuderte.
Andrej hackte es mit einem blitzschnellen Schwerthieb ab, als

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