Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
dachte. Dann trenne ich mich und suche nach einem neuen Partner. Werde ich nie den Richtigen/ die Richtige finden?
Die Lösung Hinter diesem Verhalten steckt ein Mechanismus, der vermutlich nur mit Ihnen zu tun hat und nicht damit, dass Ihnen noch nicht der perfekte Mann/ die perfekte Frau über den Weg gelaufen ist. Wir alle wollen geliebt und begehrt werden. Und wenn uns jemand anbetet und verehrt, macht uns das dermaßen glücklich, dass wir dieses Gefühl häufig mit Verliebtheit verwechseln. Wir sehnen uns nach dem Menschen, der uns diese Bewunderung entgegenbringt – aber nur vordergründig. In Wahrheit wünschen wir uns das wunderbare Gefühl herbei, das der andere in uns hervorruft, indem er unser Ego streichelt. Wir sind also nicht wirklich in den Menschen verliebt, sondern sind von der Tatsache beglückt, dass wir uns über den anderen wieder neu – und anders – definieren können. In den Augen des anderen lernen wir uns nämlich neu kennen, können die unangenehmen Seiten in uns ausblenden.
Kurzübung: In Demut verharren
In unseren Gedanken kommen wir selbst immer als Allererstes vor, ständig geht es um unsere eigene Befindlichkeit. Wir kreisen um uns selbst. Der Münchner Psychotherapeut Wilhelm Schmid-Bode rät deshalb zu einer Demutsübung der einfachen Art, die auf den ersten Blick seltsam klingt, aber tatsächlich viel bringt (wir haben es ausprobiert!).
Stellen Sie sich jeden Morgen fünf Minuten auf einen Hocker, ohne das Geringste zu tun. Bleiben Sie einfach stehen, ohne jede Ablenkung, also auch ohne Radio, Fernseher und Morgenzeitung.
Konsequent praktiziert, verschiebt diese Übung den Blickwinkel, man nimmt sich nicht mehr ganz so wichtig. Ein zweiter Effekt: Die tägliche Übung in Disziplin stärkt das Selbstvertrauen und führt dazu, dass man sich die Dinge, die man sich im Leben vornimmt, tatsächlich besser durchhält.
Doch genau hier liegt das Problem, warum Beziehungen oft so wunderschön beginnen und nach kurzer Zeit aus dem Tritt geraten. Die Beziehung ist nämlich nur so lange spannend oder harmonisch, wie der andere uns liebend ansieht. Sobald die Partner Eigenschaften zeigen, die der andere nicht so attraktiv findet, betrachten sich beide mit neuen Augen. In dem Moment, in dem der Partner sich kritisch oder unzufrieden äußert, ist man enttäuscht oder verärgert.
Wer sein Selbstwertgefühl ausschließlich über andere Menschen bezieht, der droht sich selbst zu verlieren. Und er kann keine wirklich tiefe, reife Bindung zu anderen Menschen eingehen. Wer seinen Selbstwert vom liebenden Blick des anderen abhängig macht und sich nicht selbst so liebt, wie er ist, wird im Gegenzug auch nicht bereit sein, den anderen so zu akzeptieren, wie er ist. Nach Ansicht des Buddhismus ist aber jeder Mensch genau der richtige Mensch zum Lieben, und zwar genau so, wie er ist. Eine solche Liebe ist nicht von äußeren Umständen abhängig. Und auch nicht davon, ob der andere lobt und bewundert.
Deshalb kommt es darauf an, von Anfang an mit der richtigen Einstellung in die Beziehung hineinzugehen – ohne Bewertungen und ohne Erwartungen. Wenn beide Partner sich mit Respekt annähern, wenn beide eine Situation der gegenseitigen Akzeptanz ohne übertriebene Erwartungen schaffen können, dann ist die Beziehung auf einem guten Weg. Damit das gelingt, ist es wichtig, sich immer wieder einmal diese Fragen zu stellen:
Was sind für Sie die wichtigsten Aspekte in einer Beziehung? Wonach sehnen Sie sich, und was empfinden Sie dabei über sich selbst?
Welche Eigenschaften sollte ein anderer Mensch mitbringen, damit Sie bereit sind, sich auf ihn einzulassen? Hier geht es nicht darum, die Toleranzschwelle zu senken und jeden x-Beliebigen in Ihr Leben treten zu lassen. Wichtig ist, dass Sie sich bewusst werden, was Sie in einer Beziehung akzeptieren können und was nicht. Und dass Ihnen klar wird, was Sie bereit sind zu akzeptieren, nur damit der andere Sie liebt.
Schlusswort
Ein Plädoyer für die Liebe
Liebe ist ein Geheimnis – daran ändern auch Tausende von wissenschaftlichen Untersuchungen nichts. Die Liebe ist und bleibt der innigste und geheimnisvollste Ausdruck unseres Selbst. Deshalb kann eine Beziehung ein Ort der Verletzung sein oder ein Ort der Heilung. Wir haben in diesem Buch versucht darzulegen, dass beides möglich ist und beides sehr nahe beieinanderliegen kann (so wie wir es selbst erlebt haben).
Es geht hier nicht um einen Appell, sich mit einer bestenfalls mittelmäßig
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