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Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Bärbel Köhle
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einander gegenüber und sehen Sie sich in die Augen. Atmen Sie mehrere Male tief ein und aus, lassen Sie Ihr Herz dabei weiter werden. Nun konzentrieren Sie sich beide auf die Kleinigkeiten, die Sie besonders an Ihrem Partner mögen, und schenken diesen Gedanken viel Liebe. Bleiben Sie füreinander aufmerksam, aber berühren Sie sich nicht, sondern blicken Sie sich nur an, ohne etwas zu sagen. Wenn Sie das Gefühl haben, Ihren Liebsten/Ihre Liebste eingehend betrachtet zu haben, geben Sie ihm/ihr ein Zeichen, das Sie vorher ausgemacht haben. Wenn Sie möchten, können Sie jetzt über Ihre Empfindungen sprechen.
    So gelingt es übrigens, sich auch in einer langen Beziehung wieder an die Dinge zu erinnern, die man früher am anderen so geschätzt hat und die inzwischen so selbstverständlich geworden sind, dass man sie gar nicht mehr würdigt.

    Wer zu streiten beginnt, hat sich auf eine innere Einstellung eingeschworen, die keine Flexibilität mehr zulässt. Jetzt geht es nur noch darum, die eigene Position zu verteidigen und recht zu behalten. Die Alternative besteht nicht darin, dass jeder stumm vor sich hin schweigt und die Missstimmung erträgt. Es ist im Gegenteil wichtig, seine Gefühle auszudrücken – aber möglichst, ohne den anderen anzugreifen oder anzuklagen. Deshalb lohnt es sich, im Streit innerlich einen Schritt zur Seite zu treten und zu versuchen, dem Partner offen, ohne Abwehr und aufmerksam zuzuhören. In diesem Moment werden alte Beschuldigungen, Verteidigungen, Angriffe oftmals nichtig. Wer es schafft, dem anderen Raum zu geben, sorgt für eine wesentlich kreativere, freundlichere Atmosphäre.
    Es ist aber auch nicht ratsam, Auseinandersetzungen zu vermeiden, denn damit verzichtet man ja auch ein Stück weit darauf, zum Ausdruck zu bringen, dass man nicht zufrieden ist. Entscheidend bei Auseinandersetzungen ist jedoch immer, präsent und achtsam zu sein. Präsenz bedeutet nicht, sich zu konzentrieren, um möglichst viele Pluspunkte für sich selbst zu sammeln – und so den anderen ausbremsen zu können und sich selbst ins Recht zu setzen. Wichtig ist, sich klarzumachen, dass allen Konflikten Wut zugrunde liegt. Die Wut wiederum ist entstanden aus Traurigkeit und einem Gefühl der Machtlosigkeit.

    Wir haben jedoch die Wahl: Wir können die Wut wachsen lassen, bis sie explodiert. Oder wir können sie umwandeln in ein anderes Gefühl. Zuallererst sollten wir deshalb unsere negativen Gefühle in einem Streit wahrnehmen. Wut ist eine Information über unseren Gemütszustand, nicht ein Mittel der Kommunikation. »Wenn die Wut wächst, können wir ihre Energie nutzen, um eine Brücke zum anderen zu bauen oder um eine Waffe für den Kampf zu schmieden«, schreibt Flavia Mazelin Salvi. Deshalb lohnt es sich tatsächlich, sich im Eifer des Gefechts zunächst räumlich zu trennen und zu sagen: »Ich will nicht im Zorn mit dir diskutieren, das bringt nichts.« Immer wenn man sich weigert, seine Enttäuschung, Verletztheit oder Wut in einem Streit als Form der Kommunikation einzusetzen, sorgt man nicht nur für die Liebe, sondern auch für sich selbst.
    Zoff in einer Beziehung verhärtet sich vor allem dann, wenn alle Argumente vorgetragen sind, aber keiner zum richtigen Zeitpunkt die Entscheidung trifft, einfach aufzuhören. Machen Sie sich bewusst, ab welchem Punkt es nicht mehr darum geht, dem anderen sein wahres Interesse mitzuteilen, sondern in erster Linie darum, dem Gegenüber den eigenen Standpunkt aufzuzwingen. Beim nächsten Streit könnten Sie einfach mal versuchen, mit dem Streiten aufzuhören. In der Liebe geht es nicht darum, recht zu haben, sondern darum, zu lieben und geliebt zu werden. Üben Sie deshalb ab und zu Nachsicht. Positiver Nebeneffekt: Ihr Partner wird künftig auch mit Ihren inneren Bedürfnissen nachsichtiger umgehen.

    Das Problem Mein Partner enttäuscht mich immer wieder. Er hält seine Zusagen nicht ein, ist ziemlich unzuverlässig.

    Die Lösung Hochärgerlich – aber oft hat dieser Zustand vor allem mit uns selbst, mit unseren Erwartungen zu tun. Wir wollen vom Partner Trost, Zustimmung, Unterstützung, Spaß. Wir instrumentalisieren ihn im Grunde dazu, unserem eigenen Leiden – etwa Langeweile, Traurigkeit, innere Leere – zu entgehen. Dafür sind wir bereit, einen hohen Preis zu zahlen, unsere eigenen Bedürfnisse hintanzustellen. Wenn wir dann nicht hinreichend zufriedengestellt, geliebt, begehrt werden, wie wir uns das haargenau vorstellen, dann schleicht sich die

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