Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
Enttäuschung an.
Eine buddhistische Übung besteht darin zu handeln, ohne etwas dafür bekommen zu wollen. Auf die Liebe bezogen heißt es: mit dem anderen zusammen zu sein, ohne etwas von ihm zu erwarten. Um aus der Spirale von Erwartung und Enttäuschung herauszukommen, muss man ganz bei sich sein. Wenn im Kopf und im Herzen Ruhe herrschen, erhalten wir die richtigen Antworten auf unsere Fragen. Das erspart uns nicht den Schmerz, der mit bestimmten Verhaltensweisen unseres Partners zusammenhängt, aber wir werden innerlich frei, um zu entscheiden, was nun zu tun ist, und um herauszufinden, wie viel wir für uns akzeptieren können und wann es Zeit ist zu gehen.
Eine gute Methode, um innerlich ruhig zu werden, sind regelmäßige Atemübungen (siehe Atemübungen: Aufmerksamer atmen). Darüber hinaus sollten Sie sich mit dem vermeintlichen Mangel Ihres Partners auseinandersetzen. Dabei hilft die folgende Geistesübung:
Kurzübung: Achtsame Fürsorge
Gerade in westlichen Gesellschaften tendieren die Menschen dazu, alles, was sie umgibt, zu bewerten. Folglich murmeln ständig Stimmen in unserem Kopf, die eine Meinung kundtun – oftmals ist uns das gar nicht bewusst. Nur indem Sie sich vollkommen im gegenwärtigen Moment verankern und alle Wesenskräfte für das, was in diesem Moment ist, mobilisieren, bringen Sie das innere Stimmengewirr zum Verstummen. In genau diesem Moment sind Sie ganz bei sich. Dann können Sie sich auch besser auf Ihre Fähigkeit, zu lieben und Mitgefühl zu zeigen, konzentrieren.
Setzen Sie sich im Verlauf der Woche immer wieder einmal für fünf Minuten hin und nehmen Sie sich Zeit, darüber nachzudenken, was oder wer Ihrer Fürsorge bedarf. Ist es eine halb vertrocknete Pflanze in der Wohnung? Warten Menschen auf einen Brief von Ihnen? Braucht Ihr Partner im Augenblick besondere Zuwendung? Stellen Sie das zu diesem Zeitpunkt einfach nur fest und bemerken Sie Ihre Bereitwilligkeit – oder Ihre fehlende Bereitschaft –, das Erforderliche zu tun.
Diese Übung schärft das Bewusstsein für Ihre eigenen Bedürfnisse und die Ihrer Mitmenschen.
Denken Sie an zwei oder drei seiner/ihrer Eigenschaften, die Ihnen zu schaffen machen. Überlegen Sie, bei welcher Gelegenheit Sie darunter gelitten haben. Wünschen Sie sich mehr Zuverlässigkeit? Hat es Sie unlängst wieder entsetzlich geärgert, dass Sie auf sie/ihn gewartet haben, und er/sie ist zu spät gekommen? Erinnern Sie sich, was der Vorfall in Ihnen ausgelöst hat? Wut, Traurigkeit, Verletztheit, ein Gefühl der Einsamkeit …
Und nun denken Sie darüber nach: Es sind Ihre Emotionen – und Sie allein sind dafür verantwortlich. Die Gefühle zeigen auch, wo Ihr wunder Punkt liegt. Und Sie allein kultivieren Ihre eigene Schwäche, indem Sie sich ärgern lassen.
Die Frage lautet also: Was können Sie selbst tun, damit das Verhalten Ihres Partners Sie künftig nicht mehr so ärgert? Auf welche Weise haben Sie sich innerlich – vielleicht auch aus Angst, verlassen zu werden – klein gemacht? Worin besteht Ihr Handlungsbedarf, damit Sie sich künftig nicht mehr so verletzt fühlen? Ein Vorschlag: dem Partner mitzuteilen, wie es Ihnen bei seinem Verhalten geht, anstatt den Mangel herauszustreichen und sich zu beklagen. Wenn Sie sagen: »Es verletzt mich, wenn du mich so behandelst/zu spät kommst/Zusagen nicht einhältst …«, beziehen Sie den Partner in Ihre Gefühlswelt mit ein und können gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Das Problem Mein Partner hat mich betrogen.
Die Lösung In Ihnen tobt die Frage: »Wie konnte er/ sie mir das antun?« Vielleicht überlegen Sie sogar, Ihren Partner zu verlassen. Oder Sie fürchten sich davor, verlassen zu werden. Verletzungen in der Liebe sind sehr schmerzhaft. Sie können uns sogar regelrecht krank machen. »Wenn der andere uns verrät, nimmt er etwas von unserem Lebendigsten mit. Etwas, was uns lachen, begehren, vibrieren lässt«, schreibt Flavia Mazelin Salvi. Nach westlicher Psychologie folgt nun eine Trauerphase, in der wir mit der Zeit lernen, mit dem Verlust und der Verletzung zu leben.
Manche Menschen stürzen in dieser Phase in eine regelrechte Depression. Dann nämlich, wenn sich die Gedanken unablässig im Kreis drehen, wie wir die Katastrophe hätten verhindern können und welche Motive den Partner zum Seitensprung getrieben haben könnten. Tatsächlich kann eine Affäre oder eine Außenbeziehung etwas in einer Partnerschaft in Gang bringen. Sie kann aufdecken, dass etwas in
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