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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von dem Gefangenen nichts weiter mehr übrig sei, als unförmliche, zerrissene Reste.
    Kâlagani’s und der Anderen Wuth machte sich in lauten Verwünschungen Luft. Weder Nana Sahib, noch einer von ihnen hatte sich also am Anblick des Oberst Munro in dessen letzten Minuten weiden können.
    Der Nabab war indeß nicht fern. Er mußte die Detonation gehört haben und kehrte darauf hin jedenfalls sofort nach der Veste zurück.
    Was sollte man ihm zur Antwort geben, wenn er wegen des der Obhut seiner Leute anvertrauten Gefangenen Rechenschaft forderte?
    Solche Gedanken beschäftigten Alle und verursachten einige Zögerung, wodurch die Flüchtlinge Zeit gewannen, unbemerkt ein gutes Stück von der Veste wegzukommen.
    Nach dieser wunderbaren Rettung von bester Hoffnung beseelt, eilten Sir Edward Munro und Goûmi den vielfach gewundenen Steg hinab, so schnell sie konnten. Die kräftigen Arme des Obersten fühlten die noch immer ohnmächtige Lady Munro kaum. Uebrigens war auch sein Diener zur Hand, ihm zu Hilfe zu kommen.
    Fünf Minuten nach Durchschreitung des Thores hatten Beide schon die Hälfte des Weges bis zum Thale hinab hinter sich. Inzwischen wurde es heller und heller und das Tageslicht drang auch schon in die Tiefe hinab.
    Da vernahmen sie über sich ein lautes Geschrei.
    Ueber die Brustwehr gebeugt, hatte Kâlagani, wenn auch undeutlich, doch zwei entfliehende Männer bemerkt. Einer derselben konnte niemand Anderes sein, als der Gefangene Nana Sahib’s.
    »Munro! Das ist Munro!« rief Kâlagani, schäumend vor Wuth.
    Die ganze Rotte brach nun eiligst zur Verfolgung auf.
    »Wir sind gesehen worden! sagte der Oberst, ohne seine Schritte zu hemmen.
    – Die Ersten halte ich auf! rief Goûmi. Sie werden mich umbringen. Sie gewinnen aber Zeit genug, um die Straße zu erreichen.
    – Wir werden entweder Beide fallen oder Beide davon kommen!« entgegnete Oberst Munro.
    Der Oberst und Goûmi hatten ihre Schritte beschleunigt. Auf dem unteren, minder steilen Ende des Steges angelangt, konnten sie sogar laufen. Jetzt brauchten sie nur noch hundert Schritt bis zur Straße von Ripore, welche nach der großen Landstraße hinführte, auf welcher sie leichter entfliehen konnten.
    Freilich wurde da auch die Verfolgung leichter. Ein Versteck zu suchen, wäre unnütz gewesen, denn sie wären nur zu bald aufgefunden worden. Es blieb ihnen also nichts übrig, als den Hindus möglichst weit zuvorzukommen und eher, als sie, den letzten Paß der Vindhyas hinter sich zu lassen.
    Oberst Munro’s Entschluß stand für jeden Fall fest. Lebend wollte er unbedingt nicht wieder in Nana Sahib’s Hände fallen. Auch Die, welche das Schicksal ihm eben erst wiedergegeben, sollte durch seine Hand von Goûmi’s Dolche den Tod finden, und dann wollte er diesen sich selbst in’s Herz stoßen.
    Beide hatten einen Vorsprung von etwa fünf Minuten. Als die ersten Hindus durch das Thor stürmten, gewahrten Oberst Munro und Goûmi schon den breiteren Weg, der sich an den Fußsteg anschloß und der schon in der Entfernung einer Viertelmeile auf die Landstraße auslief.
    »Hurtig, Herr! rief Goûmi, bereit den Oberst mit seinem eigenen Leib zu decken. Vor Ablauf von fünf Minuten befinden wir uns auf der Straße von Jubbulpore!

    – Gott gebe, daß wir da Hilfe finden!« murmelte Oberst Munro.
    Das Rufen und Schreien der Hindus wurde immer deutlicher hörbar.
    Gerade als die Flüchtlinge den Weg im Thale betraten, lenkten raschen Schrittes zwei Männer am Anfang des Bergpfades ein.
    Es war hell genug, um sich erkennen zu können, und Beide riefen fast gleichzeitig mit haßerfüllter Stimme:
    »Munro!
    – Nana Sahib!«
    Auf den Donner der Kanone hin war der Nabab herbeigeeilt, um zu sehen, was auf der Veste vorging. Er konnte nicht begreifen, warum sein Befehl vorzeitig ausgeführt worden sei.
    Ein Hindu begleitete ihn; bevor dieser aber einen Schritt oder eine Bewegung machen konnte, lag er schon zu Füßen Goûmi’s von demselben Messer zu Tode getroffen, das die Fesseln des Oberst zerschnitten hatte.
    »Hierher! rief Nana Sahib seinen Leuten zu, welche den Fußpfad herabkamen.
    – Ja, zu Dir!« antwortete Goûmi.
    Und schneller als der Blitz stürzte er auf den Nabab.
    Er beabsichtigte, wenn es ihm nicht gelang, jenen mit dem ersten Dolchstoß zu tödten, wenigstens mit ihm zu kämpfen, um Oberst Munro Zeit zu gewähren, die Straße zu erreichen; die Eisenhand des Nabab hatte aber die seinige gepackt und das Messer war ihm dabei

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