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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gleichzeitig, daß dies nicht der Fall sein könne. Hätte der Nabab ihren Untergang beschlossen gehabt, so würde er Alle gleichmäßig verurtheilt und hingerichtet haben. Es hätte ja ganz seinem Charakter entsprochen, ihm die Todesangst durch die seiner Freunde zu vermehren. Nein, nein! Nur ihm – das bemühte er sich zu glauben, ihm allein galt der Haß und die Rache Nana Sahib’s.
    Was mochten aber Banks, Kapitän Hod, Maucler und die Uebrigen, wenn sie sich auf freiem Fuße befanden, wohl beginnen! Sollten sie die Straße nach Jubbulpore eingeschlagen haben, auf welcher sie der Stahlriese, den die Dacoits nicht zu zertrümmern vermochten, schnell weiter befördern konnte! Dort mußten sie Hilfe finden. Doch, was hätte das nützen sollen? Wie hätten sie wissen können, wo Oberst Munro sich jetzt befand? Niemand dachte gewiß an die Veste von Ripore, den Schlupfwinkel Nana Sahib’s. Ja, wie konnte ihnen überhaupt dessen Name in den Sinn kommen? War Nana Sahib denn nicht todt für sie? War er nicht bei dem Gefechte neben dem Pal von Tandit gefallen? Nein, sie waren außer Stande, für den Gefangenen etwas zu thun.
    Von Seiten Goûmi’s war ebenso wenig etwas zu erwarten. Kâlagani mußte ja Alles daran liegen, sich dieses treuen Dieners zu entledigen, und wenn Goûmi nicht wieder erschienen war, so hatte er sicher schon vor seinem Herrn den Tod erlitten.
    Es erschien ebenso unnütz, an irgend ein anderes Mittel zur Rettung zu denken. Oberst Munro gab sich nicht gern Illusionen hin. Er sah die Sachen an, wie sie lagen, und wandte seine Gedanken wieder jenen glücklichen Tagen zu, die sein ganzes Herz erfüllten.
    Er hätte nicht sagen können, wie viele Stunden lang er so träumte. Noch war es dunkle Nacht. Auf den Gipfeln der Berge im Osten erschien noch kein Schimmer, der den kommenden Tag verkündet hätte.
    Es mochte indeß gegen vier Uhr Morgens sein, als dem Oberst Munro eine eigenthümliche Erscheinung auffiel. Bis jetzt, während dieser Rückkehr in sein früheres Leben, hatte er mehr in sich als um sich geblickt. Die Außenwelt, wovon bei der Finsterniß so wie so nur wenig zu erkennen war, hatte ihn nicht ablenken können; jetzt richteten sich plötzlich seine Augen nach einem bestimmten Punkte und alle in seiner Erinnerung aufgetauchten Bilder verblaßten vor einer eben so unerwarteten als unerklärlichen Erscheinung.
    Oberst Munro bemerkte, daß er sich auf dem Plateau von Ripore nicht allein befand. Am Ende des Fußsteges, nahe dem Thore, blinkte ein noch ziemlich unbestimmtes Licht. Es schwankte hin und her, flackerte einmal auf, drohte dann zu verlöschen und blitzte wieder heller; als ob es von schwacher, unsicherer Hand gehalten würde.
    In der gegenwärtigen Lage des Gefangenen konnte das Geringste von größter Bedeutung sein. Er folgte dem Lichtschein also mit den Augen, bemerkte, daß ein rußiger Dampf von demselben emporstieg und daß er sich weiter bewegte. Er schloß daraus mit Recht, daß jenes Licht sich nicht in einer feststehenden Laterne befinden könne.
    »Einer meiner Freunde, sagte sich Oberst Munro… Vielleicht Goûmi!… doch nein… Er würde kein Licht bei sich führen, das ihn verrathen müßte… Aber was ist das?«
    Die Flamme kam langsam näher. Sie bewegte sich zuerst längs der Mauer der alten Kaserne hin, und Sir Edward Munro fürchtete schon, es werde dadurch einer der im Innern schlafenden Hindus geweckt werden.
    Das geschah jedoch nicht. Die Flamme kam unbemerkt vorüber. Dann und wann, wenn die Hand, die sie trug, sich fieberhaft bewegte, belebte sie sich und leuchtete in vollem Glanze.
    Bald erreichte dieselbe die Mauer der Brustwehr und folgte dieser nach, wie die irrende Flamme des St. Elmsfeuers in einer Gewitternacht.
    Da erst wurde es Oberst Munro möglich, eine Art Gespenst von ganz unbestimmter Form wahrzunehmen, einen »Schatten«, den jene Flamme geisterhaft beleuchtete. Das in dieser Weise dahinwandelnde Wesen war mit einem langen, weiten Stück Stoff bedeckt, das den Kopf und die Arme gänzlich verhüllte.
    Der Gefangene regte sich nicht. Er hielt den Athem an. Er fürchtete, die Erscheinung zu erschrecken und die Flamme, deren Schein jene in der Dunkelheit leitete, verlöschen zu sehen. Er war ebenso unbeweglich wie das schwere metallene Geschütz, das ihn in seinen gewaltigen Rachen zu halten schien.
    Das Gespenst glitt inzwischen längs der Brustwehr fort. Konnte es dabei nicht an den Körper des eingeschlafenen Hindu stoßen? Nein, der Hindu

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