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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wetters aufgefangen wurde, große Mengen derselben Säure erkennen lassen.
    »Der Blitz hat eingeschlagen… meinte Mac Neil.
    – Storr, Kâlouth, Parazard!« rief Banks.
    Alle Drei erschienen im Salon. Zum Glück war keiner von ihnen getroffen.
    Der Ingenieur stieß die Thür zur Veranda auf und begab sich nach dem Balkon.
    »Dort… seht dort!…« sagte er.
    Zehn Schritte von uns an der linken Seite der Straße, war eine große Baniane getroffen worden. Bei dem unausgesetzten elektrischen Scheine sahen wir sie wie am hellen Tage. Der ungeheuere Stamm, den seine Ausläufer nicht mehr zu halten vermochten, lag quer zwischen den anderen Bäumen. In seiner ganzen Länge war die Rinde abgesprengt und frei in der Luft hing ein langer Fetzen derselben, der umhergeworfen wurde wie eine Schlange, die sich von Baumästen herabschlängelt. Die Abschälung mußte von unten nach aufwärts stattgefunden haben, also von einem aufsteigenden Blitz von ungeheuerer Gewalt herrühren.
    »Da fehlte nicht viel, daß unser Steam-House getroffen worden wäre! sagte der Ingenieur. Doch bleiben wir hier, es ist immer ein besserer Schutz, als der unter Bäumen!«
    Da hörten wir einen lauten Aufschrei. Rührte er vielleicht von unseren heimkehrenden Genossen her?
    »Das war Parazard’s Stimme,« sagte Storr.
    Wirklich rief uns der Koch, der sich unter der letzten Veranda befand, zu sich hin.
    Wir folgten eifrigst seinem Rufe.
    Kaum hundert Meter von unserer Haltestelle und rechts von derselben war der Banianenwald entzündet. Schon verschwanden die höchsten Gipfel der Bäume unter den lodernden Flammen. Das Feuer entwickelte sich unglaublich heftig und schritt schneller, als man hätte glauben sollen, auf das Steam-House zu.
    Da entstand eine ernste Gefahr. Die lange Dürre und die hohe Temperatur der drei Monate heißer Jahreszeit hatten Bäume, Gebüsche und Gräser ausgetrocknet. An dem leicht entzündbaren Material fand das Feuer vollauf Nahrung. Wie das in Indien wiederholt vorkommt, war der ganze Wald bedroht, von den Flammen verzehrt zu werden.
    Unzweifelhaft sah man, wie das Feuer an Umfang gewann und sich nach allen Seiten verbreitete. Erreichte es unsere Haltestelle, so wurden die beiden Wagen sicher binnen wenig Minuten zerstört, denn ihre dünnen Wände konnten nicht den gleichen Widerstand leisten, wie die Stahlblechumhüllung eines feuerfesten Geldschrankes.
    Schweigend standen wir der Gefahr gegenüber. Oberst Munro kreuzte die Arme.
    »Banks, begann er sehr ruhig, es ist Deine Sache, uns aus dieser Lage zu helfen.
    – Ja wohl, Munro, antwortete der Ingenieur, und da wir kein Mittel haben, die Feuersbrunst zu löschen, so werden wir ihr entfliehen müssen.
    – Zu Fuße? rief ich erschrocken.
    – O nein, mit dem ganzen Zuge.
    – Und was wird aus Kapitän Hod und seinen Begleitern? warf Mac Neil ein.
    – Wir können nichts für sie thun. Sind sie nicht zurück, bevor wir aufbrechen, so kann ich mir nicht helfen.
    – Wir dürfen sie aber nicht im Stiche lassen! erklärte der Oberst.
    Wenn der Train in Sicherheit ist, Munro, erwiderte ihm Banks, wenn ihn die Flammen nicht mehr erreichen können, so kehren wir zurück und durchsuchen den ganzen Wald, bis wir Jene entdeckt haben.
    – Thu’ was Du willst, Banks, sagte Oberst Munro, der sich dem Rathe des Ingenieurs, gewiß dem einzigen, der hier am Platze war, fügen mußte.
    – Storr, rief Banks, an Deine Maschine, und Du, Kâlouth, an den Kessel und schüre das Feuer! – Welchen Druck zeigt das Manometer?
    – Zwei Atmosphären, meldete der Mechaniker.
    – Binnen zehn Minuten müssen wir vier haben. Nun vorwärts, Ihr Leute, an’s Werk!«
    Der Mechaniker und der Heizer ließen sich nicht antreiben. Bald wirbelten schwarze Rauchwolken aus dem Rüssel des Elephanten und mischten sich mit den Regenströmen, um die sich der Riese gar nicht zu kümmern schien. Auf die Blitze, welche den Himmel in Feuer hüllten, antwortete er mit einem Sprühregen von Funken. Ein Dampfstrahl pfiff durch den Rauchfang und der künstlich vermehrte Zug beschleunigte die Verbrennung des Holzes, das Kâlouth auf dem Roste aufhäufte.
    Sir Edward Munro, Banks und ich waren auf der hinteren Veranda zurückgeblieben und beobachteten die Fortschritte der Feuersbrunst im Walde; die großen Bäume sanken in die gewaltige Lohe zusammen, die Zweige krachten wie Revolverschüsse, die Lianen schwankten von einem Stamme zum anderen und das Feuer pflanzte sich auf neue und immer neue Herde fort. In

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