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Das Dampfhaus

Das Dampfhaus

Titel: Das Dampfhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fahren.
    Oberst Munro wünschte nichts mehr, als einige Stunden in dem schönen, stillen und schattenreichen Walde zu verbringen. Alle stimmten ihm bei, die Einen, weil sie wirklich der Erholung bedurften, die Anderen, weil sie versuchen wollten, endlich ein, der Büchse eines Anderson oder eines Gérard würdiges Thier zu entdecken. Man erräth leicht, wer diese Anderen waren.
    »Fox, Goûmi, rief Hod, jetzt ist es erst sieben Uhr! Noch einen Streifzug in den Wald, bevor die Nacht hereinbricht. Werden Sie uns begleiten, Maucler?
    – Mein lieber Hod, sagte Banks, ehe ich noch antworten konnte, Sie thäten besser, sich nicht mehr von hier zu entfernen. Der Himmel hat ein drohendes Aussehen. Wenn das Unwetter losbricht, würden Sie Mühe haben, den Rückweg zu finden. Im Falle, daß wir morgen noch hier rasten, könnten Sie ja dann aufbrechen.
    – Morgen, o, da ist’s heller Tag, erwiderte Kapitän Hod, jetzt ist die Stunde günstiger zu einem Versuche.

    – Das weiß ich, Hod, aber die kommende Nacht sieht mir doch zu unsicher aus. Wenn Sie darauf bestehen, noch heute zu jagen, so wagen Sie sich wenigstens nicht zu weit hinaus. Binnen einer Stunde schon dürfte es sehr finster, und dann schwierig sein, die Haltestelle wieder aufzufinden.
    – Seien Sie außer Sorge, Banks, es ist erst sieben Uhr, ich werde den Herrn Oberst nur um einen Urlaub von zwei Stunden ersuchen.
    – So gehen Sie, lieber Hod, antwortete Sir Edward Munro, doch lassen Sie Banks’ Warnung nicht außer Acht.
    – Gewiß nicht, Herr Oberst!«
    Mit prächtigen Jagdgewehren versehen, verließen Kapitän Hod, Fox und Goûmi das Lager und verschwanden unter den hohen Banianen zur rechten der Straße.
    Mich hatte die Hitze des Tages so sehr ermüdet, daß ich es vorzog, im Steam-House zurückzubleiben.
    Inzwischen wurde auf Banks’ Anordnung das Feuer unter dem Kessel nicht ganz gelöscht, sondern nur gedämpft, um stets eine bis zwei Atmosphären Dampf zu behalten. Der Ingenieur wollte für jeden Zufall gerüstet sein.
    Storr und Kâlouth erneuerten einstweilen den Brennmaterial-und Wasservorrath. Ein kleiner Bach, der zur linken Seite des Weges floß, lieferte ihnen den letzteren und die nahen Bäume das nöthige Holz zur Füllung des Tenders. Monsieur Parazard besorgte seine gewöhnlichen Geschäfte und grübelte, während er die Reste des heutigen Diners abtrug, schon über das für den folgenden Tag.
    Noch war es ziemlich hell. Oberst Munro, Banks, der Sergeant Mac Neil und ich wollten am Ufer des Baches Siesta halten. Das klare plätschernde Wasser erfrischte einigermaßen die wahrhaft erstickende Luft. Die Sonne stand noch über dem Horizonte. Der Widerschein ihres Lichtes färbte die Dunstmassen, welche man durch Lücken in dem Blätterdache sich im Zenith ansammeln sah, mit blaugrauen Tinten. Es waren das schwere, dichte, gleichsam condensirte Wolken, welche kein Wind bewegte, sondern die ihren Motor in sich selbst zu haben schienen.
    Wir plauderten etwa bis acht Uhr. Von Zeit zu Zeit erhob sich Banks, um den Himmel in größerer Ausdehnung übersehen zu können, indem er bis zum Saume des Waldes ging, der ziemlich eine Viertelmeile von unserer Haltestelle die Ebene scharf begrenzte.
    Zurückkehrend, schüttelte er bedenklich den Kopf.
    Das letzte Mal hatten wir ihn begleitet. Schon wurde es unter den Kronen der Banianen allmählich düster. Vom Waldessaume aus erblickte ich nach Westen zu eine weite Ebene, die sich bis zu einer Reihe kleiner, schon mit den Wolken verschwimmender Hügel erstreckte.
    Der Anblick des Himmels in seiner Ruhe war wirklich schrecklich. Kein Lufthauch bewegte die Blätter der hohen Bäume. Die Ruhe der eingeschlummerten Natur, von der die Dichter so oft gesungen, war das aber nicht, sondern ein bleischwerer, krankhafter Schlaf. Es schien, als stände die ganze Atmosphäre unter einer gewissen Spannung. Ich kann den Himmelsraum nicht besser vergleichen, als mit dem Dampfraume eines Kessels, wenn der Dampf zu stark comprimirt ist und eine Explosion bevorsteht.
    Diese Explosion drohte hier in kürzester Zeit.
    Die Gewitterwolken erschienen, wie es über Ebenen gewöhnlich der Fall ist, hoch übereinander gethürmt und zeigten gebogene, sehr scharf umschriebene Ränder. Sie schienen anzuschwellen, an Zahl ab-und an Ausdehnung zuzunehmen, während sie immer auf derselben Basis ruhten. Offenbar mußten sie bald in eine einzige Masse zusammengeflossen sein, was die Dichtheit der Wolke nur vermehren konnte. Schon

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