Das Dampfhaus
Druck behalten, Storr, und suche unter Dach und Fach zu bleiben.
– Soll geschehen.
– Sind die Bunker voll, Kâlouth? fragte Banks.
– Ja, Herr Banks, antwortete der Heizer. Auch der Wasservorrath ist ergänzt.
– Gut, so komm herein!«
Maschinist und Heizer hatten bald im zweiten Wagen Platz genommen.
Durch die Finsterniß unter den Banianen. (S. 151.)
Jetzt leuchteten die Blitze häufiger auf und aus den Wolken hörte man ununterbrochen das dumpfe Rollen. Der Tofan hatte die Luft nicht abgekühlt. Es war ein trockener Wind mit heißem Athem, so als käme er selbst aus der Mündung eines Hochofens her. Sir Edward Munro, Banks, Mac Neil und ich verließen den Salon, um nach der Veranda zu gehen. Das hohe Geäst der Banianen zeichnete sich gleich einer seinen schwarzen Spitze auf dem feurigen Hintergrunde des Himmels ab. Auf jeden Blitz folgte schon nach wenigen Secunden ein heftiger Donner. Das Echo davon konnte gar nicht verstummen, weil sich stets schon ein neuer Donnerschlag hineinmischte. So rollte unausgesetzt ein tiefer Baß daher und unter diesen mischten sich noch jene trockenen Detonationen, welche Lucretius so passend mit dem scharfen Schrei zerreißenden Papieres verglichen hat.
»Warum sie nur auch wegen des Unwetters nicht zurückkehren? begann Oberst Munro.
– Vielleicht, meinte der Sergeant, hat Kapitän Hod mit seinen Begleitern ein Obdach im Walde, in der Höhlung eines Baumes oder unter einem Stein gefunden, und sie kommen erst morgen zurück. Wir sind ja dann noch immer zur Stelle!«
Banks schüttelte den Kopf. Er schien Mac Neil’s Ansicht nicht zu theilen.
Jetzt – es mochte gegen neun Uhr sein – begann der Regen in furchtbaren Strömen herabzustürzen. Er war mit großen Hagelkörnern vermischt, welche uns steinigten und auf das klingende Dach des Steam-Houses niederprasselten. Es klang wie ein furchtbarer Trommelwirbel. Einander zu hören, war vollständig unmöglich, auch wenn es nicht unaufhörlich gedonnert hätte. Die von den Schloßen abgeschlagenen Banianenblätter flogen auf allen Seiten umher.
Banks, der sich inmitten dieses betäubenden Lärmens nicht verständlich machen konnte, erhob den Arm und wies uns auf die Schloßen hin, welche die Seiten des Stahlriesen trafen.
Unglaublich! Alles funkelte bei der Berührung mit den harten Eisstücken. Man hätte meinen sollen, daß aus den Wolken wirklich Tropfen geschmolzenen Metalles kämen, die bei Berührung mit dem Stahlpanzer Lichtfunken auswarfen. Diese Erscheinung bewies, wie stark die Atmosphäre mit Elektricität geladen war. Unausgesetzt durchströmte sie die leuchtende Materie, so daß der ganze Himmelsraum ein Feuer zu sein schien.
Banks winkte uns wieder nach dem Salon zurück und schloß die nach der Veranda führende Thür. Gewiß konnte man sich in freier Luft diesen elektrischen Entladungen nicht ungestraft aussetzen.
Im Innern des Hauses standen wir fast im Finstern, wodurch die Beleuchtung der Außenwelt nur um so sichtbarer wurde. Wie erstaunten wir aber, sogar den eigenen Speichel leuchten zu sehen! Auch wir mußten von dem umgebenden Fluidum im höchsten Grade imprägnirt sein.
»Wir spieen Feuer,« um den Ausdruck zu gebrauchen, mit dem man diese selten beobachtete und immer erschreckende Erscheinung charakterisirt hat. In der That mußte unter diesem fortwährenden Aufleuchten, dem Feuer draußen, unter dem Krachen des Donners bei den gewaltigen Blitzen auch das furchtloseste Herz doch etwas schneller schlagen.
»Und sie! sagte bedauernd Oberst Munro.
– Ja, wo mögen sie sein!« antwortete Banks.
Unsere Lage war entsetzlich. Nicht das Geringste konnten wir thun, um den so sehr bedrohten Kapitän Hod und seinen Begleitern zu Hilfe zu kommen.
Wenn sie Schutz gefunden hatten, so konnte das nur unter den Bäumen selbst sein, und man weiß, mit welchen Gefahren das unter schweren Gewittern verbunden ist. Wie hätten sie sich in dem dichten Walde fünf bis sechs Meter von der die äußersten Zweige eines Baumes schneidenden senkrechten Linie aufhalten können – wie man es Denen empfiehlt, die in der Nähe von Bäumen von einem Gewitter überrascht werden?
Alles das ging mir durch den Kopf, als ein furchtbarer Donnerschlag, noch trockener als die anderen, mein Ohr traf, der mit dem Blitze fast zusammenzufallen schien.
Gleichzeitig machte sich ein scharfer Geruch bemerkbar – der durchdringende Geruch von salpetrigen Dämpfen – und gewiß hätte Regenwasser, das während dieses
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