Das Dampfhaus
fünf Minuten war der Brand auf fünfzig Meter vorgeschritten und die vom Sturmwind zerzausten Flammen züngelten zu einer solchen Höhe auf, daß die Blitze sie in allen Richtungen kreuzten.
»Binnen fünf Minuten müssen wir den Platz verlassen haben, erklärte Banks, oder es fängt Alles Feuer!
– Diese Feuersbrunst greift schnell um sich! bemerkte ich.
– Wir werden noch schneller vorwärts kommen!
– Wenn nur Hod und seine Begleiter da wären! klagte Sir Edward Munro.
– Wir wollen pfeifen, ja, ja, pfeifen, rief Banks, vielleicht hören sie das!«
Er eilte nach dem Thürmchen und bald ertönte die Luft von schrillen Pfiffen, die sich von dem rollenden Donner so auffällig unterschieden, daß sie gewiß weithin vernehmbar sein mußten.
Unsere Lage wird sich Jedermann eher denken können, als man sie schildern kann.
Auf einer Seite die Nothwendigkeit, so schnell als möglich zu entfliehen, auf der anderen die Verpflichtung, die noch nicht Zurückgekehrten zu erwarten.
Banks war nach der hinteren Veranda zurückgekommen. Der Rand des Feuers lag jetzt kaum noch fünfzig Fuß vom Steam-House entfernt. Ringsum verbreitete sich eine unerträgliche Hitze und die glühende Luft wurde unathembar. Schon fielen eine Menge glühender Holzstücke auf unseren Train nieder. Zum Glück schützte ihn der noch fortdauernde Platzregen, der ihn jedoch gegen das eigentliche Feuer selbst gewiß nicht sichern konnte.
Noch immer dauerte das scharfe Pfeifen der Maschine fort, doch weder Hod, noch Fox oder Goûmi ließen sich sehen.
Da trat der Mechaniker zu Banks heran.
»Wir haben den verlangten Druck, sagte er.
– Nun dann, vorwärts, Storr, erwiderte dieser, doch nicht zu schnell!… Es gilt nur außer dem Bereiche des Waldbrandes zu bleiben.
– Warte noch, Banks, warte noch, bat Oberst Munro, der sich nicht entschließen konnte, den Halteplatz zu verlassen.
– Noch drei Minuten, Munro, antwortete Banks sehr kühl, doch auf keinen Fall länger. In drei Minuten schon kann der Hintertheil des Zuges Feuer fangen!«
Zwei Minuten verstrichen. Das Verweilen auf der Veranda wurde jetzt zur Unmöglichkeit. Man konnte die Hand schon nicht mehr auf das erhitzte Blech lagen, welches sich zu krümmen begann. Jetzt noch länger zu warten, wäre die schwerste Thorheit gewesen.
»Vorwärts, Storr! befahl Banks.
– Ach, da!… rief der Sergeant.
– Sie sind es!«
Kapitän Hod und Fox erschienen an der rechten Seite der Straße. In ihren Armen trugen sie Goûmi’s scheinbar leblosen Körper, und gelangten eben an den Auftritt zum zweiten Wagen.
»Todt? fragte Banks.
– Nein, aber vom Blitz getroffen, der ihm das Gewehr in der Hand zertrümmerte, erklärte Kapitän Hod, und auf dem linken Beine gelähmt.
– Gott sei gelobt! brach Oberst Munro aus.
– Meinen Dank auch, Banks, setzte der Kapitän hinzu. Ohne Ihr Pfeifensignal hätten wir die Haltestelle schwerlich wiedergefunden!
– Nun schnell hier weg, drängte Banks, nun vorwärts!«
Hod und Fox waren in den Wagen gesprungen, und Goûmi, der den Gebrauch der Sinne nicht ganz verloren hatte, wurde in seiner Cabine niedergelegt.
»Wie viel Druck haben wir? fragte dieser den Mechaniker.
– Ziemlich fünf Atmosphären, lautete Storr’s Antwort.
– Nun dann fort!« wiederholte Banks.
Es war jetzt halb elf Uhr. Banks und Storr nahmen in dem Thürmchen Platz. Der Regulator ward geöffnet, der Dampf strömte in die Cylinder, das erste Schnaufen ließ sich vernehmen und der Zug setzte sich langsam in Bewegung, inmitten der dreifachen Beleuchtung, durch den Brand der Banianen, durch die elektrischen Lampen des Elephanten und die flammenden Blitze des Himmels.
Kapitän Hod erzählte uns mit kurzen Worten die Vorgänge während seines Ausfluges, bei dem die Jäger keine Spur eines Thieres angetroffen hatten. Mit dem Aufsteigen des Gewitters kam die Dunkelheit schneller und tiefer, als sie gedacht hatten. Sie wurden von dem ersten Donnerschlage überrascht, als sie etwa drei Meilen weit entfernt waren. Natürlich wollten sie nun sofort umkehren, doch trotz aller Mühe, sich zurecht zu finden, verirrten sie sich unter den großen Banianengruppen, die einander gar zu sehr ähnelten, da ihnen kein Steg die Richtung angab.
In ihren Armen trugen sie Goûmi. (S. 159.)
Inzwischen brach das Unwetter mit aller Wuth los. Das elektrische Licht konnte bis zu der Stelle, wo sie sich befanden, nicht dringen, so daß sie gewiß nicht in gerader Linie auf das Steam-House
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