Das Dante-Ritual: Thriller ***Weihnachtsaktion*** (German Edition)
gefunden hat?“
„Michael Radebrecht“, bestätigte ich. „Kevin Siegmann, ein alter Schulfreund von mir, hat mir erzählt, dass er seitdem in der Psychiatrie liegt. Angeblich ist er kaum ansprechbar, aber ich werde wohl trotzdem mal hinfahren. Vielleicht bringt es ja was.“
„Kevin?“, hakte Stefan nach. „Ist das so ein Typ mit Bob Marley-Frisur und Ghettoattitüde?“
„Wieso?“
„Der war heute bei Eva. Hat wohl Sehnsucht nach dir. Du sollst dich bei ihm melden.“
„Gut. Vielleicht hat er Neuigkeiten für mich.“
Die Kellnerin platzierte zwei Gedecke mit Kuchen auf unserem Tisch.
„Danke“, sagte ich.
Sie würdigte mich keines Blickes.
„Und was soll Beekmann mit der Sache zu tun haben?“, fragte Stefan.
„Beekmann ist der Großmeister der Bruderschaft.“
Stefan brach in schallendes Gelächter aus. „Erzähl mir doch keinen Scheiß, Philip. Walter Beekmann in Gewand und Kapuze? Das glaubst du doch nicht im Ernst?“
„Warum wollte er sich das Video ansehen? Wieso hat er mir ein Gespräch angeboten?“
Stefan zuckte mit den Schultern. „Sag du es mir.“
„Weil Frank Informationen gesammelt hat, mit denen man den Laden auffliegen lassen kann.“
Stefan balancierte ein Stück Erdbeertorte auf der Gabel. „Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht mit Beekmann anlegen wollen.“
„Wenn du ich wärst, würdest du im Moment ziemlich beschissen aussehen.“
Wir hatten das Restaurant verlassen und einen Spaziergang um den Aasee begonnen. Ich berichtete Stefan von den neuen Anhaltspunkten, die sich mir nach und nach erschlossen hatten. Von Kevins Informationen aus der Drogenszene. Von Ziggy Stardust. Ich fasste Franks Kindheitserlebnisse zusammen. Erzählte von der Misshandlung und der Kopfverletzung. Schweigend lauschte Stefan meinen Ausführungen, hier und da einen erstaunten Ausruf einstreuend. Als ich fertig war, hatten wir den See zur Hälfte umrundet und eine Stelle erreicht, an der man über eine leicht abschüssige Rasenfläche ans Ufer gelangen konnte. Wir traten ans Wasser. Ich drehte mir eine Zigarette.
„Was hast du jetzt vor?“, fragte Stefan.
„Weiß ich noch nicht. Mal abwarten, was Beekmann mir heute Abend zu erzählen hat.“
Ich steckte mir die Kippe in den Mund und hob gerade mein Feuerzeug, als Stefan mir einen Stoß versetzte.
„Jetzt guck dir das mal an.“ Er deutete in die Richtung der Giant Pool Balls , drei überdimensionale, von Claes Oldenburg kreierte Billardkugeln aus Beton. „Da kommen doch glatt zwei Idioten mit Surfbrettern angelatscht.“
Durch den Stoß war das Feuerzeug meiner Hand entglitten und um ein Haar im Wasser gelandet. Ich machte einen Schritt in den Matsch und hob es auf. „Kannst du nicht aufpassen?“
„Sorry. War keine Absicht.“
Ich zog ein Taschentuch aus der Packung in meiner Jackentasche, wischte das Feuerzeug sauber und zündete die Zigarette an.
Stefans Handy klingelte. Er zog es heraus und sah auf das Display. „Entschuldige mich mal kurz. Ist was Wichtiges.“
Er ließ mich stehen und ging hoch zum Weg. Nach ein paar Minuten kam er zurück. „Wir müssen uns mal auf die Socken machen. Ich hab gleich noch was zu erledigen.“
Ich ließ die aufgerauchte Kippe fallen. „Ist in Ordnung. Wie spät haben wir es denn?“
„Schon nach halb sieben.“
„Gut. Ich will sowieso noch mal kurz nach Hause, bevor ich zu Beekmann gehe.“
Obwohl ich mich beeilt hatte, war es schon einige Minuten nach acht, als ich Beekmanns Haus am Kanonengraben erreichte. Auf diese akademische Viertelstunde hatte ich ein Anrecht, nach allem, was der Dekan sich in den letzten Tagen geleistet hatte.
Durch das Messingtor hindurch schlenderte ich auf die imposante Haustür zu, in deren Mitte ein ringförmiger Türklopfer mit Löwenkopf angebracht war. Alberne Protzerei. Ich griff nach dem Ring und schlug ihn dreimal gegen die Tür. Nach einer halben Minute wiederholte ich die Prozedur. Unschlüssig sah ich mich um. Mit dem Lineal gestutzte Tannen rahmten das Grundstück ein. Der frisch gemähte Rasen hätte auch als Teppich durchgehen können. Linkerhand führte ein Weg aus sechseckigen Steinplatten um das Haus herum Richtung Garten. Ich bog um die Ecke und trat auf die Veranda, auf der ein Sonnenschirm und Gartenmöbel aus Teakholz standen. Die Glasschiebetür, die ins Haus führte, stand einen halben Meter offen.
„Hallo?“, rief ich. „Professor Beekmann? Jemand zu Hause?“
Keine Antwort.
Nachdem ich die Schiebetür
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