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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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erwartet.«
    »Allerdings«, stimmte Kaye zu.
    »Wir sind kurz davor, aus uns etwas ganz Neues, anderes zu machen«, sagte Mitch. »Findest du das nicht beängstigend?«
    »Sehr«, erklärte Kaye.
    »Und wenn wir Unrecht haben, gibt es eine Katastrophe nach der anderen. Schmerzen. Kummer.«
    »Wir haben nicht Unrecht. Sei mein Mann.«
    »Ich bin dein Mann.«
    »Liebst du mich?«
    »Ich liebe dich so, wie ich es bisher nie gekannt habe.«
    »So schnell. Unglaublich.«
    Mitch nickte begeistert. »Aber ich liebe dich so sehr, dass ich auch ein bisschen Kritik anbringen muss.«
    »Ich höre.«
    »Es macht mir Sorgen, dass du dich selbst als Labor bezeichnest.
    Das hört sich kaltschnäuzig und vielleicht ein bisschen verfehlt an.«
    »Ich hoffe, du weißt, was ich damit meine. Was ich sagen und tun will.«
    »Kann schon sein«, erwiderte Mitch, »aber nur so ungefähr. Wo wir jetzt sind, ist die Luft ziemlich dünn.«
    »Wie auf einem Berg.«
    »Ich mag Berge nicht besonders.«
    »Ach, ich schon«, erwiderte Kaye. Die Abhänge und weißen Gipfel des Kazbeg fielen ihr ein. »Sie schenken einem Freiheit.«
    »Ja, ja«, erwiderte Mitch. »Du springst, und dann hast du dreitausend Meter reine Freiheit.«
    Während er die Rechnung bezahlte, ging Kaye zur Toilette. Aus einem Impuls heraus holte sie ihre Telefonkarte und einen Zettel aus der Brieftasche und nahm den Hörer des Kartentelefons ab.
    Sie rief Mrs. Luella Hamilton in Richmond in Virginia an. Die Nummer hatte sie sich doch noch von der Telefonzentrale der Klinik besorgt.
    Eine tiefe, weiche Männerstimme meldete sich.
    »Entschuldigen Sie bitte, ist Mrs. Hamilton zu Hause?«
    »Wir sind schon beim Abendessen. Wer spricht denn da?«
    »Kaye Lang. Dr. Lang.«
    Der Mann murmelte etwas und rief dann: »Luella!« Ein paar Sekunden verstrichen. Stimmengewirr. Schließlich kam Luella Hamilton an den Apparat; ihr Atem klang anfangs keuchend, später aber ruhig und vertraut. »Albert sagt, da ist Kaye Lang, stimmt das?«
    »Ich bin’s, Mrs. Hamilton.«
    »Na ja, ich bin jetzt zu Hause, Kaye, und ich brauche keine Nachuntersuchung mehr.«
    »Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich nicht mehr bei der Taskforce bin, Mrs. Hamilton.«
    »Sagen Sie Lu zu mir. Warum denn nicht?«
    »Unsere Wege haben sich getrennt. Ich fahre jetzt nach Westen und habe mir Sorgen um Sie gemacht.«
    »Das ist nicht nötig. Albert und den Kindern geht’s gut, und ich bin auch ganz in Ordnung.«
    »Ich war einfach beunruhigt. Ich habe viel über Sie nachgedacht.«
    »Na ja, Dr. Lipton hat mir diese Pillen gegeben, die das Kind schon innendrin tot machen, bevor es groß wird. Sie kennen doch diese Pillen?«
    »Ja.«
    »Ich habe es keinem gesagt, und wir haben lange überlegt, aber Albert und ich, wir machen weiter. Er sagt, teilweise glaubt er, was die Wissenschaftler sagen, aber nicht alles, und außerdem meint er, ich bin zu hässlich, als dass ich hinter seinem Rücken rummachen könnte.« Sie ließ ein kräftiges, ungläubiges Lachen hören.
    »Er versteht nichts von uns Frauen und unseren Möglichkeiten, was, Kaye?« Und dann leise zu jemandem in ihrer Nähe: »Lass’
    das. Ich telefoniere.«
    »Nein«, sagte Kaye.
    »Wir wollen das Kind haben«, erklärte Mrs. Hamilton mit starker Betonung auf dem haben. »Sagen Sie das Dr. Lipton und den Leuten in der Klinik. Was es auch sein mag, es ist unseres, und wir werden ihm die Chance geben, sich durchzukämpfen.«
    »Es freut mich, das zu hören, Lu.«
    »Wirklich? Sind sie etwa neugierig, Kaye?«
    Kaye lachte, aber sie spürte, wie das Lachen ihr im Hals stecken blieb und sich in Weinen zu verwandeln drohte. »Stimmt.«
    »Sie wollen das Baby sehen, wenn es da ist, oder?«
    »Ich würde Ihnen beiden gern etwas schenken.«
    »Das ist aber nett. Warum suchen Sie sich nicht selbst einen Mann und holen sich diese Grippe, dann können wir uns besuchen und vergleichen, Sie und ich, und unsere beiden hübschen Kleinen, okay? Und dann schenke ich Ihnen etwas.« In ihrem Vorschlag schwang keinerlei Ärger, Albernheit oder Widerwille mit.
    »Wahrscheinlich tue ich das, Lu.«
    »Wir schaffen das schon, Kaye. Vielen Dank, dass Sie sich um mich gekümmert haben, und, Sie wissen schon, dass Sie mich wie einen Menschen und nicht wie ein Versuchskaninchen behandelt haben.«
    »Darf ich Sie wieder anrufen?«
    »Wir ziehen bald um, aber wir finden uns schon, Kaye. Das klappt. Dafür werden Sie sorgen.«

    Kaye ging durch den langen Flur von der Toilette zurück und fasste

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