Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
Vom Netzwerk:
groß.
    Die beiden Mädchen blieben im Hintergrund. Das kleinere, dunkelhaarige hielt sich die Hände vors Gesicht und lugte wie ein schüchternes Kind zwischen den Fingern hindurch.
    Der Junge hatte schmutzige Hände, und die Fingernägel waren schwarz. Er sah, wie Mitch es bemerkte, und rieb sie unsicher an seiner Hose. »Ja«, sagte Mitch.
    »Es tut mir wirklich Leid, dass ich Sie belästige. Normalerweise würden wir nicht fragen, aber man findet nicht leicht so eine Mitfahrgelegenheit, und es wird immer feuchter. Wenn Sie nach Westen fahren, könnten Sie uns doch ein Stück mitnehmen, oder?«
    Mitch war gerührt von der Verzweiflung des Jungen und seiner unbeholfenen Ritterlichkeit. Er betrachtete ihn genau und schwankte, ob er mitfühlend oder misstrauisch reagieren sollte.
    »Sag’ ihnen, sie sollen einsteigen«, sagte Kaye. Der Junge sah sie überrascht an. »Ehrlich?«
    »Wir fahren nach Westen.« Mitch zeigte auf die Landstraße hinter dem langen Maschendrahtzaun.
    Der Junge öffnete die hintere Tür, und die Mädchen kamen angelaufen. Während sie einstiegen und auf der Bank durchrutschten, drehte Kaye sich um und legte den Arm auf die Rückenlehne.
    »Wo wollt ihr hin?«, fragte sie.
    »Cincinnati«, erwiderte der Junge. Und dann fügte er hoffnungsfroh hinzu: »Oder so weit wie wir kommen. Tausend Dank.«
    »Schnallt euch an«, sagte Mitch. »Hinten sind drei Sicherheitsgurte.«
    Das Mädchen, das sein Gesicht versteckt hatte, war höchstens siebzehn. Sie hatte dicke schwarze Haare, eine kaffeebraune Haut, lange, knotige Finger und kurz geschnittene, violett lackierte Fingernägel. Ihre hellblonde Begleiterin schien etwas älter zu sein und hatte ein breites, unbeschwertes Gesicht, das jetzt bis zur Ausdruckslosigkeit erschöpft wirkte. Der Junge war noch keine neunzehn. Mitch rümpfte unwillkürlich die Nase. Die drei hatten sich seit Tagen nicht gewaschen.
    »Woher kommt ihr?«, erkundigte sich Kaye. »Aus Richmond«, sagte der Junge. »Wir sind getrampt und haben im Wald oder auf den Wiesen geschlafen. Für Delia und Jayce war es schwierig. Das hier ist Delia.« Er zeigte auf das Mädchen, das sein Gesicht versteckte.
    »Ich bin Jayce«, bemerkte die Blonde geistesabwesend. »Und ich heiße Morgan«, fügte der Junge hinzu. »Eigentlich seid ihr doch noch gar nicht alt genug, um allein zu reisen«, sagte Mitch und beschleunigte.
    »Delia hat es zu Hause nicht mehr ausgehalten«, erklärte Morgan. »Sie wollte nach Los Angeles oder Seattle. Und da sind wir mitgekommen.« Jayce nickte.
    »Das ist ja noch kein großer Plan«, sagte Mitch. »Habt ihr Verwandte im Westen?«, wollte Kaye wissen. »Ich habe in Cincinnati einen Onkel«, erklärte Jayce, »der wird uns wohl eine Zeit lang aufnehmen.«
    Delia lehnte sich, das Gesicht immer noch verborgen, im Sitz zurück. Morgan leckte sich die Lippen und verrenkte sich den Hals, um die Deckenverkleidung des Wagens zu betrachten, als gäbe es dort etwas zu lesen. »Delia war schwanger, aber das Kind ist tot zur Welt gekommen«, sagte er. »Sie hat dabei ein bisschen Hautprobleme bekommen.«
    »Das tut mir Leid«, sagte Kaye und streckte die Hand aus. »Ich heiße Kaye. Du brauchst dich nicht zu verstecken, Delia.« Delia schüttelte den Kopf. Ihre Hände machten die Bewegung mit. »Es ist hässlich«, sagte sie.
    »Mir macht es nichts aus«, fügte Morgan hinzu. Er saß ganz links im Wagen, mit fast dreißig Zentimetern Abstand zu Jayce.
    »Mädchen sind da empfindlicher. Ihr Freund hat gesagt, sie soll verschwinden. So was Dummes. So eine Verschwendung!«
    »Es ist einfach zu hässlich«, sagte Delia leise.
    »Ach komm, Liebes«, sagte Kaye. »Ist es etwas, bei dem ein Arzt dir helfen könnte?«
    »Es hat angefangen, bevor das Baby kam.«
    »Schon gut«, erwiderte Kaye sanft. Sie drehte sich um und streichelte dem Mädchen den Arm. Mitch bekam es im Innenspiegel mit und war fasziniert; diese Seite von Kaye kannte er noch nicht.
    Langsam ließ Delia die Hände sinken, und ihre Finger entspannten sich. Das Gesicht des Mädchens war gesprenkelt und gefleckt, als hätte jemand rötlichbraune Farbe darauf verspritzt.
    »Hat dein Freund dir das angetan?«, fragte Kaye. »Nein. Es ist einfach gekommen, und alle fanden es widerlich.«
    »Sie hatte eine Maske«, sagte Jayce. »Die saß ein paar Wochen lang auf dem Gesicht. Dann ist sie abgefallen, und die Flecken sind zurückgeblieben.«
    Mitch lief es kalt den Rücken herunter. Kaye drehte sich nach vorn, senkte den

Weitere Kostenlose Bücher