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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Kopf und rang kurze Zeit um Fassung.
    »Ich darf Delia und Jayce nicht anfassen, obwohl wir Freunde sind«, sagte Morgan. »Wegen der Seuche. Sie wissen schon. Herodes.«
    »Ich will nicht schwanger werden«, sagte Jayce. »Und wir haben richtig Hunger.«
    »Wir halten an und holen etwas zu essen«, sagte Kaye. »Möchtet ihr auch duschen, euch mal richtig waschen?«
    »Oh ja«, seufzte Delia. »Das wäre toll.«
    »Ihr beide seht ja anständig aus, ey, richtig nett«, sagte Morgan und starrte wieder zur Deckenverkleidung, diesmal um sich Mut zu machen. »Aber eines sage ich euch, diese Mädchen sind meine Freundinnen. Ich werde nicht zulassen, dass er sie ohne Kleider sieht. Das lasse ich mir nicht gefallen.«
    »Keine Sorge«, sagte Kaye. »Morgan, wenn ich deine Mutter wäre, wäre ich stolz auf dich.«
    »Danke«, sagte Morgan und ließ den Blick aus dem Fenster wandern. Die Muskeln seiner schmalen Kiefer spannten sich. »He, ich sage ja nur, was ich denke. Die beiden haben genug Mist durchgemacht. Ihr Freund hat auch eine Maske bekommen, und dabei ist er fast verrückt geworden. Jayce sagt, er hat Delia die Schuld gegeben.«
    »Das hat er auch«, warf Jayce ein.
    »Er war ein weißer Junge«, fuhr Morgan fort, »und sie ist teilweise schwarz.«
    »Ich bin schwarz«, sagte Delia.
    »Eine Zeit lang haben sie in einem Bauernhaus gewohnt, aber dann hat er sie rausgeschmissen«, berichtete Jayce. »Nach der Fehlgeburt hat er sie geschlagen. Dann war sie wieder schwanger.
    Er hat gesagt, sie würde ihn verrückt machen, weil er auch eine Maske hatte und weil es noch nicht mal sein Kind war.« Die Worte sprudelten als dumpfes Gemurmel aus ihr heraus.
    »Mein zweites Baby wurde tot geboren«, erzählte Delia zurückhaltend. »Es hatte nur ein halbes Gesicht. Jayce und Morgan haben es mir nie gezeigt.«
    »Wir haben es beerdigt«, sagte Morgan.
    »Du liebe Güte, das tut mir wirklich Leid«, erwiderte Kaye.
    »Es war echt hart«, erklärte Morgan, »aber immerhin, wir leben noch!« Er biss die Zähne zusammen, und seine Kiefer spannten sich wieder rhythmisch an.
    »Jayce hätte mir besser nicht erzählt, wie es aussah«, sagte Delia.
    »Wenn es Gottes Kind war«, meinte Jayce kühl, »hätte er besser darauf aufpassen sollen.«
    Mitch wischte sich mit einem Finger die Augen ab und blinzelte, um die Straße wieder klar zu sehen.
    »Warst du beim Arzt?«, erkundigte sich Kaye.
    »Mir geht’s gut«, antwortete Delia. »Ich will nur, dass diese Flecken weggehen.«
    »Ich sehe sie mir mal aus der Nähe an, Liebes«, sagte Kaye.
    »Sind Sie Ärztin?«
    »Keine Ärztin, aber Biologin.«
    »Eine Wissenschaftlerin?«, fragte Morgan, dessen Interesse jetzt geweckt war.
    »Ja, ja«, erwiderte Kaye.
    Delia dachte ein paar Sekunden nach und beugte sich dann mit abgewandtem Blick nach vorn. Kaye streichelte ihr Kinn, um sie zu beruhigen. Mittlerweile war die Sonne herausgekommen, aber links zog ein Lieferwagen vorüber, und die breiten Reifen schleuderten einen Wasserschwall gegen die Windschutzscheibe. Das unstete Licht zeichnete einen wechselnden grauen Schimmer auf die Züge des Mädchens.
    Das Gesicht trug ein Muster melaninfreier, tropfenförmiger Flecken. Die meisten befanden sich auf den Wangen, aber mehrere symmetrische Bereiche waren auch an den Augen- und Mundwinkeln zu erkennen. Als sie sich von Kaye abwandte, verschoben und verdunkelten sich die Flecken.
    »Die sind wie Sommersprossen«, sagte Delia zuversichtlich. »Ich bekomme manchmal Sommersprossen. Ich nehme an, das ist mein weißes Blut.«
69
    Athens, Ohio
1. Mai
    Mitch und Morgan standen auf der weiß gestrichenen Veranda vor der Praxis von Dr. James Jacobs.
    Morgan war aufgeregt. Er zündete sich die letzte Zigarette aus seiner Schachtel an und paffte mit konzentriert verkniffenen Augen. Dann ging er zu einem alten Ahornbaum und lehnte sich gegen die runzelige Rinde.
    Nach einer Mittagspause hatte Kaye darauf bestanden, im Telefonbuch einen praktischen Arzt herauszusuchen und Delia untersuchen zu lassen. Das Mädchen hatte widerstrebend zugestimmt.
    »Wir haben nichts Ungesetzliches getan«, sagte Morgan. »Wir hatten nur kein Geld, und sie bekam ihr Baby, und wir waren da.«
    Er winkte in Richtung der Straße.
    »Wo war das?«, fragte Mitch.
    »West Virginia. Im Wald in der Nähe einer Farm. Es war schön da. Eine gute Stelle für eine Beerdigung. Wissen Sie, ich bin so müde. Ich habe es satt, dass sie mich wie einen räudigen Hund behandeln.«
    »Die

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