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Das Darwin-Virus

Das Darwin-Virus

Titel: Das Darwin-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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und die Menschen in einer sehr alten Beziehung zueinander«, erwiderte Dicken. »Es könnte beim Menschen die Entsprechung zu einem lysogenen Phagen sein. Bei Bakterien werden lysogene Phagen aktiv, wenn die Zelle einem Reiz ausgesetzt ist, der als lebensbedrohlich interpretiert wird –
    wenn sie also unter Stress steht. Vielleicht spricht SHEVA auf Dinge an, die Menschen unter Stress setzen. Überbevölkerung.
    Gesellschaftliche Bedingungen. Strahlung.«
    Augustine warf ihm einen warnenden Blick zu.
    »Wir sind schließlich wahnsinnig viel komplizierter als Bakterien«, schloss er.
    »Glauben Sie, dass SHEVA heute wegen der Überbevölkerung exprimiert wird?«, fragte Kirby.
    »Vielleicht, aber darum geht es mir nicht«, antwortete Dicken.
    »Lysogene Phagen erfüllen manchmal auch die Funktion von Symbionten. Sie helfen den Bakterien, sich an neue Umweltbedingungen anzupassen, sogar an neue Nahrungsquellen oder neue Gelegenheiten zum Austausch von Genen. Könnte SHEVA nicht auch bei uns eine nützliche Funktion erfüllen?«
    »Indem es die Bevölkerungszahl niedrig hält?«, wagte Shawbeck skeptisch zu äußern. »Der Stress durch die Überbevölkerung veranlasst uns, kleine Abtreibungsexperten auszuprägen? Wow!«
    »Vielleicht, ich weiß es nicht«, sagte Dicken und rieb sich die Hände nervös an der Hose. Kirby sah es und blickte kühl auf, als sei es ihr seinetwegen ein wenig peinlich.
    »Wer weiß es denn?«, fragte sie.
    »Kaye Lang«, erwiderte Dicken.
    Ohne dass Kirby es sah, machte Augustine eine kleine Handbewegung. Dicken bewegte sich auf sehr dünnem Eis. Über dieses Thema hatten sie noch nicht gesprochen.
    »Sie hatte offensichtlich früher als alle anderen bei SHEVA den Fuß in der Tür«, sagte Kirby. Mit großen Augen beugte sie sich über dem Schreibtisch nach vorn und warf ihm einen herausfordernden Blick zu. »Aber Christopher, woher wussten Sie … damals im August, in Georgien? Ihr Jagdinstinkt?«
    »Ich hatte ihre Artikel gelesen. Was sie darüber schrieb, war schon für sich gesehen faszinierend.«
    »Sie machen mich neugierig. Warum hat Mark Sie nach Georgien und in die Türkei geschickt?«, wollte Kirby wissen.
    »Ich schicke Christopher nur selten irgendwohin«, warf Augustine ein. »Wenn es darum geht, unsere Art von Beute zu finden, hat er denn Instinkt eines Wolfes.«
    Kirby hielt den Blick weiter auf Dicken geheftet.
    »Raus mit der Sprache, Christopher. Mark hat Sie auf die Fährte einer gruseligen Krankheit gesetzt. Ich bewundere so etwas – vorbeugende Medizin, angewandt auf die Politik. Und in Georgien ist Ihnen zufällig Ms. Kaye Lang über den Weg gelaufen?«
    »Es gibt in Tiflis eine Außenstelle der CDC«, versuchte Augustine zu helfen.
    »Eine Außenstelle, die Mr. Dicken nicht einmal zu einem Höflichkeitsbesuch aufgesucht hat«, erwiderte die Leiterin des Gesundheitswesens, und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich habe nach ihr gesucht. Ich bewundere ihre Arbeiten.«
    »Und Sie haben ihr nichts gesagt?«
    »Nichts von Bedeutung.«
    Kirby lehnte sich in ihrem Sessel zurück und sah Augustine an.
    »Können wir sie herholen?«, fragte sie.
    »Sie hat derzeit ein paar Probleme«, antwortete Augustine.
    »Was für Probleme?«
    »Ihr Mann wird vermisst, vermutlich Selbstmord.«
    »Das war vor über einem Monat«, warf Dicken ein.
    »Es scheinen noch mehr Schwierigkeiten dahinter zu stecken.
    Bevor ihr Mann verschwunden ist, hat er hinter ihrem Rücken die Firma verkauft, um investiertes Risikokapital zurückzuzahlen, von dem sie offenbar nichts wusste.«
    Davon hatte Dicken noch nichts gehört. Anscheinend hatte Augustine seine eigenen Nachforschungen über Kaye Lang angestellt.
    »Großer Gott«, sagte Shawbeck, »dann ist sie jetzt also sozusagen ein seelisches Wrack, und wir sollten sie in Ruhe lassen, bis sie sich erholt hat?«
    »Wenn wir sie brauchen, brauchen wir sie«, sagte Kirby. »Meine Herren, solche Gefühle mag ich nicht. Sie können es weibliche Intuition nennen, wegen der Eierstöcke und so. Ich möchte den Rat aller Experten, die wir bekommen können. Mark?«
    »Ich ruf sie an«, gab Augustine untypisch schnell nach. Er hatte den Wind richtig gedeutet und gesehen, wie die Wetterfahne sich drehte; Dicken hatte einen Punkt gutgemacht.
    »Tun Sie das«, sagte Kirby, drehte sich mit ihrem Stuhl herum und blickte Dicken scharf ins Gesicht. »Christopher, um alles in der Welt, ich glaube, Sie verheimlichen mir immer noch etwas.
    Was?«
    Dicken lächelte und

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