Das Darwin-Virus
Meeresfrüchtebar, als fünf von ihnen – zwei Frauen und drei Männer – sich außerhalb der niedrigen Absperrung aus Plastikpflanzen zusammendrängten, um ihn mit Fragen zu bombardieren. Neugierige, irritierte Fluggäste sahen von den anderen Tischen aus zu oder hasteten mit ihren Gepäckkarren vorüber.
»Haben Sie als Erster bestätigt, dass sie prähistorisch waren?«, fragte eine ältere Frau, die Kamera mit einer Hand umklammert.
Unsicher wischte sie sich Strähnen ihrer hennagefärbten Haare aus dem Gesicht. Ihr Blick huschte nach rechts und links, bis er sich schließlich in Erwartung einer Antwort auf Mitch richtete.
Mitch stocherte in seinem Krabbencocktail.
»Glauben Sie, dass ein Zusammenhang mit dem Pasco-Menschen in den USA besteht?«, wollte einer der Männer wissen, ganz offensichtlich in der Hoffnung, Mitch zu provozieren.
Mitch konnte die drei Männer nicht auseinander halten. Alle waren zwischen dreißig und vierzig, in zerknitterte schwarze Anzüge gekleidet und mit Stenoblöcken und Digitalkassettenrecordern bewaffnet.
»Das war doch Ihr letztes Debakel, oder?«
»Wurden Sie aus Österreich abgeschoben?«, fragte ein anderer Mann.
»Wie viel haben die toten Bergsteiger Ihnen bezahlt, damit Sie die Sache für sich behalten? Was wollten sie für die Mumien verlangen?«
Mitch lehnte sich zurück, räkelte sich demonstrativ und lächelte.
Die Frau mit den Hennahaaren schrieb es pflichtschuldigst auf.
Sam schüttelte den Kopf und zog ihn dann ein, als ducke er sich vor einer Regenwolke.
»Fragen Sie mich nach dem Säugling«, sagte Mitch.
»Was für ein Säugling?«
»Fragen Sie mich nach dem Baby. Dem gesunden Baby.«
»Wie viele Fundstellen haben Sie geplündert?«, fragte Hennahaar fröhlich.
»Wir haben das Baby in der Höhle mit seinen Eltern gefunden«, sagte Mitch. Er stand auf und schob den Metallstuhl mit einem hässlich kratzenden Geräusch zurück. »Komm, Dad, wir gehen.«
»Gut«, sagte Sam.
»Welche Höhle? Die Höhlenmannhöhle?«, wollte der mittlere Mann wissen.
»Höhlenmann und Höhlenfrau«, korrigierte die jüngere Frau.
»Glauben Sie, dass sie das Baby gekidnappt hatten?«, fragte Hennahaar und leckte sich die Lippen.
»Ein Baby gekidnappt und ermordet, vielleicht als Proviant mit in die Alpen genommen … in einen Sturm geraten und gestorben!«, begeisterte sich der linke Mann.
»Das wäre eine Story!«, fügte Mann Nummer drei links hinzu.
»Fragen Sie die Wissenschaftler«, sagte Mitch und bahnte sich auf Krücken seinen Weg zur Kasse, um die Rechnung zu bezahlen.
»Die lassen Nachrichten so sparsam raus, als wären es Gottesgaben!«, rief die jüngere Frau ihnen nach.
21
Washington, D. C.
Dicken saß neben Augustine im Büro der Leiterin des Gesundheitswesens, Doktor Maxine Kirby. Kirby war mittelgroß und stämmig. Ihre klugen Mandelaugen waren in schokoladenbraune Haut eingebettet, die nur wenige Altersfalten hatte und ihre mehr als sechzig Jahre Lügen strafte; allerdings hatten sich die Falten in der letzten Stunde vertieft.
Es war elf Uhr abends, und sie hatten jetzt alle Einzelheiten zwei Mal durchgesprochen. Inzwischen ließ der Laptop schon zum dritten Mal automatisch eine Reihe von Diagrammen und Definitionen ablaufen, aber nur Dicken sah noch hin.
Frank Shawbeck, stellvertretender Leiter der National Institutes of Health, hatte gerade die Toilette auf dem Flur aufgesucht und kam jetzt durch die schwere graue Tür wieder ins Zimmer. Alle wussten, dass Kirby es nicht mochte, wenn andere ihr privates Badezimmer benutzten.
Die Leiterin des Gesundheitswesens starrte zur Decke. Augustine warf Dicken einen schnellen, finsteren Blick zu, als fürchtete er, die Präsentation sei nicht überzeugend ausgefallen.
Sie hob die Hand. »Christopher, schalten Sie das bitte ab. In meinem Kopf dreht sich alles.« Dicken drückte die »Escape«-Taste auf dem Laptop und knipste den Tageslichtprojektor aus. Shawbeck schaltete das Deckenlicht ein und vergrub die Hände in den Taschen. Ganz loyale Unterstützung, postierte er sich an einer Ecke von Kirbys breitem Ahornschreibtisch.
»Diese Inlandsstatistiken stammen alle aus Bezirkskrankenhäusern«, sagte Kirby. »Das ist ein wichtiges Argument … Es geschieht gleich um die Ecke, und wir bekommen ständig weitere Berichte aus anderen Städten, anderen Bundesstaaten herein.«
»Ständig«, bestätigte Augustine. »Wir bemühen uns, es nicht an die große Glocke zu hängen, aber …«
»Sie schöpfen
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