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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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ändern, die um der gleichen Angelegenheit willen eingesperrt waren, mit ihnen zugleich freiließ.
    Minghino aber feierte bald darauf mit großem Aufwand fröhliche Hochzeit, führte seine Braut heim und lebte noch viele Jahre glücklich und in Frieden.
     

Sechste Geschichte
     
     
    Gian von Procida wird bei seiner Geliebten, die inzwischen dem König Friedrich geschenkt worden war, überrascht und mit ihr an einen Pfahl gebunden, um verbrannt zu werden. Ruggieri dell' Oria erkennt und rettet ihn, und er wird ihr Gemahl.
     
    Als die Geschichte der Neifile, die den Damen gar Wohlgefallen hatte, beendigt war, befahl die Königin der Pampinea, daß sie sich rüsten möge, um eine neue zu erzählen. Pampinea erhob ihr klares Antlitz und begann sofort also:
    Gewaltig, ihr munteren Mädchen, sind die Kräfte der Liebe, und zu den kühnsten Unternehmungen, zu übermäßigen und unglaublichen Gefahren leihen sie den Liebenden Mut, wie aus mehreren der Beispiele entnommen werden kann, die heute und an den vorigen Tagen bereits erzählt worden sind. Dennoch aber bin ich gesonnen, euch in der Geschichte eines verliebten jungen Mannes einen neuen Beweis dafür zu liefern.
    Ischia ist eine Insel nahe bei Neapel, auf der vor einiger Zeit unter ändern ein gar schönes und munteres Mädchen lebte, das Restituta hieß und die Tochter eines Edelmannes jener Insel, namens Marin Bolgaro, war. Diese nun liebte ein Jüngling von der benachbarten kleinen Insel Procida, der Gianni genannt wurde, mehr als sein Leben, und sie ihn nicht minder. Nicht allein, daß er bei Tag nach Ischia zu kommen und dort zu verweilen pflegte, um sie zu sehen, er war auch schon oftmals bei Nacht, wenn er eben keinen Kahn gefunden hatte, von Procida nach Ischia hinübergeschwommen, um, wenn auch nichts weiter, so doch wenigstens die Mauer ihrer Wohnung zu erblicken.
    Während aber diese glühende Liebe noch bestand, geschah es, daß das Mädchen, als es eines Tages zur Sommerszeit ganz allein am Meeresufer lustwandelte und mit einem Messer Seemuscheln von den Steinen losbrach, sich von Fels zu Fels bis zu einer zwischen Klippen verborgenen Bucht verstieg, wo sich eben eine Anzahl junger Sizilianer, die von Neapel zurückkamen, angelockt vom kühlen Schatten und von der Annehmlichkeit einer eiskalten Quelle, mit ihrem Ruderschiffchen ausruhten. Als diese die Schönheit des Mädchens sahen und zugleich gewahr wurden, daß es allein war und sie noch nicht bemerkt hatte, beschlossen sie, es festzuhalten und mit sich fortzuführen. Gesagt, getan; sie schleppten das Mädchen, wie sehr es auch schreien mochte, in ihr Fahrzeug und fuhren mit ihm davon.
    Als sie in Kalabrien landeten und miteinander zu verhandeln anfingen, wem sie zufallen solle, begehrte jeder einzelne sie für sich allein. Wie sie sich nun gar nicht einigen konnten und wohl sahen, daß sie um des Mädchens willen noch miteinander in üble Händel kommen und ihre übrigen Angelegenheiten zugrunde richten könnten, kamen sie endlich dahin überein, sie dem König Friedrich von Sizilien, der um jene Zeit noch jung war und an schönen Frauen großes Gefallen fand, zum Geschenk zu machen. So taten sie denn auch wirklich, sobald sie nach Palermo gekommen waren.
    Der König fand sie schön und nahm das Geschenk mit Freuden an. Da er aber eben ein wenig kränkelte, befahl er, daß sie, bis er sich wieder kräftiger fühlte, ein schönes Gebäude in einem königlichen Garten, der die Cuba genannt wird, beziehen und dort gehörig gepflegt werden solle. Und so geschah es.
    Inzwischen war ganz Ischia wegen des geraubten Mädchens in der größten Bewegung, und was die Angehörigen dabei noch am meisten schmerzte, war, daß sie nicht herausbringen konnten, wer die Räuber gewesen wären. Gianni indes, dem mehr als einem ändern daran gelegen war, genügende Auskunft zu erlangen, wollte nicht abwarten, bis der Zufall ihm in Ischia Nachrichten zuführte, sondern rüstete, sobald er erfahren hatte, nach welcher Seite jenes Fahrzeug sich gewandt habe, selbst ein Schiff aus und befuhr mit diesem, so schnell er konnte, die ganze Küste vom Minerva-Vorgebirge bis nach Scalea in Kalabrien. Überall forschte er nach Kunde von seiner Geliebten, und wirklich wurde ihm in Scalea berichtet, wie sizilianische Schiffer sie nach Palermo geführt hätten. Sogleich schiffte Gianni nach Palermo und suchte lange Zeit nach seinem Mädchen. Als er aber endlich erfuhr, sie sei dem König geschenkt worden und werde für diesen in der

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