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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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nachdem sie ihm berichtet hatte, daß sie verheiratet sei, unter ändern Dingen, die sie ihm bekannte, daß sie in einen Geistlichen, der sie jede Nacht besuche und bei ihr schlafe, verliebt sei.
    Als der Eifersüchtige dies hörte, war es ihm, als würde sein Herz von einem Messerstiche durchbohrt, und hätte ihn nicht der Wunsch festgehalten, noch mehr zu hören, so hätte er die Beichte Beichte sein lassen und wäre davongerannt. Indes bezwang er sich und fragte die Frau: »Wie, schläft denn Euer Mann nicht bei Euch?« »Freilich, Herr«, erwiderte die Frau. »Nun«, sagte der Eifersüchtige, »wie kann dann auch der Priester bei Euch liegen?« »Herr«, entgegnete die Frau, »mit welcher Zauberei er es treibt, weiß ich nicht; aber im ganzen Hause ist keine Tür so fest verschlossen, daß sie sich nicht öffnete, sobald er sie nur berührt, und kommt er dann, wie er mir sagte, zu meiner Kammertür, so spricht er, ehe er sie öffnet, gewisse Worte, die bewirken, daß mein Gatte sogleich in tiefen Schlaf verfällt. Wird er dann gewahr, daß dieser schläft, öffnet er die Tür, tritt ein und verweilt bei mir - und das trügt nie.«
     
    »Madonna«, erwiderte der Eifersüchtige, »das ist sehr übel getan, und durchaus müßt Ihr davon lassen.« »Herr«, erwiderte die Frau, »das glaube ich nimmer zu können, so sehr liebe ich ihn.« »Dann«, sprach der Eifersüchtige, »kann ich Euch nicht lossprechen.« »Das betrübt mich sehr«, entgegnete die Frau. »Ich bin nicht hierhergekommen, um Euch Unwahrheiten zu erzählen, und wenn ich glaubte, ich vermöchte zu tun, was Ihr verlangt, so sagte ich's Euch.« »Wahrhaftig, Madonna«, sprach der Eifersüchtige hierauf, »Ihr tut mir leid, denn ich sehe, wie Ihr um dieser Sünde willen Eure Seele ins Verderben stürzt. Doch will ich zu Eurer Rettung keine Mühe scheuen und meine besonderen Gebete in Eurem Namen zum Himmel schicken; vielleicht, daß sie Euch helfen. Nicht minder will ich von Zeit zu Zeit einen jungen Geistlichen zu Euch senden, dem Ihr sagen mögt, ob jene Gebete Euch geholfen haben oder nicht, und wenn sie Euch Beistand leisten, so wollen wir weiter zusehen.« Hierauf antwortete die Frau: »Herr, tut das beileibe nicht. Mein Mann ist so eifersüchtig. Erführe er davon, dann brächte ihm die ganze Welt den Gedanken nicht aus dem Kopf, daß jener aus unlauteren Gründen komme, und keine leidliche Stunde im ganzen Jahr hätte ich mehr mit ihm.« »Madonna, fürchtet das nicht«, entgegnete der Eifersüchtige hierauf, »denn ich will schon Mittel und Wege finden, daß Ihr darüber nie ein Wort von ihm hören sollt.« »Nun«, sprach die Frau, »wenn Ihr Euch das zutraut, so bin ich zufrieden.«
    Als nun die Beichte geschlossen, die Buße übernommen und die Frau wieder aufgestanden war, ging sie fort, die Messe zu hören. Der Eifersüchtige aber schnaubte über sein Mißgeschick und kehrte, sobald er das Priestergewand abgelegt hatte, nach Hause zurück, begierig, den Geistlichen und die Frau beisammen zu finden und beiden ein böses Spiel zu bereiten.
    Als die Frau von der Kirche heimkehrte, sah sie an den Mienen ihres Gatten wohl, daß sie ihm ein schlimmes Festgeschenk gemacht hatte. Er aber bemühte sich, so gut er konnte, vor ihr zu verbergen, was er getan hatte und was zu wissen er sich einbildete. Bei sich aber hatte er beschlossen, in der folgenden Nacht an der Haustüre Wache zu halten und zu warten, bis der Priester käme. So sagte er zu seiner Frau: »Ich muß diesen Abend auswärts essen und schlafen. Du wirst daher die Haustür sowie die Tür auf der Treppenmitte und deine Zimmertür wohl verschließen und zu Bett gehen, wenn es dir an der Zeit scheint.« »In Gottes Namen«, antwortete die Frau, und sobald sie nun Zeit fand, ging sie an den Spalt und gab das gewohnte Zeichen, worauf Filippo, sobald er es hörte, herbeikam. Ihm erzählte sie nun, was sie diesen Morgen getan und was der Gatte ihr nach dem Essen gesagt hatte, und fügte hinzu:
    »Ich bin gewiß, daß er nicht aus dem Hause gehen, sondern unten die Tür hüten wird. Darum sieh zu, diese Nacht über das Dach herüberzukommen, damit wir zusammen sein können.« Der Jüngling, der hiermit zufrieden war, sagte: »Laßt mich nur machen, Madonna.«
    Als nun die Nacht kam, schlich der eifersüchtige Mann sich heimlich mit seinen Waffen in ein Zimmer des Erdgeschosses, und nachdem die Frau alle Türen und besonders die auf der Treppenmitte hatte verschließen lassen, so daß ihr Mann

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