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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Worten traten sie in die Kammer, schlossen sich darin ein, und Lambertuccio begann sich mit ihr zu vergnügen.
    Während sie so verweilten, kehrte wider alles Erwarten der Gatte der Dame zurück. Als die Magd diesen schon nahe bei dem Schlosse sah, lief sie schnell zur Kammer ihrer Gebieterin und rief: »Madonna, eben kommt der Herr zurück. Ich glaube, er ist schon unten im Hofe.« Wie die Dame dies vernahm und bedachte, daß sie zwei Männer im Hause hatte, von denen der Ritter seines Pferdes wegen nicht zu verbergen war, hielt sie sich für verloren. Nichtsdestoweniger sprang sie augenblicklich aus dem Bett, faßte ihren Entschluß und sagte zu Herrn Lambertuccio: »Herr, wenn Ihr mich nur irgend liebhabt und mich vorm Tode retten wollt, so tut, was ich Euch sage. Nehmt Euren blanken Dolch in die Hand, eilt mit zornigem und wütendem Gesicht die Treppe hinunter und ruft: >Bei Gott, ich werde ihn schon noch anderswo zu fassen bekommene Wenn dann mein Gatte Euch aufhalten oder irgend etwas fragen sollte, so erwidert ihm durchaus nichts anderes, als was ich Euch gesagt habe, schwingt Euch auf Euer Pferd und laßt Euch auf keine Weise mit ihm ein.«
    Herr Lambertuccio sagte gerne zu. Schnell zog er seinen Dolch, und mit einem Gesicht, das teils von der bestandenen Anstrengung, teils vor Zorn über die Heimkehr des Ritters ganz entflammt war, tat er alles, was die Dame ihn geheißen. Der Gatte wunderte sich, als er im Hofe abgestiegen war, über das Pferd, und als er nun die Treppe hinaufgehen wollte, sah er Lambertuccio wütend herunterstürzen. Erstaunt über seine Worte und sein zorniges Gesicht rief er ihn an: »Nun, Herr, was hat das zu bedeuten?« Doch Lambertuccio setzte den Fuß in den Steigbügel, schwang sich hinauf und erwiderte nichts anderes als: »Beim Kreuze Gottes, ich will ihn schon anderswo erwischen.« Und damit jagte er davon.
    Unterdessen stieg der Edelmann die Treppe hinauf und fand seine Frau am oberen Ende ganz erschrocken und zitternd vor Furcht. »Was ist denn das?« fragte er sie. »Wen sucht Herr Lambertuccio so wütend und drohend?« Die Dame näherte sich sacht der Kammer, damit Lionetto sie hören könne, und erwiderte dann: »Herr, in meinem Leben habe ich keine solche Angst ausgestanden. Ein junger Mensch, den ich nicht kenne, flüchtete sich hier herein, und Herr Lambertuccio verfolgte ihn mit dem Messer in der Hand. Zufällig fand jener diese Kammer offen und bat mich zitternd: >Madonna, um Gottes willen helft mir, daß ich nicht in Euren Armen sterben muß.< Ich erhob mich, und wie ich ihn noch fragen wollte, wer er wäre und was es gäbe, stürzte Herr Lambertuccio herein und rief: >Wo bist du, Verräter?< Ich vertrat ihm an der Kammertür den Weg und hielt ihn auf, während er eindringen wollte. Endlich aber nahm er soviel Rücksicht auf mein Verbot, die Kammer zu betreten, daß er nach vielen Worten davonstürzte, wie Ihr ihn wohl gesehen habt.«
     
    Darauf sagte der Mann: »Frau, du hast recht getan. Es wäre eine arge Schmach gewesen, hätte man jemand hier im Hause ermordet; Herr Lambertuccio hat sehr unrecht getan, daß er jemand verfolgte, der sich hier herein geflüchtet.« Dann fragte er, wo der junge Mensch sei. »Herr«, erwiderte die Dame, »ich weiß nicht, wo er sich verborgen hat.« Nun rief der Ritter:
    »Wo bist du? Komm nur getrost hervor.«
    Lionetto, der all dies mit angehört hatte, trat ganz furchtsam, wie er denn Angst genug ausgestanden hatte, aus seinem Verstecke hervor. Da sagte der Ritter zu ihm: »Was hattest du mit Herrn Lambertuccio?« »Herr«, entgegnete der Jüngling, »nichts in der Welt, daß ich wüßte, und darum glaube ich fest, daß er entweder nicht recht bei Sinnen ist oder mich mit jemand anderem verwechselt haben muß. Denn als er mich nicht fern von Eurem Schloß auf der Landstraße erblickte, legte er die Hand ans Schwert und rief: >Verräter, du bist des Todes!< Ich hatte nicht Zeit zu fragen, warum, sondern floh, so schnell ich konnte, und gelangte hierher, wo ich - Gott und dieser edlen Dame sei Dank - Rettung gefunden habe.« »Nun denn«, sprach der Ritter, »so lege alle Furcht ab. Ich werde dich gesund und sicher in dein Haus bringen; du magst dann erforschen, was er mit dir vorhat.«
    Als sie darauf zusammen gegessen hatten, ließ er ihn ein Pferd besteigen, brachte ihn nach Florenz und setzte ihn vor seinem Hause ab. Der Jüngling aber sprach noch am selben Abend nach der Anweisung, die er von der Dame erhalten hatte, heimlich

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