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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Tugend und die meiner ändern Untertanen werden bewirken, daß ich ebensolches Lob verdienen werde wie die ändern.« Nachdem er nach dem Brauch seiner Vorgänger mit dem Seneschall alle notwendigen Vorbereitungen besprochen hatte, wandte er sich wieder zu den harrenden Mädchen und sagte: »Liebevolle Mädchen! Um euren Kräften ein wenig Erholung zu gönnen, hat die Güte Emilias, der Königin des heutigen Tages, euch anheimgestellt, den Gegenstand eurer Erzählungen nach Belieben zu wählen. Da ihr nun ausgeruht seid, halte ich es für gut, zu dem gewohnten Gesetz zurückzukehren. Und darum will ich, daß jeder morgen daran denke, von Menschen zu erzählen, die in Liebesangelegenheiten oder in ändern Dingen Großmut oder Edelsinn bewiesen haben. Dergleichen Reden und Taten werden ohne Zweifel eure Seelen, die schon zum Guten geneigt sind, zu hochherzigen Taten entflammen, damit unser Leben, das in einem sterblichen Leibe nicht anders als von kurzer Dauer sein kann, sich in ehrenvollem Angedenken erhalte. Solches muß ja jeder, der nicht nur seinem Bauche lebt wie die Tiere, nicht allein begehren, sondern auch mit allem Eifer suchen und erstreben.«
    Dies Thema gefiel der frohen Gesellschaft, und sie erhob sich nun mit Erlaubnis des neuen Königs, um sich den gewohnten Vergnügungen zu widmen. Und so tat jeder nach seinem Geschmack bis zur Stunde der Tafel. Dann kamen sie heiter wieder zusammen, und nach dem Mahl, bei dem sie hurtig und ordentlich bedient wurden, standen sie zu den gewohnten Tänzen auf. Nachdem man verschiedene Liedchen gesungen, die mehr den Worten nach ergötzlich als dem Gesänge nach meisterhaft waren, befahl der König der Neifile, in ihrem eigenen Namen ein Lied anzustimmen.
    Diese begann daher mit klarer und heiterer Stimme sogleich anmutig und ohne Zögern:
     
    Jung bin ich, und in diesen Frühlings stunden
    Ergötz ich singend mich und mit Behagen,
    Weil ich die Lieb in tiefer Brust empfunden.
     
    Wandle ich durch die Frühlingspracht der Auen,
    Der tausend Blüten bunten Farbenglanz,
    Der Lilie Schnee, die Ros im Dornenkranz,
    So glaub ich überall nur ihn zu schauen,
    Den ich erkor in liebendem Vertrauen.
    Sein eigen, weiß ich nichts und will nichts fragen,
    Als was den einen freut, dem ich verbunden.
     
    Tut dann vor ändern wohl der Blumen eine
    Willkommne Ähnlichkeit mit ihm mir kund,
    So drück ich liebend sie an Herz und Mund
    Und sag ihr, was in dem geheimsten Schreine
    Des Herzens ich empfinde, denke, meine.
    Im Strauß mit ändern will ich dann sie tragen,
    Von meinem blonden, weichen Haar umwunden.
     
    Und wie dem Auge Blumen Lust gewähren,
    Gibt mir dies Ebenbild kaum mindres Glück,
    Als stünd er selbst vor meinem trunknen Blick,
    Für den der Liebe Flammen mich verzehren.
    Doch, wie die Düfte dieses Glücks noch mehren,
    Das könnt ich nimmermehr in Worten sagen,
    Nur meine Seufzer sollen wahrhaft es bekunden.
     
    Die Seufzer, welche meiner Brust enteilen,
    Sind nicht, wie die der ändern, bang und schwer,
    Sie schweben froh und liebeswarm einher
    Und schweben zu dem Liebsten ohne Weilen.
    Vernimmt der sie, muß er die Sehnsucht teilen,
    Eilt her zu mir, und all mein banges Klagen
    Hat schnell ein End in seinem Arm gefunden!
     
    Lebhaft lobten der König und alle Damen das Lied Neifiles. Danach aber befahl der König, da die Nacht schon weit vorgeschritten war, daß bis zum folgenden Tag sich jeder zur Ruhe begeben sollte.
     

ES SCHLIESST DES DEKAMERON NEUNTER TAG, UND ES BEGINNT DER ZEHNTE, AN WELCHEM UNTER PANFILOS HERRSCHAFT VON MENSCHEN GESPROCHEN WIRD, DIE IN LIEBES ANGELEGENHEITEN ODER ANDEREN DINGEN GROSSMUT ODER EDELSINN BEWIESEN HABEN.

Noch waren einige Wölkchen im Westen gerötet, während die Wolken im Osten durch die Sonnenstrahlen, die sie schon trafen, an ihren Rändern glänzend wie Gold geworden waren, als Panfilo aufstand und die Damen und seine Freunde rufen ließ. Als alle herbeigekommen waren und er mit ihnen beratschlagt hatte, wohin sie zu ihrem Ergötzen gehen könnten, trat er langsam, von Filomena und Fiammetta begleitet, den Weg an. Die ändern folgten ihnen alle, und viel über ihre künftige Lebensweise redend, plaudernd und antwortend, gingen sie lange Zeit lustwandelnd umher. Doch nachdem sie einen ziemlich langen Spaziergang gemacht, und als die Sonne schon anfing, heißer zu scheinen, kehrten sie zu dem Schlosse heim. Nachdem man die Becher hatte ausschwenken lassen, trank rings um den klaren Quell her, wer da wollte, ein

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