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Das Dekameron

Das Dekameron

Titel: Das Dekameron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Boccacio
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Frieden,
    Und daß, um meine Treu
    Zu lohnen, Gott von Strafen uns befreie,
    Wenn wir empor zu seinem Reich uns schwingen.
     
    Nach diesem Liede wurden noch mehrere andere gesungen, mancherlei Tänze wurden aufgeführt und verschiedene Instrumente gespielt. Als aber die Königin meinte, es sei Zeit, sich schlafen zu legen, ging ein jedes mit vorangetragenen Fackeln in sein Gemach. Die beiden folgenden Tage blieben den Beschäftigungen gewidmet, welche die Königin vorher erwähnt, und alle erwarteten voll Verlangen den Sonntag.
     

HIER ENDET DES DEKAMERON ZWEITER TAG, UND ES BEGINNT DER DRITTE, AN WELCHEM UNTER DER HERRSCHAFT NEIFILES VON DENEN GESPROCHEN WIRD, DIE DURCH SCHARFSINN ETWAS HEISSERSEHNTES ERLANGTEN ODER VERLORENES WIEDERGEWANNEN.

Schon begann Aurora beim Nahen der Sonne ihre Röte mit glühendem Golde zu tauschen, als am Sonntag die Königin aufstand und ihre ganze Gesellschaft wecken ließ. Früher schon hatte der Seneschall allerlei nützliche Dinge in Menge an den bestimmten Ort vorausgesandt, samt einigen geschickten Leuten, die dort alles Notwendige vorbereiten sollten. Als er die Königin schon auf dem Wege sah, ließ er schnell alles übrige aufladen und eilte mit dem Gepäck und der bei den Herren und Damen verbliebenen Dienerschaft weiter, gleichsam als wäre dort ein Feldlager abgebrochen worden.
    Vom Gesang von vielleicht zwanzig Nachtigallen und anderen Vögeln geleitet, wanderte die Königin langsamen Schrittes mit ihren Gefährtinnen und den drei Jünglingen einen wenig begangenen Fußsteig entlang, der sie gen Westen führte, über grünende Wiesen und Blumen, die unter den Strahlen der aufgehenden Sonne ihre Kelche zu öffnen begannen. Noch waren sie schwatzend, lachend und sich neckend nicht zweitausend Schritte gegangen, noch hatte die Sonne kaum eine Stunde lang geleuchtet, als die Königin sie schon zu einem schönen und reichen Palast geführt hatte, der ein wenig über die Ebene erhaben auf einem kleinen Hügel stand. Als die Gesellschaft eingetreten war und sich überall in den sauberen und geschmückten Gemächern, die mit allem, was zur Wohnlichkeit dient, reich versehen waren, umgesehen hatte, lobten ihn alle sehr und meinten, sein Besitzer müsse ein begüterter und prachtliebender Herr sein. Als sie dann niedergestiegen waren und den geräumigen und freundlichen Hof gesehen, die Keller voll trefflicher Weine und das Wasser, das im Überfluß hervorsprudelte, eiskalt gefunden hatten, stieg ihre Bewunderung noch.
    Hierauf erstiegen sie, der Ruhe bedürftig, eine Terrasse, die den ganzen Hof beherrschte und reich mit Laubwerk und Blumen geschmückt war, wie die Jahreszeit sie bot. Kaum hatten sie sich niedergelassen, so erschien der sorgsame Seneschall und erquickte sie mit dem feinsten Backwerk und trefflichem Weine. Dann ließen sie sich einen rings von Mauern umgebenen Garten öffnen, betraten ihn, und da er ihnen gleich bei den ersten Schritten von wunderbarer Schönheit zu sein schien, fingen sie an, seine Einzelheiten näher zu betrachten. Ringsumher und auch mitten hindurch führten viele geräumige und schnurgerade Wege, die, mit Laubengängen von Wein überwölbt, für dieses Jahr Trauben in Menge zu bieten versprachen. Denn unzählige Rebenblüten verbreiteten einen so starken Wohlgeruch durch den Garten hin, daß er im Verein mit vielen anderen anmutigen Düften unsere Gesellschaft glauben machte, sie befände sich inmitten aller Spezereien des Morgenlandes. Die Seiten jener Gänge waren mit Hecken von weißen und roten Rosenbüschen und von Jasmin fast ganz umschlossen, so daß man nicht nur am Morgen, sondern auch wenn die Sonne am höchsten stand, dort unter wohlriechendem und gefälligem Schatten lustwandeln konnte, ohne von ihren Strahlen getroffen zu werden. Allzu langer Erzählung bedürfte es, um zu berichten, was für Gewächse, in welcher Menge und Verteilung, sich in diesem Garten vorfanden; doch fanden sich alle, die unser Klima vertragen und einiges Lob verdienen, dort im Überflüsse.
    Nicht geringeren, sondern noch viel höheren Beifall als alles übrige verdiente es, daß sich in der Mitte dieses Gartens eine Wiese von ganz kurzem und so dunkelgrünem Grase befand, daß es beinahe schwarz zu sein schien. Tausenderlei bunte Blumen sprossen aus ihm hervor, und ringsumher standen grünende kräftige Orangen- und Zitronenbäume, die mit ihren reifen und grünen Früchten und mit ihren Blüten nicht nur dem Auge wohltätigen Schatten boten, sondern auch

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