Das Dekameron
ihm gegeben und habe ihn dann mancherlei tun lassen, was gerade geschehen mußte. Wenn er sich auf die Gärtnerei verstände und wollte sonst bleiben, so glaub ich, würden wir gut bedient werden; denn es tut uns einer not, der stark ist. Auch könnte man ihn brauchen, wozu man wollte, und hätte nicht zu fürchten, daß er sich mit Euren Mädchen aufs Spaßen einließe.« »Wahrhaftig«, sagte die Äbtissin, »du hast recht. Sieh zu, ob er gärtnern kann, und dann mache, daß er dableibt. Schenk ihm etwa ein Paar Schuhe und einen alten Mantel, geh ihm um den Bart und gib ihm gut zu essen.« Der Meier versprach, so zu tun. Masetto war nicht weit. Während er sich aber stellte, als fege er unbekümmert den Hof, hörte er jede Silbe und sagte im stillen: »Wenn ihr mich nur gewähren laßt, so will ich euch euren Garten bearbeiten, wo er bisher brach gelegen hat.«
Als nun der Meier sich überzeugt hatte, daß er sich auf die Arbeit gut verstand, fragte er ihn durch Zeichen, ob er dableiben wolle. Masetto antwortete auf dieselbe Art, er sei bereit, zu tun, was man verlange. So führte ihn jener in den Garten und zeigte ihm, wo er graben solle. Dann besorgte er andere Klosterangelegenheiten und ließ ihn allein. Wie er nun Tag für Tag arbeitete, begannen die Nonnen, ihn zu plagen und mancherlei Unfug mit ihm zu treiben. Auch sagten sie ihm, wie's die Leute manchmal mit Taubstummen machen, die schamlosesten Worte ins Gesicht, weil sie meinten, er könne kein Wort hören. Die Äbtissin schien zu glauben, ihm seien andere Glieder so gut wie die Zunge gelähmt, und bekümmerte sich um diese Neckereien wenig oder gar nicht. Einmal aber traf sichs, daß zwei junge Nonnen, während sie im Garten lustwandelten, bei Masetto vorüberkamen, der sich nach vieler Arbeit ein wenig zum Ausruhen niedergelegt hatte. Sie betrachteten ihn eine Weile, er aber stellte sich, als schliefe er. »Höre«, sagte die eine, die etwas verwegen war, »wüßte ich, daß man dir trauen könnte, so möchte ich dir etwas sagen, was mir schon hundertmal eingefallen ist und was dir vielleicht auch zugute kommen könnte.« »Sage es nur getrost«, antwortete jene, »ich werde es gewiß niemandem verraten.«
Darauf begann die Dreiste: »Ich weiß nicht, ob du wohl schon darüber nachgedacht hast, wie wir so streng gehalten werden und wie sich kein Mann hierhertrauen darf, außer unserem alten Meier und diesem Stummen da. Und doch habe ich wohl öfter von Weibern, die zu uns gekommen sind, gehört, daß alles Vergnügen auf der Welt eine Lumperei ist gegen die Wollust, die eine Frau empfindet, wenn sie vom Manne beschlafen wird. Und so hab ich mir schon oft gedacht, da ich doch keinen ändern dazu kriegen kann, mit dem Stummen da zu probieren, ob das wahr ist. Er schickt sich am besten auf der Welt dazu; denn wenn er auch wollte, könnte er's doch niemand weitererzählen. Du siehst, er ist ein dummer Tölpel, der länger ist als sein Verstand. Und nun sag, was meinst du?«
»Schäme dich«, antwortete die zweite, »was führst du da für Reden! Weißt du denn nicht, daß wir unsere Jungfräulichkeit dem lieben Herrgott versprochen haben?« »Ei was«, versetzte jene, »man verspricht alle Tage wohl mancherlei, und kein Mensch denkt daran, es zu halten. Haben wir sie ihm versprochen, so wird sich wohl die eine oder andere finden, von der er sie statt der unseren kriegt.« »Beim Himmel«, sagte die Gefährtin, »wenn wir nun aber schwanger würden, was sollte dann werden?« Die erste erwiderte: »Nun denkst du gar ans Unglück, noch ehe es da ist. Geschieht es wirklich, dann ist immer noch Zeit, sich auf guten Rat zu besinnen. Es werden sich auch noch Mittel genug finden, daß kein Mensch etwas davon erfährt, wenn wir's ihm nicht selbst sagen.«
Während dieser Rede war die Hörerin schon mehr als die andere lüstern geworden, zu probieren, was für ein Tier der Mann sei. »Gut«, sagte sie, »wie wollen wir's aber anfangen?« »Du siehst«, antwortete die erste, »es ist schon drei Uhr. Die Schwestern, denke ich, werden alle bis auf uns schlafen. Wir wollen uns noch umsehen, ob jemand im Garten ist, und finden wir niemand, nun, dann brauchen wir ihn ja nur bei der Hand zu nehmen und in die Hütte zu führen, die da als Schutz gegen den Regen steht. Dann bleibt die eine mit ihm drinnen, und die andere steht Schildwache. Er ist ja so dumm, daß er mit uns vornimmt, was wir nur wollen.«
Masetto hörte diese ganze Unterhaltung. Er war willig zu
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