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Das Deutsche als Männersprache

Das Deutsche als Männersprache

Titel: Das Deutsche als Männersprache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise F. Pusch
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Matriarchat!

    In den Industrienationen hat die Gebärfreudigkeit der Frauen letzthin erschreckend nachgelassen. Während noch bei unseren Groß- und Urgroßmüttern 10-20 Kinder keine Seltenheit waren, ziehen die meisten von uns die Null-Lösung vor. Wo aber nichts hervorgebracht wird, kann auch nichts wachsen! Und vom Wachstum hängt schließlich unser aller Wohlergehen ab.
    Da also die Frauen sich so schnöde ihrer Gebärpflicht entziehen, hat die Industrie selbst diese Aufgabe übernommen. Die Industrie ist, anders als unsere wahllos drauflosgebärenden Großmütter, auf Effektivität bedacht. Sie produziert grundsätzlich nichts Unrentables — also keine Söhne, denn die können ja nun mal nichts aus sich selbst hervorbringen, diese Wachstums-Flops. Die Industrie gebiert nur Töchter, streng parthenogenetisch, denn diese Methode verursacht den geringsten Aufwand. Die Töchter heißen Tochtergesellschaften. Wenn eine Firma oder Gesellschaft oder ein Konzern eine solche Tochter geboren hat, darf sie sich Muttergesellschaft, Mutterfirma oder Mutterkonzern nennen. Bringt die Tochtergesellschaft wieder eine Tochter hervor, wird die Tochter-Tochter auch wohl Enkelin genannt. Die Firma Icmesa in Seveso ist z.B. eine Enkelin der Hoffmann-La Roche. Nun mag die Hoffmann-La Roche zwar zahllose Enkelinnen haben, deshalb ist sie aber noch lange keine Oma-Gesellschaft. Knackig wie sie ist, produziert sie noch laufend eigene Töchter — Urbild einer vitalen Mutter in den allerbesten Jahren und Umständen. Wir müssen also unterscheiden zwischen altmodischen Müttern, die noch Töchter und Söhne gebären und Gefahr laufen, irgendwann auch mal Oma zu werden, und jenen ewigjungen Müttern, denen die Zukunft gehört, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrieren.
    Da suchen wir immer nach Spuren des Matriarchats in der grauen Vorzeit — und haben es direkt vor unserer Nase! Ein Matriarchat von geradezu utopischer Kühnheit und Konsequenz. Kein männliches Wesen ward jemals gesehen in diesem vor Gebärlust vibrierenden Mütter-Töchter-Clan. Nicht mal bei Hochzeiten (auch Fusionen genannt) — und was sind das doch für gewaltige Mam-mutti-Hochzeiten!
    Ja, die Industrie, diese hocheffiziente Supermutter, ist mindestens so schlau wie eine Krebsgeschwulst. Die bringt nämlich auch nur Tochtergeschwülste hervor, denn nur die garantieren weiteres Wachstum. Von einer Sohngeschwulst ist mir noch nie etwas zu Ohren gekommen.

    Juni 1983

Ich bestätige hiermit die Empfängnis Ihres geschätzten Kindes

    Der Mann ist aktiv, er ist derjenige, der Neues schafft. Die Frau ist passiv, sie ist die Empfängliche und Empfangende.
    Woher mann das so genau weiß? Na! Betrachten wir doch mal denjenigen Vorgang, der als der schöpferische schlechthin gilt: die Erschaffung des Menschen. Die beiden ersten Menschen erschuf Gott (ob die oder der oder das Gott, lassen wir hier mal offen). Alle weiteren Menschen erschuf der Mann. Wer es nicht glauben will, die hat zu viel Medizin studiert und zu wenig die Bibel und »unsere« »Muttersprache. Diese beiden wirklich ehr- und vertrauenswürdigen Quellen lassen keinen Zweifel daran, daß der Mann der Erzeuger der Kinder ist — auf Neudeutsch: ihr Produzent. Er erzeugt sie mittels seines männlichen Samens. Samen braucht Nähr- oder Mutterboden, damit daraus etwas entstehen kann. Wenn für den männlichen Samen gerade keine Gebärmutter zur Hand ist, genügt auch eine Nährlösung und ein Brutkasten, und nach neun Monaten ist das Kind fertig.
    Doch nicht? Da fehlt noch was? Die weibliche Eizelle etwa? Ja dann ist aber doch der männliche Same gar kein richtiger Same, denn aus richtigem Samen entsteht das Neue, es muß nur noch ein bißchen ernährt werden.
    Der männliche Same ist auch kein richtiger Same. Er heißt nur so. Und damit wir Frauen komplett vernebelt würden, wurde früher nicht nur die männliche Keimzelle, die ohne die weibliche gar nichts bringt, »Samen« genannt, sondern auch die gesamte Nachkommenschaft. Zum Beispiel »Abrahams Samen«.
    Kommen wir vom Samen zur Empfängnis. Wer empfängt was? Sie empfängt ein Kind von ihm. Üblicherweise muß ich ja, wenn ich etwas empfange, etwa ein Paket, einen Brief, eine Radio- oder Fernsehsendung, das Empfangene nicht selbst herstellen. Wär ja auch noch schöner! Vielmehr kriege ich es fix und fertig geliefert. Nicht so, wenn ich ein Kind empfange. Da empfange ich nichts außer dem männlichen »Samen«, der mit echtem Samen etwa soviel

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