Das Deutsche als Männersprache
Ähnlichkeit hat wie ein falscher Hase mit einem richtigen. Den »Rest« darf ich selbst erledigen.
Wer jetzt noch daran zweifelt, daß der Mann aktiv und schöpferisch ist und die Frau passiv und empfangend, die ist eben selbst schuld.
Juli 1983
Bettnässen und Busengrapschen
»Das funktionelle Bettnässen stellt eine (beibehaltene oder wieder aufgenommene) Verhaltensstörung dar, die im allgemeinen auf eine falsche Erziehung, auf mangelndes Anpassungsvermögen, seelische Unausgeglichenheit oder eine neurotische Erkrankung des Kindes zurückzuführen ist« (Meyers Enzyklopädisches Lexikon).
Das nenne ich eine klare ernste Sprache, nüchtern und sachlich, kurz: dem Leiden angemessen. Zum besseren Einprägen nochmal die Kernbegriffe: Verhaltensstörung, falsch, mangelndes Vermögen, unausgeglichen, neurotisch, Erkrankung.
Obwohl der Säugling beständig ins Bett macht, hat er zwei Jahre Schonfrist. Erst wenn er es dann immer noch tut, wird er »Bettnäs- „ ser« geschimpft und so energisch therapiert, daß die Störung normalerweise bald abklingt. Erwachsene Bettnässer sind äußerst selten, heißt es.
Wie wir wissen, nässen Säuglinge nicht nur Bett und Windel, sondern sie grapschen auch nach Mamas Busen. Auch dies wird während der Schonfrist nicht als krankhaft definiert. Spätestens im Alter von zwei Jahren jedoch sollte den Kleinen das Busengrapschen wie das Bettnässen abgewöhnt sein. Bei Mädchen gelingt in der Regel beides problemlos, während Knaben sich fast durchweg als gestört erweisen und es hinsichtlich des Busengrapschens oft bis ins Greisenalter bleiben.
In den letzten Wochen ist diese peinliche männliche Geschlechtskrankheit durch den Fall eines einschlägig gestörten grünen Abgeordneten Gegenstand öffentlicher Debatten geworden. Allerdings läßt die Debatte vorerst noch den nötigen Ernst vermissen. So nennt beispielsweise Emma den Gestörten humorig »den grünen Busenfreund«. Würde wohl Emma einen armen Bettnässer »feuchtfröhlich« nennen oder ähnlich? Und Courage spricht von einem »Grapschtick«. Würde Courage wohl das Bettnässen als »Pinkelmarotte« verharmlosen?
Daß die Gestörten selbst ihre Störung verniedlichen würden, war dagegen zu erwarten (sie verwenden das von Bettnässern her bekannte Bagatellisierungsvokabular wie »Aufbauschen«, »Nichtigkeit«, »Sehnsucht nach Wärme« und so weiter).
Halten wir fest: Unsere Männer sind verhaltensgestört. Wir müssen diese Krankheit endlich ernst nehmen. Denn die Erfahrung lehrt: Wer Busen grapscht, der macht auch ins Bett (Alte Ammenweisheit).
Oktober 1983
Stramme Leistung
»Sie trägt keinen BH, und sie kann es sich leisten«, hieß es neulich in der Funk-Uhr über Joan Collins, die in der TV-Serie »Denver-Clan« die Alexis Carrington spielt. Wie schön für Joan Collins, daß sie sich das, was sie tut, auch leisten kann. Das fachmännische Urteil stammt übrigens von einer Frau, Frances Schoenberger, die allerdings mit keinem Sterbenswörtchen verrät, wieso die Collins sich das leisten kann.
Ist ja auch nicht nötig, weil sowieso alle wissen, was gemeint ist. Der Busen der Collins wird halt einer von der zulässigen Sorte sein. Kein Hängebusen, wie er an unsereiner peinlich herunterbaumelt. Und auch kein Winzbusen, den frau mittels eines ausgestopften Büstenhalters zu einer ordentlichen Büste erst aufdonnern muß.
Warum heißt das Ding eigentlich »Büstenhalter« (in der Schule, noch fern von der Pubertät und dem Ernst des Lebens, nannten wir es verächtlich »Busenschoner«)? Unter einer Büste stelle ich mir eher Beethoven in Gips auf dem Klavier vor. Und warum wird der Büstenhalter zu »BH« abgekürzt? Hosenträger heißen doch auch nicht »HT«. Sagen wir vielleicht: »Unser BH (Buchhalter) hat mir neulich einen KH (Kerzenhalter) geschenkt«? Was ist der Unterschied zwischen einem Büsten- und einem Buchhalter, daß der eine abgekürzt wird und der andere nicht?
Nun, der Büstenhalter ist eben intim, und der Buchhalter wird höchstens mal intim. Ein Buchhalter und ein Kerzenhalter können sich sehen lassen, ein Büstenhalter eben nicht. Deswegen wird er zum BH versachlicht, verunkenntlicht, entschärft oder was. Damit wir es uns leisten können, darüber zu sprechen, was wir uns leisten können.
November 1983
Angehübscht
In Nordrhein-Westfalen hat es sich ausgehübscht. Justizministerin Inge Donnepp tritt im Dezember zurück, und dann gibt es keine Frau mehr in der
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