Das Doppelbett
>Freund der Damen< vor, einer mondänen und offenherzigen Publikation, die mit Interesse alles notierte, was sich im Land ereignete. Zum Beispiel die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele.
»Man will Bilder von wohltrainierten Männern sehen. Männer, die sich wirklich bemüht haben, ihren Körper bis zur Vollendung aufzubauen. Die alles hergeben, was in ihnen steckt.«
»Alles hergeben«, dachte Willy.
Es war ein strahlender Tag. Die Sonne schien. Berit ging in einem minimalen Bikini herum, die Reporterin von der Wochenzeitung hatte einen schenkelfreien Rock an, kolossal schöne Beine und einen Ausschnitt, der ganz unvernünftige Kurven ahnen ließ. Willy entschuldigte sich. Er müsse sich nach dem Training duschen.
Er nahm eine kalte Abreibung, aber sie half nicht viel. Als er wieder auf den grünen Vorplatz hinauskam, hatte Berit seinen Lunch gedeckt. Proteintabletten und vier blutige Steaks, abgerundet mit Vollmilch und einer großen Packung ekliger >Pep-Talks<. Birger plauderte mit der Dame von der Wochenpresse und berichtete in malerischen Ausdrücken über die Strapazen, die hinter dem kolossalen Resultat standen.
Es gelte zu entsagen, um zur Höhe hinaufzukommen. Jeder könne eigentlich etwas Großes werden, wenn er sich bloß mit aller Energie dazu entschließe.
Die attraktive Abgesandte des Damenblattes, die aus einem freikirchlichen Milieu kam und deshalb die Dinge beim rechten Namen nannte — außer wenn sie darüber schrieb —, fragte plötzlich Willy geradeheraus:
»Es wird also im Haus hier nicht besonders viel gefickt?«
»Nein, das ist, verdammt soll es sein, nicht der Fall«, wollte Willy spontan sagen, aber hielt sich nach einem Blick auf Axelsson zurück.
»Das kommt darauf an, wie man die Sache betrachtet«, sagte Axelsson. »Hier werden die erotischen Kontakte auf eine andere Ebene übertragen. Man weiß, was man will, und man will, was man weiß. Hoch zu streben erfordert Anspannung. Olympisches Spiel ist olympisches Spiel. Beischlaf ist nicht das einzige hier auf Erden. Jede Sache hat ihren Platz.
Die Gruppe, die Gesellschaft fordert neue Einsätze von jedem einzelnen. Sich in den Schoß der Familie einzuschließen, ist unsolidarisch. Kleinbürgerlich. Soll man Schweden repräsentieren, das Vaterland, den Wohlfahrtsstaat, das Musterland, muß man weitere Perspektiven haben. Das Kollektiv, die Massen müssen aus ihrem privaten, glücksindoktrinierten Familienmilieu heraus. Ich weise nur auf Apollonius Taskippos hin!«
»Wer ist das?« fragte die Reporterin.
»Er war verliebt in eine Spritkassiererin in Albanien«, sagte Willy mit wichtiger Miene und klammerte sich an diesen Strohhalm.
»Das klingt spannend«, sagte die Dame und blickte Willy tief in die Augen. In der Tiefe ihres Blickes flammte ein sehr persönliches Feuer. Als begreife sie seine Lage. Als verstehe sie ihn. Als fühle sie ein gewisses Mitleid mit ihm. Birger Axelsson berichtete enthusiastisch über die Erfahrungen, die man in Tirana gemacht hatte.
Die kurvige Dame machte Notizen.
»Sie möchten vielleicht einen Teil unseres Trainingsprogramms in der Praxis studieren?« fragte Axelsson abschließend. »Wir setzen gleich nachmittags das Training im Übungsraum fort.«
»Gern«, sagte die interessierte Reporterin.
Willy seufzte, schloß aber schnell die Mahlzeit ab und lächelte Berit zu, die dauernd Axelsson anstrahlte.
Im Hobbyraum im Keller hatte man ein Trainingsstudio eingerichtet. Ergostat, Kletterstange, Hanteln, Muskelstrecker, Medizinball und andere kraftfördernde Apparate.
Willy zog seinen Trainingsoverall aus und startete mit einer rasenden Trampfahrt auf dem feststehenden Fahrrad. Er fuhr eine halbe Meile, und die schreibende Schönheit sah fasziniert zu. Als der Schweiß hervorbrach, beendete Willy Bock das Fahrradtraining und warf sich auf die Kletterstange.
Er fühlte sich angespornt von den anerkennenden Blicken der Zuschauer. Er trieb das Klettertempo enorm in die Höhe. Die ganze Zeit starrte er intensiv auf die Frau mit dem Schreibblock. Sie hatte sich auf einen Hocker bei der Tür gesetzt, und ihr kurzer Rock spannte sich um ihre Hüften. Sie war sich deutlich bewußt, daß sie außerordentlich wohlgeformte Beine hatte. Bei den Leistungen, die Willy auf der Kletterstange vollbrachte, ging ein leichtes Zittern durch ihren ganzen Körper. Sie lächelte etwas merkwürdig und mußte hie und da ihre Beinstellung ändern.
Axelsson erklärte gewisse Finessen des Trainingsprogramms, und
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