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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nahmen.
    »Sind Sie noch dran?«
    »Ja, Chef.«
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle, ich komme zu Ihnen.«
    Seine Stimme verriet ebensowenig wie sonst sein Gesicht, dennoch hörte Novello eine gewisse Aufregung heraus, die sie zu einigen Spekulationen veranlaßte. Sie war überzeugt, wenn Wield gerade mit Eiern jonglierte, während seine Lottozahlen gezogen wurden, würde er nicht eine Schale zerbrechen. Wenn dieser Mann also aufgeregt war …
    Sie hatte den Eindruck, hinsichtlich der Postlethwaites alles erledigt zu haben. Also setzte sie sich mit ihrem Bier auf eine Bank im schattigen Teil des Pubs und versuchte, ihre aufrichtige Sorge um das vermißte Kind von der Vorfreude auf ihre wegen des ausschlaggebenden Hinweises anstehende Beförderung zu trennen …
    Als Wield kam, sagte er zu ihr: »Ich gehe mit den beiden alles noch mal durch.«
    »Klar. Ist schon in Ordnung, Chef.«
    »Ich sage das nicht, um Ihre Gefühle nicht zu verletzen«, fuhr er fort. »Ich sage das, damit Sie jetzt ganz genau zuhören, anstatt sich ungerecht behandelt zu fühlen und zu schmollen.«
     
    Er kaute mit den Postlethwaites alles noch einmal durch. Als er fertig war, sagte er: »Ihnen beiden vielen Dank. Sie waren uns eine große Hilfe.«
    Sie ließen Wields Wagen stehen und fuhren in ihrem weiter. Novello nahm unaufgefordert die Hauptstraße Richtung Norden und wartete auf das Schild, das die Abzweigung nach Osten Richtung Bixford anzeigte.
    »Und, was denken Sie?« fragte Wield. »Haben Sie noch was gehört, das Ihnen beim erstenmal entgangen ist?«
    »Sie war sich etwas sicherer, was Form und Farbe des Wagens angeht. Und auch, wie sauber und glänzend er war. Klang nicht wie ein alter Volvo.«
    »Wie ich schon sagte, vielleicht sollte der Wagen dem alten Volvo absichtlich so wenig wie möglich ähneln.«
    »Könnte sein, Chef Aber wenn es ein Auto war, das ihr vertraut ist, hätte sie es dann nicht sofort erkannt? Und ihr Mann …«
    Sie hielt inne, um ihre Gedanken zu ordnen. Wield drängte sie nicht, sondern wartete geduldig darauf, daß sie fortfuhr.
    »Ich hatte den Eindruck, daß er diesen Turnbull gern in Schwierigkeiten mit der Polizei gesehen hätte, aber trotz seiner Antipathie wollte er auf keinen Fall glauben, daß es diese Art von Schwierigkeiten sind. Vielleicht kann er sich einfach nicht vorstellen, daß jemand, der seiner Bella schöne Augen macht, sich auch an kleinen Kindern vergeht.«
    »Das haben Sie im Gefühl?«
    »Das sagt mir mein Instinkt, ja. Aber ich habe noch nicht genug Erfahrung, um zu wissen, ob mein Instinkt sich letztendlich an der Wahrheit orientiert. Aber wie dem auch sei, ich bin wirklich neugierig darauf, diesen Turnbull kennenzulernen.«
    »Warum?«
    »Weil Sie es auch sind. Verraten Sie mir den Grund?«
    »Ganz einfach«, antwortete Wield. »Vor fünfzehn Jahren, als wir den Fall mit den vermißten Kindern in Dendale untersuchten, hieß einer der Verdächtigen Geordie Turnbull. Er fuhr einen Bulldozer auf der Baustelle am Staudamm.«
    Novello stieß einen Pfiff aus. Es war einer der vielen männlichen Laute, die sie im Arbeitsleben zur Tarnung ihrer Weiblichkeit gelernt hatte. Kichern, Kreischen und derlei »mädchenhafte« Geräusche kamen nicht in Frage. Sie hatte ein gutes Ohr und sich sehr bald eine ganze Palette an Tonlagen, Akzenten und Rhythmen erarbeitet. Sie hatte es sogar geschafft – wie diese alte Politikerin, wie hieß sie gleich noch? –, ihre Stimme eine halbe Oktave zu senken. Tatsächlich hatte sie es anfangs sogar ein wenig übertrieben und mit der tiefen, heiseren Stimme so sexy geklungen, daß sie das Gegenteil des Beabsichtigten bewirkte und sich schnell wieder ein paar Töne höher schraubte.
    »Aber Sie behielten ihn nicht im Kreis der Verdächtigen?«
    »Am äußersten Rand, sozusagen. Es gab keine Beweise, daß er zu den fraglichen Zeiten nicht in der Gegend gewesen war, aber noch weniger, daß er da war. Der einzige Grund, warum wir ihn festnahmen, war eigentlich der, daß die Leute im Dorf mit dem Finger auf ihn zeigten.«
    »Er war also nicht beliebt?«
    »Ganz im Gegenteil«, erwiderte Wield. »Jeder – Männer, Frauen, Kinder, sogar eifersüchtige Ehemänner – fand ihn äußerst sympathisch. Aber nach den Unglücksfällen zählte nicht mehr Sympathie, sondern Loyalität. Die Dorfbewohner wollten glauben, daß es ein Auswärtiger war und nicht einer von ihnen.«
    »Ach, herrje«, stöhnte Novello mit dem Überlegenheitsgefühl einer jungen

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