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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sprachlos.
    »Ja«, sagte Pascoe. »Ich sag’s ihr.«
    Er verharrte einen Augenblick ganz still, als ob die Uhren stehengeblieben wären und seine Bewegung sie wieder zum Ticken brächte. Eine Schwester ging an ihm vorbei, blieb stehen, drehte sich um und sagte: »Entschuldigung, Sir, aber hier drin bitte keine Handys benutzen. Sie können Störungen hervorrufen.«
    »Störungen?« sagte Pascoe. »Ja. Natürlich. Tut mir leid.«
    Er ging zurück ins Wartezimmer und legte seinen Arm um Ellies Schultern.
    »Andy läßt dich schön grüßen. Er sagt, sie wird wieder okay.«
    »Ach, wirklich? Wie schön! Das war’s dann wohl. Gehen wir nach Hause.«
    »Ach, komm schon«, meinte er. »Wen hättest du lieber als Optimisten? Den Papst oder den Dicken?«
    Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande und sagte: »Gewonnen.«
    »Ein Stockwerk tiefer gibt es eine Kaffeemaschine, schau, da steht’s. Laß uns hingehen und was trinken.«
    »Und wenn inzwischen was passiert …«
    »Es dauert nur eine Minute. Besser, als hier rumzusitzen … alles ist besser … Alles wird wieder gut, Liebling. Onkel Andy hat’s versprochen, du weißt.«
    Die Tür ging auf. Eine Frau trat ein. Dr. Curtis. Sie war die Kinderärztin.
    Sie kam gleich zur Sache.
    »Ihre Tochter ist sehr krank. Ich fürchte, wir können jetzt bestätigen, daß es Meningitis ist.«
    »Welche?« wollte Ellie wissen.
    »Bakterielle.«
    Das war die schlimmste der beiden Varianten. Selbst wenn er das nicht gewußt hätte, hätte Pascoe es an Ellies Gesichtsausdruck ablesen können.
    Er legte seinen Arm um sie, aber sie entwand sich ihm. Sie suchte nach jemandem, den sie schlagen konnte, so wie es ihm bei dem Direktor und dem Sicherheitsmann gegangen war.
    »Ellie …«
    Sie drehte sich zu ihm um und schrie: »Was sagt Onkel Andy jetzt, hm? Was sagt der feiste Scheißkerl jetzt?«

Fünfzehn
    E dgar Wield war mit sich zufrieden. Er hatte in Bixford die Durchsuchung arrangiert und Geordie Turnbull nach Danby gebracht, ohne bislang die Aufmerksamkeit einer dieser Aasgeier zu wecken, die sich Reporter schimpfen. Das einzig Negative war, daß Turnbulls Anwalt ebenfalls anwesend war und gerade mit seinem Klienten im einzigen Verhörzimmer der Polizeiwache saß.
    Dann kam Nobby Clark und erzählte ihm von Pascoe.
    Keine Einzelheiten. Nur daß Rosie im Krankenhaus lag. Wield wurde übel. Die Pascoes bedeuteten ihm viel, waren für ihn so was wie Familie, und zwar die einzige, die ihm geblieben war, seit seine Schwester emigriert war. Edwin … Edwin war etwas anderes. Er stand ihm näher, ja. Aber war er wichtiger? Nein, nur auf andere Weise wichtig. Er blickte zum Telefon. Er könnte anrufen und herausfinden, was passiert war. Doch er zögerte. Er versuchte zu ergründen, warum. Angst vor dem, was er vielleicht hören würde? Das gewiß. Aber da war noch mehr … Er horchte in sich hinein und stellte entgeistert fest, daß er sich irgendwie schuldig fühlte. Aber weswegen? War er so engstirnig, diese Störung seines neugewonnenen persönlichen Glücks übelzunehmen? Das wäre tatsächlich Grund genug, sich schuldig zu fühlen. Er hoffte inständig, daß dies nicht der Grund war. Aber wenn nicht das, was dann? Er dachte weiter nach, sah es deutlicher, konnte es dennoch nicht glauben. Mußte es schließlich aber. Er fühlte sich verantwortlich. Es war wie eine Ausweitung seiner Gefühle gegenüber dem Fall mit dem vermißten Kind. Irgendein zynischer, selbstverachtender Teil seiner Seele glaubte nicht daran, daß er glücklich sein durfte, und war deshalb überzeugt, daß für jedes Quentchen Glück, das er erlebte, jemand anders weniger bekam. Es war absurd – eine Art von Egozentrik, die ebenso widerwärtig war wie eitle Selbstsucht. Doch er zögerte noch immer, den Telefonhörer abzunehmen. Ihm war, als würde er sich damit zum Urheber aller schlechter Nachrichten ernennen, die ihn bei seiner Nachfrage erwarteten.
    »Der Superintendent ist grad vorgefahr’n«, verkündete Clark, während er ins Büro kam und nervös sein Äußeres im glasgerahmten Bild der Queen überprüfte.
    Angst vor Dalziel war eine gesunde Grundeinstellung, aber der Glaube, daß er sich durch glänzende Messingknöpfe, polierte Schuhe oder sonstigen Blödsinn besänftigen ließ, bedeutete, daß man über das normale Maß hinaus Grund zur Angst hatte, dachte Wield, froh über die Ablenkung.
    Er ging auf den Hof und sah den Dicken in seinem Wagen sitzen. Wie es aussah, hatte er keine Lust

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