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Das Dorf der verschwundenen Kinder

Das Dorf der verschwundenen Kinder

Titel: Das Dorf der verschwundenen Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ihren Gesang ein Gefühl der eigenen Wertschätzung bekam und außerdem die Anerkennung ihrer Adoptiveltern. Danach war es ihr möglich, ihre normale Entwicklung fortzusetzen.«
    »Normal? Hast du mal gehört, wie sie redet?«
    »Meinst du ihren Dialekt? Nun, es wundert mich, daß du daran etwas Abnormales findest, Andy«, sagte sie mit treuherzigem Blick.
    »Ha, ha. Für einen ignoranten Yorkshire-Dämel wie mich mag das ja angeh’n, aber ein Mädchen, das bei den Wulfstans aufgewachsen ist und auf irgendwelchen Eliteschulen unten im Süden war, sie redet freiwillig und aus Überzeugung so. Man muß sie nur singen hören, um das zu erkennen.«
    »Du hast sie singen gehört?«
    »Klar. Im Radio. Mit diesem trübseligen Zeugs, das du auch immer gespielt hast.«
    »Diesem trübseligen Zeugs«, wiederholte sie. »Ist das ein Oberbegriff für meine ganze Sammlung? Oder hattest du ein bestimmtes Stück der Trübseligkeit im Sinn?«
    »Es war eins dieser Lieder über tote Kinder. Mahler. Aber auf Englisch, und sie hat ohne Yorkie-Akzent gesungen.«
    »Ah, ihre ›Kindertotenlieder‹- CD . Hab ich gehört. Sehr interessant.«
    Der Dicke lachte.
    »Hat dir nicht besonders gefallen, wie?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich hab da diesen Kollegen, Peter Pascoe – du erinnerst dich vielleicht an ihn, Ellie Pascoes Mann –, der ist mächtig kulturbeflissen, mit Studium und so. Ich hab versucht, es ihm abzugewöhnen, aber das ist wie Malaria, wenn man’s mal hat, bleibt’s im Blut, und du weißt nie, wann der nächste Anfall kommt. Na ja, und bei ihm und seinesgleichen ist mir aufgefallen, wenn die mal was nicht mögen, es aber unhöflich oder unpassend ist, das direkt zu sagen, dann sagen sie: es ist sehr interessant.«
    Cap Marvell schmunzelte und sagte: »Da hast du uns mal wieder festgepinnt wie die Schmetterlinge, Andy. Aber du hast recht. Die Übersetzung fand ich nicht überragend, und ihre Stimme ist meiner Meinung nach noch nicht reif für diese Lieder.«
    »Warum hat sie sie dann ausgesucht? Oder eher: warum hat die Plattenfirma sie sie aussuchen lassen?«
    »Was Elizabeth für Gründe hat, weiß ich nicht. Aber die Plattenfirma … na ja, es ist ein recht unbekanntes Label, zu unbedeutend, um jemand Berühmtes zu kriegen, also konzentrieren sie sich auf junge Hoffnungsträger, lassen sie für drei oder vier Platten unterschreiben und hoffen, daß sie bis zur dritten oder vierten berühmt geworden sind. Elizabeth hat großes Potential. Nach dem Konzert geht sie nach Rom, wo sie von Claudia Albertini unterrichtet wird, einer der besten Gesangslehrerinnen in Europa. Ich nehme an, sie hat sich auf stur gestellt und der Plattenfirma gesagt, daß sie nur unter Vertrag geht, wenn sie mit den ›Kindertotenliedern‹ anfangen kann. Und die Firma entschied dann, es sei das Risiko wert. Vor allem, wo sie sie in ihrer eigenen Übersetzung singt.«
    »Wieso?«
    »Es wird darüber geredet. Alles, was Interesse weckt und Reklame kriegt, ist gut. Man muß immer noch gut sein, um berühmt zu werden, aber wenn man gut und interessant ist, schafft man es viel schneller an die Spitze. Wie Nigel Kennedy in den Achtzigern.«
    »Hat der nicht auch angefangen, komisch zu reden?«
    »Ja, stimmt. Und du könntest recht haben«, sagte Cap. »Beryl meinte, sie hat in der Schule so gesprochen, um ihre Individualität zu betonen; du weißt schon: ›Ich bin zwar adoptiert, aber von niemandem abhängig.‹ Aber jetzt, wo sie ihre Karriere startet, kann es natürlich auch eine Image-Sache sein. Ich weiß nicht. Wie ich schon sagte, ich kenne das Mädchen eigentlich gar nicht. Aber die Lieder am Mittwochabend zu singen scheint mir keine gute Wahl.«
    »Wegen Lorraine Dacre, meinst du?«
    »Genau. Und auch musikalisch. Ich habe sie noch nie ohne die ursprüngliche Orchesterbegleitung gehört. Sandel ist eine gute Pianistin, aber da geht auf jeden Fall was verloren.«
    Ein Telefon klingelte. Es dauerte eine Weile, bis Dalziel merkte, daß es in seiner eigenen Tasche war.
    »Verdammt«, sagte er. »Diese Dinger lassen einen nie in Ruhe, nicht mal beim Scheißen. Hallo! Wieldy, was ist los? Warten Sie, ich kann Sie kaum versteh’n.«
    Er stand auf, sagte zu Cap: »Den Bierpegel hab ich mir gemerkt« und verließ das Nebenzimmer.
    Als er zurückkam, sagte sie: »Das war ja nicht lang. Ich hab dein Bier kaum angerührt.«
    Er trank das zweite Glas leer, warf einen traurigen Blick auf das dritte und sagte: »Ich muß geh’n.«
    »Immer noch

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