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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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unausgesetztes Geräusch, das mit dem Blöken von Wiederkäuern oder dem Brüllen von Raubthieren nicht zu verwechseln war. Es erschien wie ein wüster Lärm, der mit der Annäherung des Flosses immer zunahm.
    »Ein verdächtiger Lärm, sagte John Cort.
    – Dessen Natur ich nicht zu errathen vermag, setzte Max Huber hinzu.
    – Vielleicht befindet sich da draußen ein Wasserfall oder eine Stromschnelle, meinte der Foreloper. Der Wind weht aus Süden und ich fühle, daß die Luft auffallend feucht, fast nässend ist.«
    Khamis täuschte sich nicht. Ueber den Rio hin trieben Wolken von Wasserstaub, die nur von einer heftigen Bewegung desselben herrühren konnten.
    War der Fluß hier durch ein Hinderniß gesperrt und wurde der Weiterfahrt dadurch ein Ende gemacht, so war das ein so ernstes Ding, daß Max Huber und John Cort an Llanga und dessen Schützling gar nicht mehr dachten.
    Das Floß trieb jetzt ziemlich geschwind weiter, und jenseit der Biegung mußte sich die Ursache des entfernten Geräusches ja bald zeigen.
    Als die Biegung hinter ihnen lag, erwies sich die Befürchtung des Forelopers leider allzusehr begründet.
    Etwa hundert Toisen weiter unten bildete eine Anhäufung dunkler Felsmassen eine von einem Ufer zum anderen reichende Barre, außer einer Oeffnung in der Mitte, durch die das Wasser schaumbekrönt hindurchrauschte. Im übrigen schlug es auf beiden Seiten gegen diesen Naturdamm an oder brandete stellenweise darüber hinweg. Hier befand sich also eine Stromschnelle in der Mitte, und stürzten Wasserfälle an den Seiten hinunter. Gelangte das Floß nicht nach einer der Uferwände und konnte es da nicht festgelegt werden, so wurde es mit hinweggerissen und mußte an der Barre in Trümmer gehen, wenn es nicht gar in der Strömung kenterte.
    Alle hatten ihr ruhiges Blut bewahrt. Jetzt galt es aber, keinen Augenblick zu verlieren, denn die Schnelligkeit der Strömung nahm zusehends zu.
    »Ans Ufer!… Ans Ufer!« rief Khamis.
    Es war jetzt halb sieben Uhr und bei dem dunstigen Wetter herrschte schon bei Beginn der Dämmerung ein unbestimmtes Zwielicht, das die Unterscheidung aller Gegenstände erschwerte.
    Die Sachlage wurde hierdurch nur noch verfänglicher.
    Vergeblich bemühte sich Khamis, das Floß nach dem Ufer zu lenken. Seine Kräfte reichten dazu nicht aus. Max Huber sprang ihm zu Hilfe, um aus der Strömung zu kommen, die in gerader Linie auf die Mitte der Barre zu verlief.
    Zu Zweien erzielten sie wohl einigen Erfolg und es wäre ihnen schließlich gelungen, das Floß aus der Strömung zu drängen, wenn nicht das Steuer gebrochen wäre.
    »Haltet Euch bereit, auf die Steine zu springen, ehe wir in die Stromschnelle gerathen… commandierte Khamis.
    – Es bleibt uns nichts anderes übrig!« antwortete John Cort.
    Auf diese laut ausgesprochenen Worte hin trat Llanga unter der Schutzdecke hervor. Er sah sich um und erkannte offenbar die drohende Gefahr, doch statt an sich zu denken, dachte er an den anderen, den armen Kleinen. Ihn nahm er in die Arme und kniete am Hintertheile des Fahrzeuges nieder.
    Nach einer weiteren Minute war dieses wieder völlig in die Strömung hineingerissen. Vielleicht stieß es doch nicht gegen den Felsendamm und gelangte ohne umzuschlagen glücklich hindurch.
    Doch nein, das Unglück kam heran und mit ungeheuerer Wucht prallte das gebrechliche Fahrzeug gegen einen der Blöcke an der linken Seite. Vergeblich versuchten Khamis und die anderen, sich an der Barre, auf die sie den Kasten mit Patronen, die Waffen und ihre wenigen Geräthe geworfen hatten, noch festzuhalten.
    Alle wurden hinuntergeschleudert in den tosenden Strudel, als das Floß in Stücke ging, dessen Trümmer inmitten des schäumenden Wassers stromabwärts verschwanden.
Zwölftes Capitel.
Unter Bäumen.
    Am nächsten Tage lagen drei Männer lang ausgestreckt neben einer Feuerstätte, auf der eben die letzten Kohlen verglommen. Ueberwältigt von der Müdigkeit und außer stande, dem Schlafe zu widerstehen, waren alle drei, nachdem sie ihre am Feuer getrockneten Kleider wieder angelegt hatten, in halber Betäubung eingeschlummert.
    Doch welche Zeit war es jetzt und war es überhaupt Tag oder Nacht? Keiner von ihnen hätte es sagen können. Nach der seit gestern verflossenen Zeit zu urtheilen, ließ sich jedoch annehmen, daß die Sonne über dem Horizont stehen müsse. Wo lag aber die Ostseite? Wäre diese Frage gestellt worden, so wäre sie unbeantwortet geblieben.
    Befanden sich die drei Männer etwa in

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