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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einer Höhle, an einer Stelle, die kein Lichtstrahl erreichen konnte?
    Nein; rings um sie standen zahllose Bäume so dicht bei einander, daß man höchstens einige Meter weit sehen konnte. Auch während das Feuer noch hell brannte, wäre es unmöglich gewesen, zwischen den dicken Stämmen und den. sie verbindenden Lianen einen für Fußgänger brauchbaren Steg zu entdecken. Die unteren Aeste der Bäume breiteten sich erst in der Höhe von etwa fünfzig Fuß aus. Darüber war das Laub bis zu den höchsten Wipfeln so dicht, daß weder das Flimmern der Sterne noch die Strahlen der Sonne hindurchdringen konnten.
    Ein Kerker hätte nicht finsterer, sein Mauerwerk nicht undurchdringlicher sein können, und doch befand man sich hier nur unter den Baumriesen des großen Waldes.
    In den drei Männern wird der freundliche Leser wohl John Cort, Max Huber und Khamis wieder erkannt haben.
    Wie in aller Welt es gekommen sei, daß sie sich jetzt an dieser Stelle befanden, wußte keiner von ihnen zu sagen. Nach der Zertrümmerung des Flosses an der Felsenbarre, auf die sie sich nicht hatten retten können, waren sie in das dahinjagende Wasser gerissen worden, wußten aber von gar nichts, was nach diesem Unfalle geschehen sein mochte, ebensowenig, wem der Foreloper und seine Gefährten ihre Rettung verdankten und wer sie, bevor sie das Bewußtsein wieder erlangten, nach diesem dichten Theil des Waldes geschafft hätte.
    Leider waren nicht alle dem Unheile entgangen. Einer fehlte: das Adoptivkind John Cort’s und Max Huber’s, der arme Llanga, und außer diesem das kleine Wesen, das der Knabe früher erst selbst einmal gerettet hatte… und wer konnte wissen, ob er nicht bei dem Versuche, dieses nochmals zu retten, elend umgekommen wäre?
    Jetzt besaßen Khamis, John Cort und Max Huber weder Munition noch Gewehre und auch keine sonstigen Hilfsmittel, außer ihrem Taschenmesser und dem kleinen Beile, das der Foreloper immer im Gürtel trug. Ebenso war ihr Floß verloren, und sie wußten auch nicht, wohin sie sich wenden sollten, um wieder an den Rio Johausen zu kommen.
    Die wichtige Frage der Ernährung machte nun ungeahnte Schwierigkeiten, denn an Jagdbeute war ja gar nicht mehr zu denken. Khamis, John Cort und Max Huber sahen sich für die folgende Zeit auf Wurzeln und wilde Früchte, jedenfalls auf kaum zulängliche und obendrein unsichere Hilfsquellen angewiesen. Da stand ihnen doch die Aussicht, Hungers zu sterben, in erschreckender Nähe.
    Ihnen winkte noch eine Frist von zwei bis drei Tagen, denn für diesen Zeitraum hatten sie noch Nahrungsmittel zur Hand, da sich die Ueberreste des Büffels hier wunderbarerweise vorfanden. Nachdem sie einige, bereits gekochte Stücke davon verzehrt hatten, waren sie um das dem Erlöschen nahe Feuer eingeschlafen.
    John Cort erwachte als erster inmitten einer Finsterniß, die auch in der Nacht hätte keine tiefere sein können. Seine Augen gewöhnten sich jedoch allmählich daran und er erkannte zur Noth Max Huber und Khamis, die am Fuße der Bäume lagen. Ehe er sie weckte, bemühte er sich, das Feuer wieder anzuschüren, indem er die unter der Asche glimmenden Zweigenden näher zusammenschob. Dann raffte er einen Arm voll dürres Holz und trockenes Gras zusammen, und bald warf eine lodernde Flamme ihren Schein über die Lagerstatt.
    »Nun – so sprach John Cort für sich – heißt es: überlegen, wie wir von hier wegkommen.«
    Das Flackern des Feuers erweckte auch sehr bald Max Huber und Khamis. Beide erhoben sich fast gleichzeitig. Sie kamen schnell zur Erkenntniß ihrer Lage und thaten, was allein angezeigt war: sie berathschlagten, was zunächst zu thun sei.
    »Wo sind wir denn überhaupt? fragte Max Huber.
    – Da, wohin uns irgendwer geschafft hat, antwortete John Cort, und daraus folgt, daß wir gar nichts von dem wissen, was seit…
    – Etwa seit einer Nacht und einem Tage geschehen ist, fiel Max Huber ein. War es denn wirklich gestern, wo unser Floß an der Barre zerschellte?… Haben Sie darüber ein Urtheil, Khamis?«
    Statt jeder Antwort schüttelte der Foreloper nur mit dem Kopfe. Auch ihm war es ja unmöglich, die inzwischen verflossene Zeit anzugeben oder zu sagen, in welcher Weise ihre Rettung überhaupt zustande gekommen sei.
    »Und Llanga? fragte John Cort. Der ist sicherlich umgekommen, da er nicht bei uns ist. Die, die uns gerettet haben, haben ihn jedenfalls der Stromschnelle nicht entreißen können.
    – Armes Kind, seufzte Max Huber, er war uns so aufrichtig

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