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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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selbst an ihn mit den Worten:
    »Herr Max, Sie sind sich also sicher, bei der Barre Eingeborne bemerkt zu haben?
    – Ganz sicher, Khamis; in dem Augenblicke, wo das Floß an die Felsblöcke stieß.
    – Und auf welchem Ufer?
    – Auf dem linken.
    – Besinnen Sie sich recht, war es auf dem linken?
    – Ja, auf dem linken Ufer.
    – Dann wären wir jetzt also auf der Ostseite des Rio.
    – Ohne Zweifel, stimmte John Cort ein, und folglich im tiefsten Theile des Waldes. Doch in welcher Entfernung vom Rio Johausen?
    – Diese Entfernung kann nicht sehr groß sein, meinte Max Huber. Sie auf einige Kilometer zu schätzen, dürfte schon übertrieben sein. Es ist doch ganz ausgeschlossen, daß unsere Retter, wer sie auch sein mögen, uns sehr weit fortgeschafft haben sollten.
    – Ich bin auch der Ansicht, ließ sich Khamis vernehmen, daß der Rio nicht weit von hier sein kann. Uns muß vor allem daran liegen, ihn wieder zu finden, und sobald wir ein neues Floß gebaut haben, unsere Fahrt unterhalb der Barre fortzusetzen.
    – Wovon sollen wir uns aber bis dahin und später auf der Fahrt bis zum Ubanghi ernähren? warf Max Huber ein. Eßbares Wild können wir doch nicht mehr erlegen.
    – Und außerdem, setzte John Cort hinzu, auf welcher Seite sollen wir denn den Rio Johausen suchen? Zugegeben, daß wir auf das linke Ufer gebracht worden waren; da es uns aber unmöglich ist, eine bestimmte Himmelsgegend zu erkennen, wer kann da sagen, ob wir den Rio in dieser oder in jener Richtung suchen sollen?
    – Und zunächst, sagte Max Huber, wie und wo können wir aus diesem Dickicht herauskommen?
    – Dort!« antwortete der Foreloper.
    Er zeigte dabei nach einem Riß in dem Lianennetze, durch den er und seine Gefährten jedenfalls nach dieser Stelle gebracht worden waren. Weiter draußen war ein dunkler und gewundener Pfad zu erkennen, der gangbar zu sein schien.
    Wohin dieser Pfad, und ob er vielleicht nach dem Rio führte, war natürlich ganz ungewiß. Er konnte sich ja auch mit anderen kreuzen, was die Gefahr nahe legte, sich in diesem Labyrinth noch mehr zu verirren. Und was blieb nach achtundvierzig Stunden an Nahrungsmitteln übrig, wenn der Rest des Büffels verzehrt war?…
    Was sollte dann geschehen?… Für Löschung des Durstes sorgten ja die hier so häufigen Regenfälle, so daß man in dieser Hinsicht nichts zu befürchten brauchte.
    »Auf jeden Fall, bemerkte John Cort, kommen wir nicht aus der Verlegenheit, wenn wir hier wie angewurzelt stehen bleiben. Fort müssen wir… hier oder dorthin… aber fort… fort von hier!
    – Vorher wollen wir wenigstens erst etwas essen,« sagte Max Huber.
    Etwa ein Kilogramm Fleisch wurde nun in drei gleiche Stücke getheilt, und jeder mußte sich mit der dürftigen Mahlzeit begnügen.
    »Und wenn man bedenkt, äußerte Max Huber, daß wir nicht einmal wissen, ob wir jetzt ein Frühstück oder ein Mittagessen verzehren?
    – Das ist gleichgiltig, meinte John Cort, der Magen bekümmert sich nicht um solche Unterscheidungen.
    – Mag sein, er verlangt aber nach einem Trunke, der Magen, und ein paar Tropfen aus dem Rio Johausen würde ich jetzt den edelsten Weinsorten Frankreichs vorziehen!«
    Während des Essens waren alle wieder schweigsam geworden. Die herrschende Dunkelheit machte einen beunruhigenden, quälenden Eindruck. Die mit der feuchten Ausdünstung des Erdbodens gesättigte Luft erschien unter dem Laubdache besonders drückend. In der Umgebung, durch die, wie es schien, nicht einmal ein Vogel fliegen konnte, war kein Schrei, kein Ton, kein Flügelschlag zu hören. Höchstens erstarb zuweilen das Geräusch von einem herabfallenden morschen Zweige bei Aufschlagen auf den Teppich schwammähnlicher Moose. der zwischen den Stämmen die Erde bedeckte. Ganz selten ließ sich etwas wie ein schrilles Pfeifen vernehmen, oder ein Rascheln in trockenen Blättern, wenn kleine, kaum über einen halben Meter lange und zum Glück harmlose Schlangen durch diese hinhuschten. Insecten schwirrten wie gewöhnlich umher und waren mit ihren Stichen auch nicht sparsam.
    Nach beendeter Mahlzeit erhoben sich alle von der Erde.
    Khamis nahm den letzten Rest Büffelfleisch mit und wandte sich dann nach der Oeffnung zwischen den Lianen.
    Noch mehrmals rief Max Huber so laut wie möglich nach dem jungen Eingebornen.
    »Llanga!… Llanga!… Llanga!«
    Vergeblich, nicht einmal ein Echo wiederholte den Namen des Knaben.
    »Nun vorwärts!« sagte der Foreloper.
    Er schritt den anderen voran.
    Kaum hatte

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