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Das Dorf in den Lüften

Das Dorf in den Lüften

Titel: Das Dorf in den Lüften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zugethan!… Wir liebten ihn und hätten ihm so gern ein glückliches Leben bereitet. Erst aus den Händen der Denkas gerettet, und nun… armes Kind!«
    Die beiden Freunde hätten gewiß nicht gezögert, ihr Leben für das Llangas zu wagen. Doch auch sie waren nahe daran gewesen, in dem brodelnden Wasser zu ertrinken, und sie wußten nicht, wem sie ihre Rettung verdankten.
    Es bedarf kaum der Erwähnung, daß sie an das seltsame Geschöpf, das der junge Eingeborne aus dem Wasser gezogen hatte, kaum noch dachten. Das war jedenfalls mit dem Knaben umgekommen. Jetzt drängten sich ihnen ganz andere Fragen auf… Fragen von ernsterer Bedeutung, als jenes anthropologische Problem betreffs eines Typus, der zwischen Mensch und Affe lag.
    John Cort fuhr fort:
    »Soviel ich auch nachsinne, erinnere ich mich doch keines Umstandes nach dem Anprallen an den Steindamm. Nur kurz vorher glaubte ich noch Khamis gesehen zu haben und wie er unsere Waffen und Geräthe auf die Felsblöcke warf.
    – Ganz recht, bestätigte Khamis, und es ist ein großes Glück, daß diese Gegenstände nicht in den Rio gefallen sind. Gleich nachher…
    – Gleich nachher, fiel Max Huber ein, als wir ganz nahe daran waren, verschlungen zu werden, glaubte ich… ja, da glaubte ich, Menschen zu bemerken…
    – Ja, ja… mehrere Menschen, fiel John Cort lebhaft ein, Eingeborne, die Zeichen gebend und schreiend nach der Barre eilten…
    – Sie haben Eingeborne gesehen? fragte der Foreloper höchst erstaunt.
    – Etwa ein Dutzend, versicherte Max Huber, und zweifellos sind diese es gewesen, die uns aus dem Rio gezogen haben.
    – Ferner haben dieselben uns, setzte John Cort hinzu, bevor wir wieder zu uns kamen, hierher geschafft und die Reste unseres Mundvorraths obendrein. Nachdem sie dann ein Feuer angezündet hatten, müssen sie sich beeilt haben, zu verschwinden.
    – Und sie sind so gründlich verschwunden, sagte Max Huber, daß wir von ihnen keine Fährte entdecken können. Das beweist, daß sie auf einen Dank von uns verzichteten.
    – Geduld, mein lieber Max, entgegnete John Cort, möglicherweise halten sie sich doch noch in der Nähe unserer Lagerstatt auf. Es läßt sich ja kaum annehmen, daß sie uns hierher geführt hätten, um uns nachher völlig im Stich zu lassen.
    – Hierher! Wohin denn? rief Max Huber. Daß es im Walde von Ubanghi ein solches Baumdickicht giebt, übersteigt doch jede Vorstellung!… Wir befinden uns ja hier in der schlimmsten Finsterniß…
     

    Khamis suchte ein Stückchen freien Himmel zu entdecken. (S. 154.)
     
    – Zugegeben, doch ist es denn jetzt draußen Tag?« bemerkte John Cort.
    Diese Frage sollte bald eine Lösung im bejahenden Sinne finden. So dicht und dunkel das Blätterdach auch war, bemerkte man doch über den Gipfeln der hundert bis hundertfünfzig Fuß hohen Bäume da und dort ein Stückchen hellen Himmels. Es unterlag also keinem Zweifel, daß die Sonne jetzt das Land umher beleuchtete. Die Uhren Max Huber’s und John Cort’s, in die Wasser eingedrungen war, konnten die Stunde nicht mehr anzeigen. Man konnte also nur noch nach dem jeweiligen Stande der Sonne rechnen, und dazu war es fraglich, ob ihre Strahlen je durch das dichte Gezweig unmittelbar sichtbar würden.
    Während die beiden Freunde derlei Fragen erörterten, ohne sie zuverlässig beantworten zu können, hatte Khamis ihnen zugehört, doch kein Wort dazu gesagt. Er hatte sich erhoben und ging auf dem beschränkten Raume, den die mächtigen Bäume frei ließen und der überdies durch ein Gewirr von Lianen und stachligem Sisiphus begrenzt war, nachdenklich hin und her. Gleichzeitig suchte er durch die Lücken zwischen den Aesten ein Stückchen freien Himmel zu entdecken und bemühte sich, seinen Orientierungssinn wachzurufen, der sich jetzt so nützlich erweisen konnte, wie noch niemals vorher. War er schon früher durch die Waldungen des Congo und die von Kamerun gezogen, so hatte er sich doch niemals in einem so undurchdringlichen Waldgebiete befunden, wie heute hier. Dieser Theil des großen Waldes ließ sich gar nicht vergleichen mit dem, durch den seine Gefährten und er bis an den Rio Johausen gewandert waren. Von dem Punkte aus, wo sie den Fluß erreicht hatten, waren sie in der Hauptsache nach Südwesten zu gefahren, doch wo war Südwesten jetzt zu suchen und sollte der Instinct ihres Khamis ihnen darüber Aufklärung geben?
    Gerade als Max Huber, der seine Unklarheit darüber errieth, den Foreloper fragen wollte, wendete sich dieser

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