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Das Dorf in der Marsch

Das Dorf in der Marsch

Titel: Das Dorf in der Marsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Feststoffeintrag«, unterbrach ihn Große Jäger.
    Â»Wir werden den Einfüllstutzen, diese Art Trichter«, setzte Jürgensen seine Erläuterung fort, »als Nächstes unter die Lupe nehmen.«
    Nacheinander kletterten die vier Beamten von der Plattform hinab.
    Â»Und? Gibt es Neuigkeiten?«, empfing sie Reimer Reimers, dessen Mutter wieder verschwunden war.
    Â»Keine«, antwortete Christoph. »Ihre Mutter erwähnte vorhin eine Nachbarin, die einen ähnlichen Ring tragen würde.«
    Â»Das ist ein Irrtum«, erklärte der Landwirt.
    Â»Ihre Mutter nannte den Namen Gesine Witte, die Frau des Elektrikers. Wie heißt der mit Vornamen?«
    Â»Michel. Eigentlich Michael, aber hier sagen alle nur Michel.«
    Â»Das ist Ihr Bürgermeister in Everschopkoog?«
    Reimers nickte. »Wir sind eine kleine Gemeinde. Unter einhundert Einwohner. Da gilt Paragraf 54 der Schleswig-Holsteinischen Gemeindeordnung.«
    Â»Die besagt, dass es keinen gewählten Gemeinderat gibt, sondern alle wahlberechtigten Einwohner zu einer Gemeindeversammlung zusammenkommen«, zeigte sich Christoph informiert.
    Â»Das ist Urdemokratie wie in der Schweiz«, kommentierte Große Jäger.
    Christoph ging nicht darauf ein. »Michel Witte ist der Bürgermeister. Gibt es einen Stellvertreter?«
    Â»Ja. Sicher. Aber warum fragen Sie?« Reimers schien misstrauisch zu werden.
    Â»Mich interessieren solche Besonderheiten«, wich Christoph aus. »Wer ist stellvertretender Bürgermeister?«
    Â»Na – ich. Aber ich verstehe …«
    Â»Herr Reimers, haben Sie eine Zweitwohnung auf der anderen Seite Eiderstedts?«, fragte Große Jäger unvermittelt.
    Â»Ich? Wie kommen Sie darauf?« Die Ablenkung schien gelungen zu sein.
    Â»An der B 5 zwischen Husum und Tönning gibt es eine Abfahrt mit dem Namen ›Reimersbude‹.«
    Â»Nein. Wieso?«
    Der Landwirt hatte Große Jägers Scherz nicht verstanden. Zu sehr beschäftigte ihn der Fund des abgetrennten Fingers. Dabei waren die Bewohner dieses Ortes durchaus von heiterer Natur. Auf einer eigenen Homepage stellten sie Reimersbude mit den nur acht Häusern im Kernbereich vor und verwiesen auf die gute Erreichbarkeit. Die Abfahrt von der Bundesstraße, der nahe Bahnhof, die Möglichkeit, mit dem Schiff oder Boot von Tönning aus Reimersbude anzusteuern … Nur die Genehmigung für den eigenen Flugplatz sei noch nicht erteilt, ließen die Reimersbuder auf ihrer Homepage wissen.
    Klaus Jürgensen versprach, sich mit der Staatsanwaltschaft in Verbindung zu setzen, um die Genehmigung für die aufwendige weitere Spurensuche im Fermenter einzuholen. Christoph klopfte dem Hauptkommissar auf die Schulter und wünschte ihm und seinem Team viel Erfolg.
    Â»Wir befragen die anderen Dorfbewohner«, erklärte Christoph und ging, gefolgt von Große Jäger, zu seinem Volvo.

DREI
    Große Jäger rekelte sich im Sitz zurecht. »Jetzt fahren wir zu Frau Witte, zeigen ihr den Finger und fragen sie, ob sie weiß, wo der Rest von ihrem Mann steckt.«
    Christoph wusste, dass Große Jäger für manche Überraschung gut war. Andererseits war er bei aller Knorrigkeit immer dann besonders einfühlsam, wenn es darauf ankam.
    Ihr Weg führte sie ein Stück Richtung Husum zurück. Obwohl es nur wenige hundert Meter waren, genoss Christoph die kurze Fahrt. Rechts dehnte sich die weite Marsch. Auf den sattgrünen Wiesen weideten die Schwarzbunten. Die weit verbreitete Milchviehrasse, die eigentlich »Holstein Rind« hieß, war eine der weltweit bedeutsamsten Milchviehrassen. Die Schwarzbunten waren einfach ein Synonym für diesen Landstrich.
    Christoph hatte gelesen, dass eine einzelne Kuh etwa achttausend Kilogramm Milch im Jahr produzierte, Spitzenkühe sogar bis zum Doppelten.
    Zur Linken waren Schafe zu sehen, die friedlich den Deich abgrasten und für den Küstenschutz von immenser Bedeutung waren. Sie hielten nicht nur die Grasnarbe kurz und dicht, sondern waren auch wirkungsvoll im Einsatz gegen Wühlmäuse, die das schützende Bauwerk sonst leichter unterhöhlen könnten.
    Das Grundstück der Familie Witte lag direkt an der Straße. Das ältere Einfamilienhaus war von einem Garten umgeben, auf dessen Vorderseite bunte Herbstblumen ein wahres Feuerwerk an Farben ablieferten. Die Herbstastern blühten in Karminrot, Lavendel und

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