Das Dornenhaus
gemacht hatte.
Sie lächelte entzückt vor sich hin, als das Boot anmutig über das stille Wasser des Beckens glitt.
»Pass auf, lehn dich nicht zu weit über den Rand, damit du nicht hineinfällst«, sagte eine sanfte Stimme hinter ihr.
Kate drehte sich um. Ben Johnson lächelte zu ihr herab. »Hallo, Ben. Wie geht es dir? Was hast du gemacht?«
Ben hatte ein sauberes Arbeitshemd an, dazu Baumwollhosen, die von einem breiten Ledergürtel gehalten wurden. Seine Stiefel waren geputzt und das Haar ordentlich gekämmt. »Ich habe Tomaten auf Hock Lees Wagen geladen. Wir hatten eine gute Ernte. Jetzt wollte ich ein bisschen am Fluss spazieren gehen.«
Kate, die immer noch am Rande des Beckens kniete, beugte sich vor, nahm das tropfende Segelboot aus dem Wasser, raffte ihren langen Rock und lächelte Ben an. »Ich hab eine gute Idee. Ich war gerade im Bootshaus und hab den Stechkahn gesehen … Würdest du mit mir eine Fahrt auf dem Fluss machen?«
Sie kehrten zurück und fanden Mrs. Butterworth im Gespräch mit Hock Lee, der sich gemütlich ins Gras hatte sinken lassen, den Hut über dem Gesicht und neben ihm sein Jackett.
»Ben nimmt mich mit zu einer Bootsfahrt auf dem Fluss«, verkündete Kate.
»Meine Güte, der alte Kahn war seit Jahren nicht im Wasser. Passt auf, dass er nicht leckt«, warnte Mrs. Butterworth.
»Der Wagen ist beladen, Hock Lee.«
»Danke, Ben. Ich schicke den Fahrer auf den Weg. Aber soll ich euch nicht erst helfen, den Stechkahn runterzuheben?«
Mrs. Butterworth ließ ihre Häkelarbeit in den Schoß sinken und sah zu, wie Hock Lee, Ben und Kate den Kahn zu Wasser brachten und bis ans Ende des Anlegestegs zogen, damit Kate einsteigen konnte.
Hock Lee umarmte Kate. »Pass auf dich auf, und viel Spaß. Bis bald.«
»Auf Wiedersehen, Hock Lee. Würdest du bitte meine Briefe in Sydney zur Post bringen? Ich schicke Dad ein Aquarell, das ich vom Garten gemalt habe.«
»Darüber wird er sich bestimmt sehr freuen – eine Erinnerung an zu Hause. Es wird ihm viel bedeuten.«
Kate biss sich auf die Lippen, und Hock Lee tätschelte ihre Hand. »Hab Vertrauen. Das Lachen wird nach Zanana zurückkehren, du wirst schon sehen.«
In der Stille des Sommernachmittags glitt der Stechkahn leicht über den glasklaren Fluss. Ben hielt sich nahe am Ufer, wo die überhängenden Zweige hin und wieder Schatten auf Kates weiße Bluse warfen. Die Bänder ihres Huts flatterten in der leichten Brise, und in der Sonne, die sie von hinten beschien, schimmerten ihre Haarsträhnen wie pures Gold. Ihre Augen waren so blau wie der Himmel über ihr, aber leicht umwölkt, während sie nachdenklich die Fingerspitzen durchs Wasser gleiten ließ.
»Woran denkst du?«, fragte Ben.
»Wie anders es dort sein muss, wo unsere Männer kämpfen.«
Ben schwieg einen Moment lang. »Ja … aber wir müssen dort sein – sie brauchen die Männer. Mach dir keine Sorgen, wir werden alle gesund nach Zanana zurückkehren.«
Kate sah auf in Bens sanfte braune Augen. Eine hellbraune Locke fiel ihm wie immer in die Stirn, und sein freundliches offenes Gesicht war von der Sonne gebräunt. Er lächelte sie schüchtern an, und es dauerte einen Moment, bis ihr der Sinn der Bemerkung bewusst wurde.
»Wir kehren zurück …? Wir?«
»Ja. Ich habe mich zum Militär gemeldet. Mum und Dad habe ich es noch nicht erzählt.«
»Ben! Warum?« Kate richtete sich bestürzt auf und brachte das Boot zum Schaukeln.
Ben setzte sich und hielt sich an den Seitenrändern fest, bis das Boot wieder ruhig lag. »Ist die Frage notwendig? Auch ich muss meinen Anteil leisten, Kate.«
Kate betrachtete seine muskulösen Arme und merkte, wie groß er geworden war. Ben war jetzt ein Mann. Und an der Schwelle zum Erwachsensein war er bereit, sein Leben zu geben, bevor er es gelebt hatte.
»Es ist ungerecht, dass Zanana alle Männer verlieren soll.«
»Mein Vater ist noch da.«
»Ja, aber nur, weil man ihn aus gesundheitlichen Gründen abgelehnt hat, sonst wäre er auch weg. Und er bedauert es so, dass er nicht da drüben bei den anderen ist. Ach, Ben, ich wünschte, ich könnte gehen, etwas tun, statt nur hier zu sitzen, mit Nahrungsmitteln auszuhelfen und Briefe zu schreiben.«
»Wirst du mir schreiben?«
»Selbstverständlich!« Kate schaute weg, Tränen brannten ihr in den Augen.
Ben stand auf und stieß den Kahn weiter durch das Wasser. Nach einer Minute sagte er leise: »Wenn ich da drüben bin, werde ich mich an das hier erinnern.«
Kate sah
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