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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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abspielte.
    Nach wie vor fühlte sie sich in der unordentlichen Redaktion des
Clarion
am meisten zu Hause. Fitz umarmte sie und zeigte ihr gleich den neuesten Beweis technischen Fortschritts – einen kleinen Kühlschrank in seinem Büro, um das Bier kalt zu halten.
    Sie stellte fest, wie unverändert ihr die Stadt erschien, während Fitz ein Bier öffnete und in dem voll gestopften Büro nach zwei Gläsern suchte. Er lachte. »Du würdest dich doch als Erste beschweren, wenn du zurückkämst und hier Modernisierungen vorfinden würdest. Zumindest haben wir jetzt ein Motel.«
    »Tja, ich wünschte mir nur, dass diese Fortschrittsgläubigen den Regenwald am Ende der Hauptstraße in Ruhe lassen würden. Er ist nicht mehr das, was er in meiner Kindheit war. Wann werden wir endlich lernen, solche Kostbarkeiten zu erhalten? Das ist genau wie mit Zanana, Fitz, man wird es erst wirklich zu schätzen wissen, wenn es nicht mehr existiert.«
    »Du klingst so pessimistisch. Ich dachte, du wärst bereit, dich vor aller Augen irgendwo anzuketten wie Mrs. Pankhurst, die Frauenrechtlerin.«
    »Dazu kann es durchaus kommen, wenn Mrs. Bramble sich durchsetzt. Sie ist dabei, eine riesige Protestkundgebung zu organisieren, um die Stadträte vor der nächsten Abstimmung auf ihre Seite zu bringen. Es mag funktionieren, aber ich spüre es in den Knochen, dass da irgendwas faul ist.«
    Fitz gab seiner Zustimmung Ausdruck, indem er Odettes Glas auffüllte. »Das höre ich gern – Knochen, die etwas spüren. Du musst auf deine Knochen hören – und auf deinen Instinkt. Das unterscheidet den erfolgreichen Reporter von der Masse der anderen. Erzähl mir davon.«
    Odette trug ihm die ganze Geschichte vor, einschließlich ihrer Verwirrung wegen Eden Davenport, was ihr einen durchdringenden Blick über den Rand seiner Brillengläser eintrug. Aber er sagte wenig und trank nur langsam sein Bier.
    »Also, diese Entwicklung von Mrs. Bramble gefällt mir. Sie scheint so was wie ein politisches Naturtalent zu sein«, witzelte er. »Und ich würde sagen, während du hier bist und die ländliche Idylle von Amberville genießt, sind da unten die Geschäftemacher im Hintergrund schon eifrig am Werk. Die schmutzigen Geschäfte werden zweifellos in diesem Moment ausgehandelt. So was spielt sich meist zwischen den Sitzungen ab.«
    Odette grinste. »Sie versuchen, mir meinen Urlaub zu vermiesen. Ich hab schon kapiert. Aber ich habe Spitzel, die für mich in der Stadtverwaltung am Werk sind, ganz abgesehen von Mrs. Brambles Spezialeinheit.«
    »Spitzel, was du nicht sagst. Tja, du hast entschieden dazugelernt. Darauf trinke ich.«
    Sie hoben beide ihre Gläser.
    Zwei Tage später, mit der nötigen emotionalen wie auch räumlichen Distanz zu der Zanana-Geschichte, spürte Odette, wie ihr Kopf allmählich klarer wurde. Sie betrachtete die Teile des Puzzles und begann zu sehen, welche noch fehlten.
    Tief in Gedanken ging sie am Flussufer entlang und beschloss, sich in der Nachmittagssonne im Gras auszustrecken. Sie verschränkte die Arme unter dem Kopf und schloss die Augen.
    Als sie fast eingeschlafen war, wehte ihr ein Grashalm ins Gesicht und kitzelte sie an der Nase. Sie wischte ihn weg, aber er fiel ihr wieder aufs Gesicht. Sie fuchtelte mit der Hand, als wollte sie eine lästige Fliege verscheuchen, und spürte plötzlich, wie ihre Hand mit festem Griff gehalten wurde.
    Mit einem erschrockenen Schrei fuhr sie hoch, wollte sich freikämpfen und sah dabei in Zacs blitzende Augen.
    »Erwischt«, sagte er leise und lächelte.
    »Zac! Du bist erstaunlich. Bist du es wirklich oder ist es eine Erscheinung?« Sie richtete sich auf und stieß ihm den Finger in die Brust. »Nein, du bist es wirklich. Was um alles in der Welt macht ein international berühmter Star in Amberville? Ferien weit ab vom Schuss?«
    »Ja und nein. Hauptsächlich bin ich deinetwegen hier. Elaine sagte mir, du seist hergefahren, um Abstand von einer großen Geschichte zu bekommen, die dir zu schaffen macht.«
    »Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht, aber die Sache bedeutet mir viel. Ich dachte, du wärst in Schweden.«
    »Das war letzte Woche. Ich habe beschlossen zurückzukommen.«
    »Nach Australien oder nach Amberville?«
    »Eigentlich zu dir. Ich musste dich sehen.«
    Odette war verblüfft. Er sah sie so ernsthaft an, dass sie sich aufsetzte und ihm tief in die Augen blickte. Dann lachte sie. »Du musstest mich sehen? Und das soll ich glauben? Aber es ist wirklich schön, dich

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