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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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Schwindel.«
    Odette konnte sehen, dass Eden sehr verlegen und wütend war. Als er sich setzte, warf er Odette einen zornigen Blick zu, und sie schüttelte vehement den Kopf, um abzustreiten, dass sie den Stadtrat angestiftet hatte, diese Frage zu stellen.
    »Meine Herren Kollegen«, sagte der Stadtrat mit großem Ernst, »es ist egal, was Hacienda behauptet vorzuhaben – Ihnen gegenüber, Mr. Davenport, oder der Öffentlichkeit gegenüber –, die Firma hat das Recht, so ziemlich alles zu tun, was sie will, wenn der Bebauungsantrag ohne Restriktionen genehmigt wird.«
    Die Debatte über den Zusatzantrag erbrachte nichts Neues mehr, aber er wurde ausreichend unterstützt, und dadurch wurde der Tag der endgültigen Entscheidung hinausgeschoben. Die Abstimmung wurde von der Tribüne mit Jubel begrüßt.
    »Sie haben die Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg«, bemerkte der Reporter aus Kincaid, als er sich eine schlecht gedrehte Zigarette anzündete. »Mr. Beck wird seine Truppen sammeln und zurückschlagen, glauben Sie mir. Die Stimmenverteilung wird nicht so bleiben.«
    Bis zum späten Abend hämmerte Odette ihren zweiten Artikel über Zanana in die Maschine. Er erschien jetzt auf den Nachrichtenseiten, und sie bemerkte schadenfroh, dass ein pfiffiger Redakteur ihm die Überschrift Ist der Garten Eden ein Schwindel? gegeben hatte
    Erst eine Stunde später, als sie im Bett lag und nicht einschlafen konnte, tat es ihr leid, dass sie diesen Einwurf aus dem Publikum nicht weggelassen hatte.
     
    Kaum hatte Eden den Artikel gelesen, rief er bei Odette an und warf ihr einseitige Berichterstattung vor, doch bevor er fortfahren konnte, unterbrach sie ihn. »Wie sicher sind Sie sich wirklich über Hacienda? Die Sache hat ein Schlupfloch, durch das man mindestens mit einer Kanone schießen kann.«
    »Okay, ich gebe zu, dass die Möglichkeit besteht, aber das heißt nicht, dass man bei Hacienda sein Wort brechen wird. Man hat mir erneut versichert, dass man sich definitiv an meine Entwürfe halten wird.«
    »Was sollen die denn sonst sagen? Glauben Sie nicht, dass Sie nur benutzt werden?«
    »Mein Gott, Sie sind wirklich die typische zynische Journalistin. Ich kann nur sagen, warten Sie’s ab, und Sie werden am Ende vielleicht eine ganz andere Geschichte schreiben.«
    »Sie meinen, eine Entschuldigung?«, schnappte Odette. »Das glaube ich kaum. Sie sind doch nur sauer wegen der negativen Reaktion der Öffentlichkeit.«
    Eden schwieg. »Hören Sie, Odette«, sagte er dann, »ich weiß nicht, warum wir uns streiten. Ich habe einen Auftrag bekommen und glaube, dass ich etwas Harmonisches entworfen habe, von dem alle profitieren werden, die Bevölkerung, Zanana und der Bauunternehmer. Hacienda hätte sich genauso gut für etwas anderes entscheiden können. Ich habe sie von meinem Konzept überzeugt, und ich finde, die Leute sollten froh sein, dass sie keine eng an eng gebauten hässlichen Ziegelklötze bekommen.«
    »Das streite ich ja nicht ab. Ich persönlich bin dagegen, dass überhaupt etwas in Zanana gebaut wird, aber wenn es denn schon sein muss, dann wäre ich eher für Ihren Entwurf als für die hässliche Alternative, von der Sie da sprechen. Ich finde es nur gefährlich, wenn der Stadtrat seine Zustimmung gibt und der Schuss dann nach hinten losgeht.«
    Eden seufzte. »Da muss ich Ihnen zustimmen. Aber ich sehe nicht, wie sich das umgehen lässt. Es liegt am System, da ist etwas faul. Ich habe getan, was ich konnte. Die Entscheidung liegt jetzt bei anderen.«
    »Das stimmt genau, Eden. Und diese anderen bemühen sich, Antworten zu finden, glauben Sie mir. An der Sache ist mehr, als Sie denken.«
    »Ich glaube, Sie bauschen das Ganze nur unnötig auf, Odette.« Nach kurzer Pause fügte er in verändertem Ton hinzu: »Es tut mir leid, dass sich das alles zwischen uns gestellt hat.«
    Die Worte trafen sie wie ein fast körperlich spürbarer Schlag.
    Jetzt war Odette diejenige, die schwieg. Sie war nicht damit einverstanden, dass er sich auf Hacienda eingelassen hatte, aber je öfter sie mit ihm sprach, desto mehr erkannte sie, dass er ein aufrechter und ehrlicher Mann war, der höchstwahrscheinlich nur als Schachfigur benutzt wurde.
    Es war frustrierend, dass er das nicht einsehen wollte. Aber sie konnte nicht einfach auflegen, ohne es ein letztes Mal zu versuchen.
    »Eden, sollen wir Waffenstillstand schließen? Ich möchte Ihnen etwas zeigen. Vielleicht betrachten Sie die Sache dann in einem anderen

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