Das Dornenhaus
ihrer Rückkehr nach Sydney fand Odette ihren Schreibtisch mit Telefonnachrichten überhäuft, die dringendste von Mick O’Toole aus der Stadtverwaltung von Kincaid. Sie rief ihn sofort zurück.
Er war im Büro und sprach fast flüsternd. »Der Stadtrat ist immer noch zur Hälfte gespalten, aber es bewegt sich was. Auf den Fluren geht das Gerücht um, dass einer der Stadträte auf die Seite der Bebauungsbefürworter überwechseln wird. Könnte jeder sein, der Geschäftsinteressen hier in der Stadt hat. Und die andere interessante Sache ist die Zuversicht von Stadtrat Beck … und sein neues Auto.«
»Neues Auto?«, fragte Odette verwirrt.
»Er war schon immer ein Liebhaber großer Wagen, aber das waren höchstens Topmodelle von Holden oder Ford. Jetzt hat er sich einen sehr teuren Mercedes zugelegt. Es sieht ihm nicht ähnlich, so viel Geld für ein Auto auszugeben, also glaube ich, dass er vor kurzer Zeit ein sehr gutes Geschäft gemacht haben muss. Nur so eine Ahnung.«
Odette sagte nichts. Die Information wirbelte ihr im Kopf herum, aber sie kam zu keinem endgültigen Schluss. Ihre Gedanken wurden von Mick unterbrochen. »Sind Sie noch dran?«
»Ja. Habe nur nachgedacht. Hören Sie, beschaffen Sie mir die Namen aller Firmen, mit denen er zu tun hat, dann setze ich unseren Finanzexperten dran. Ich habe ihn schon dazu gebracht, Nachforschungen über den Besitzer von Zanana anzustellen. Danke für den Tipp, Mick. Es lebe die Revolution!«
Ihr nächster Anruf galt Mrs. Bramble, um ihr mitzuteilen, dass Zac bei der Kundgebung auftreten und einen Song singen würde, den er extra für Zanana komponieren wollte. »Einen internationalen Star dabeizuhaben ist die beste Garantie dafür, dass wir ein großes Publikum anziehen werden, Mrs. B., besonders aus der jüngeren Bevölkerungsschicht.«
»Warte, bis ich erst die Medien davon unterrichte. Phantastisch, Odette«, begeisterte sich die aufgeregte Mrs. Bramble.
»Tut mir leid, Mrs. B. Ich habe das Erstveröffentlichungsrecht. Kein Wort darüber, bis die Zeitung morgen früh erscheint. Okay?«
Mrs. Bramble war sofort damit einverstanden. »Der Konkurrenz wieder um eine Nasenlänge voraus, was?«, rief sie lachend.
Odette staunte über die überschäumende Selbstsicherheit dieser Vororthausfrau, die bestimmt nie zuvor in ihrem Leben die Autoritäten herausgefordert hatte. »Sie haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet mit dieser Kampagne.«
»Ich habe auch eine prima Mannschaft hinter mir, Odette. Aber ich will dir was sagen, ich habe die Schule mit fünfzehn verlassen, habe jung geheiratet und war der Ansicht, dass ich keine besonderen Qualifikationen besitze. Aber die Jahre, in denen ich den Haushalt geführt, die Familie versorgt, Schulveranstaltungen und andere Gemeindeaktivitäten organisiert habe, die haben mich mehr qualifiziert, als ich gedacht hatte. Viele Frauen im Komitee stammen aus ähnlichen Verhältnissen wie ich. Es ist sehr befreiend … ja … Zanana befreit uns, und wir versuchen, Zanana zu befreien. Siehst du, ich fange schon an, wie eine Politikerin zu reden«, und sie beide lachten.
»Und wie kommt Mr. Bramble damit zurecht?«
»Am Anfang war es etwas schwierig für ihn, und er hat ein bisschen gegrummelt, wenn das Abendessen nicht pünktlich um sechs Uhr auf dem Tisch stand. Aber er hat sich damit abgefunden, und ob du’s glaubst oder nicht, er kocht jetzt sogar, um mich zu entlasten. Kriegt eine prima Lammkeule hin mit allem Drum und Dran. Nicht schlecht für jemanden, der bisher kaum mehr getan hat, als sich Marmelade aufs Brot zu schmieren.«
Danach kam der Anruf bei Eden Davenport.
Er war höflich, aber nicht mehr so freundlich wie zuvor, was Odette ihm nicht verdenken konnte, nachdem sie aus seinem Büro gestürmt war.
»Sie haben mir versprochen, sich mit mir zusammen etwas anzusehen und mir noch eine letzte Chance zu geben, Sie umzustimmen und mit Ihrer Hilfe Hacienda zu überzeugen, die Pläne fallen zu lassen oder zumindest zu ändern«, redete sie ihm zu.
»In Ordnung. Ich will mir von Ihnen nicht vorwerfen lassen, unaufgeschlossen zu sein.« Er sagte allerdings nichts davon, dass er sich freute, sie wiederzusehen. Er wünschte, sie hätten sich unter günstigeren Bedingungen kennen gelernt.
Sie holte ihn ab, und er sah beim Einsteigen auf die Uhr. »Und pünktlich ist sie auch«, bemerkte er.
»Auch?« Die Andeutung eines Lächelns spielte um ihre Lippen, als sie sich in den Verkehr einfädelte.
»Und
Weitere Kostenlose Bücher