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Das Dornenhaus

Das Dornenhaus

Titel: Das Dornenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Di Morrissey
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einzuschleichen, und auf gewisse Weise kann ich sie verstehen.«
    »Du kannst sie verstehen?« Eden hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Ja. Stell dir vor, wie es sein muss, aus einem Waisenhaus nach Zanana zu kommen und dann im wahrsten Sinne des Wortes rausgeworfen zu werden, ohne dass sich das Versprechen von Geborgenheit und Liebe erfüllt hat, auf das sie vertraut hatte. Sie muss sehr an Zanana gehangen haben. Die Tagebücher weisen darauf hin, und sie liebte Catherine. Sie war wahrscheinlich besessen davon, Zanana zurückzubekommen. Die Tragödie dabei ist, dass sich die Liebe in Hass verwandelte, was sich auf ihren Geisteszustand ausgewirkt haben muss, und nun will sie, dass Zanana von dem Bauunternehmen zerstört wird. Erstaunlich, nicht wahr?«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Eden, während Odette zur Anrichte ging und ihnen beiden einen weiteren Drink eingoss. »Sie wurde um das einzige Glück, das sie je gekannt hatte, betrogen, und dafür machte sie Robert MacIntyre und seine Tochter Kate verantwortlich. Zanana war sein Traum, und ihre Rache besteht darin, seinen Traum zu zerstören. Was für eine Geschichte.«
    Odette reichte ihm das Glas. »Es gibt noch ein weiteres Kapitel, und ob du es glaubst oder nicht, die Geschichte wird noch interessanter.«
    »Unmöglich.«
    »Aus Marys Notizen, die ich in den Unterlagen gefunden habe, geht hervor, dass Kates Sohn schließlich versucht hat, seinen Anspruch auf den Besitz geltend zu machen, aber er musste von den Dashfords erfahren, dass ihm rechtlich nichts zustand. Es war nichts mehr da.«
    Odette stellte ihr Glas ab, nahm auch Edens Glas und stellte es auf den Couchtisch. Sie ergriff seine Hände und fuhr mit der Geschichte fort. »Stattdessen machten sie ihn zum Verwalter von Zanana. Sein Name war Alec …«
    Eden schnappte nach Luft. »O mein Gott!«
    Sie spürte, wie seine Hände die ihren umfassten, und er schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, rannen ihm Tränen über die Wangen.
    Odette sagte sanft: »Ja, Alec Davenport wurde als Alec Johnson geboren. Ben und Kate waren deine Großeltern.«
    Sie hob seine linke Hand und berührte den Ring an seinem Zeigefinger. »Dieser Ring stammt wahrscheinlich von deinem Vater. Hock Lee hat ihn Ben zur Hochzeit geschenkt. Mrs. Butterworth beschreibt ihn in ihrem Tagebuch.«
    Eden hob die Hand, bis der Ring direkt vor seinen Augen war, und sah ihn durch einen Tränenschleier hinweg an.
    »Ja. Mir wurde erzählt, es sei der Ring meines Großvaters, aber sonst hat Dad nichts dazu gesagt. Er hat überhaupt nie von Zananas Vergangenheit gesprochen. Er war schrecklich verbittert, und jetzt weiß ich, warum.« Er wurde bleich, während er an dem rosenförmigen Goldnugget drehte. Dieses Verbindungsstück zu seinem Vater und zu Zanana hielt seinen Blick gefangen.
    Odette holte Papiertücher aus einer Schublade der Anrichte und gab sie Eden.
    »Danke«, flüsterte er.
    Sie hockte sich vor ihn und sah ihm in die Augen. »Ich glaube, Zanana gehört dir, Eden.«
    Eine Weile lang schwiegen sie beide. Odette brach das Schweigen. »Ein Schluck Brandy wird dir gut tun.« Sie reichte ihm das Glas, das noch auf dem Couchtisch stand.
    Langsam hob er das Glas, nahm einen tiefen Schluck und schaute Odette an. »Zanana … soll mir gehören? Das ist einfach unvorstellbar. Woher weißt du das?«
    »Matt Tead, ein Kollege von mir, hat sich die Dokumente und Urkunden angesehen, die ich im indischen Haus gefunden habe. Er sagt, da hätten eindeutig vor Jahren illegale Manipulationen stattgefunden, aber es wird wohl einige Zeit dauern, bis die Anwälte das alles geklärt haben werden.«
    Eden stand auf und ging erregt im Raum hin und her. »Das ist alles ein bisschen viel auf einmal. Armer Dad. Jetzt verstehe ich seine Verbitterung. All die Jahre als Verwalter eines Besitzes, der ihm hätte gehören sollen. Wie machtlos er sich gefühlt haben muss. Wie betrogen.« Eden ballte die Fäuste und schüttelte sie, als erlebte er die Enttäuschung nach, die sein Vater empfunden haben musste.
    »Wir haben Zanana verlassen, als ich vierzehn war, und er ist fünf Jahre später gestorben. Ich glaube nicht, dass er Zanana in diesen fünf Jahren ein einziges Mal erwähnt hat. Er sprach nie von seinen Adoptiveltern, und als Kind habe ich mich auch nicht dafür interessiert. Du weißt, wie Kinder sind.«
    Odette ging in ihr Schlafzimmer und kam mit den Tagebüchern und Fotos zurück. Sie breitete sie auf dem Couchtisch aus, und sie versuchten gemeinsam,

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